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Zoom – Der Fotoblog: Werner Bischof: Ein Klassiker in Knallbunt

ZoomEin Klassiker in Knallbunt

Für die Ausstellung «Unseen Colour» wurden Arbeiten des Schweizer Reportage­fotografs Werner Bischof aus den 1940er-Jahren rekonstruiert.

Model mit Rose, Zürich, Schweiz 1939 

Model mit Rose, Zürich, Schweiz 1939 

© Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Der Schweizer Werner Bischof (1916-1954) ist bekannt als sozial engagierter Reportagefotograf, der primär schwarzweiss arbeitete. Und dann das: knallbunte Bilder mit farbigen Rändern. Letzteres ist übrigens kein Fehler, sondern verweist auf den Prozess, welcher den Aufnahmen von Orchideen oder einem Frauengesicht voranging. 

Model mit Rose, Zürich, Schweiz 1939 

Model mit Rose, Zürich, Schweiz 1939 

© Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Dass es Bischof, der 1954 bei einem Autounfall in den Anden ums Leben kam, auch in Farbe gibt, weiss man erst seit wenigen Jahren. 2016 waren zum 100. Geburtstag im Lausanner Fotomuseum Elysée diverse Farbfotografien zu sehen. Marco Bischof, Sohn und Nachlassverwalter, hatte die Schau mitkuratiert.

Trocknendes Getreide, Castel di Sangro, Italien 1946

Trocknendes Getreide, Castel di Sangro, Italien 1946

© Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Letzterer war nun auch bei der aktuellen Ausstellung «Unseen Colour» in Lugano federführend. Nachdem er vor ein paar Jahren im Nachlass seines Vaters Glasplattennegative aus den 1940er-Jahren entdeckt hatte, begann eine ausführliche Recherche. Von jeder Fotografie gab es nämlich drei fast identische Negative auf Glas, aufgenommen mit einer sperrigen Devon-Tri-Color-Kamera. Übereinandergelegt, ergaben die Negative das komplette Bild – darum die farbigen Ränder. Marco Bischof und ein Team vom Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano rekonstruierten für jede Fotografie die korrekte Schichtung der Negative, um sich dem zu nähern, was der Urheber beabsichtigt hatte.

Der Reichstag, Berlin, Deutschland 1946 

Der Reichstag, Berlin, Deutschland 1946 

© Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Zu sehen sind in «Unseen Colour» farbsatte Bilder, teilweise an der Grenze zum Kitsch, die sich aber durch ihre Präzision von der Werbefotografie jener Zeit abheben. Und die gleichzeitig Bischofs Auge fürs Wesentliche offenbaren. Das zeigt sich gerade bei den Arbeiten ausserhalb des Studios, wenn er etwa im zerbombten Berlin Trümmerfrauen fotografiert, die beinahe gemütlich ihre Arbeit verrichten, oder den zerstörten Reichstag im versöhnlichen Abendlicht: als noch frische Erinnerung an das Grauen des Kriegs.

Trümmerfrauen, Berlin, Deutschland 1946 

Trümmerfrauen, Berlin, Deutschland 1946 

© Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Ausstellung Masi Lugano, bis 2. Juli.
Ab 26. August in der
Fotostiftung Schweiz, Winterthur.

Regula Fuchs schreibt über alles Mögliche in der Kultur und darüber hinaus - auch über Katzenleitern oder Klangkäse. Sie hat Germanistik, Theaterwissenschaft und Anglistik studiert und leitet das Ressort Kultur & Gesellschaft.Mehr Infos

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