Die Polizei suchte wochenlang nach der Identität einer Frau, die hartnäckig schweigt. Wie behandeln Spezialisten eine solche Person? Matthias Jäger, Direktor der Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland, gibt Antworten.

Laut Matthias Jäger, Direktor der Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland, kommt psychisch bedingtes Schweigen in dieser extremen Ausprägung sehr selten vor.
Foto: Nicole Pont
Matthias Jäger, vor sieben Wochen wurde in der Notfallstation des Kantonsspitals Bruderholz eine Frau aufgefunden, von der man erst heute durch einen Aufruf der Polizei herausfand, wer sie ist, weil sie kein Wort spricht. Wie geht man in einem solchen Fall vor?
Zunächst muss man eine Person, die gar nicht spricht, körperlich sehr gut untersuchen. So stellt man sicher, dass es keine organischen Ursachen für das Schweigen wie beispielsweise einen Hirntumor, eine Blutung oder einen Infarkt gibt.
Wie geht es weiter, wenn man körperliche Ursachen ausschliessen kann?
Findet man keine körperlichen Ursachen, ist naheliegend, dass psychiatrische Ursachen eine Rolle spielen. Man sagt dem Mutismus oder psychogenes Schweigen. Das ist eine seltene Kommunikationsstörung, bei der keine Defekte der Sprechorgane oder des Gehörs vorliegen. Es gibt totalen und selektiven Mutismus. Der selektive Mutismus kommt jedoch häufiger bei Kindern und Jugendlichen vor, die beispielsweise in der Schule nicht sprechen, zu Hause aber schon.