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YB - Winterthur 2:1: Und dann lässt es YB doch noch krachen

Das letzte Ligaspiel als Spiegel der Saison: Die Young Boys tun sich gegen Winterthur lange schwer und gewinnen trotzdem. Und blicken in eine vielversprechende Zukunft.  

Folgt für Captain Fabian Lustenberger und YB auf den ersten Pokal nächsten Sonntag im Cupfinal gegen Lugano der zweite?

Folgt für Captain Fabian Lustenberger und YB auf den ersten Pokal nächsten Sonntag im Cupfinal gegen Lugano der zweite?

Foto: Urs Lindt (Freshfocus)

Ein YB-Spieler nach dem anderen macht sich auf durchs gelb-schwarze Spalier. Dieses wird von Mitarbeiterinnen des Clubs und verdienstvollen Spielern wie Miralem Sulejmani gebildet, der mit Sohn Luca aus Belgrad angereist ist und vom Berner Publikum mit Sprechchören gefeiert wird. 

Die Super-League-Saison ist seit über zwanzig Minuten beendet, aber nach Hause zieht es an diesem Pfingstmontag niemanden. Das Stadion wartet auf die Pokalübergabe, darunter auch die mitgereisten Winterthurer Fans, die ebenfalls in Feierlaune sind. Ihre Mannschaft ist YB zwar 1:2 unterlegen, aber weil gleichzeitig der FC St. Gallen den FC Sion 4:0 besiegt, verbleibt der Aufsteiger auf Rang 9 und damit in der Liga. Die Walliser müssen in die Barrage, wo sie auf den Dritten der Challenge League, Lausanne-Ouchy, treffen. 

Bringen unter Jubel den Meisterpokal: Miralem Sulejmani mit Sohn Luca.

Bringen unter Jubel den Meisterpokal: Miralem Sulejmani mit Sohn Luca.

Foto: Urs Lindt (Freshfocus)

Um 18.44 Uhr hebt Captain Fabian Lustenberger den Meisterpokal in die Höhe, goldener Glitzer schiesst aus Kanonen und fällt dann auf den Kunstrasen. 74 Punkte holen die Young Boys und somit weniger als bei den vier Meistertiteln in den Jahren davor. Im letzten Jahrzehnt hat gar nur ein Meister eine schlechtere Ausbeute gehabt als sie, das war Basel 2013/2014. YB war oftmals kein berauschender Leader, aber ein immer solider, meist souveräner, der nur einmal nicht an der Tabellenspitze lag.

Aber jetzt spielt das alles keine Rolle, jetzt feiern die Young Boys mit dem Pokal, posieren für Fotos und begeben sich auf eine Ehrenrunde, während «We Are the Champions» von Queen läuft. Nächsten Sonntag bietet sich ihnen wiederum im Wankdorf im Cupfinal gegen Lugano die Chance, erst zum dritten Mal in der 125-jährigen Vereinshistorie das Double zu gewinnen.

Nur eine Hürde bis zur Champions League

Und weil Inter Mailand sich am Wochenende in der Serie A die Champions-League-Teilnahme sicherte (der zweite Finalist der Königsklasse, Manchester City, hat das längst geschafft), steht nun fest, dass die Young Boys nächsten August im Playoff zur Champions League starten. Sie werden dann sehr wahrscheinlich gesetzt sein, mögliche Gegner sind Ferencvaros, Karabach, Slovan Bratislava und Royal Antwerpen. Es sind Konkurrenten auf Augenhöhe. Schon jetzt ist also klar, dass YB mindestens die Gruppenphase der Europa League bestreitet.

YB ist wieder erfolgreich, YB blickt auf eine vielversprechende Zukunft, YB mobilisiert: Auch gegen Winterthur ist das Wankdorf ausverkauft, in 9 von 18 Liga-Heimspielen war das so – ergibt einen Schnitt von 29’097. Das ist nicht nur absoluter Clubrekord, sondern ein nur unerheblich tieferer Wert als die Allzeit-Bestmarke des FCB.

Imeris versöhnliches Ende

Der 2:1-Sieg gegen Winterthur ist rasch erzählt: Die spielerischen Mängel sind auch im letzten Ligaspiel erkennbar, in dem es den Young Boys trotz über 70 Prozent Ballbesitz über weite Strecken an Ideen fehlt, die Defensive der Gäste aufzubrechen. Aber sie verfügen über die individuelle Klasse, das wettzumachen. Das 1:0 nach einer halben Stunde erzielt Jean-Pierre Nsame mit einer wuchtigen Direktabnahme. Es ist sein 21. Saisontor, der 29-Jährige, letzten Sommer nach einem enttäuschenden Halbjahr in Venedig nach Bern zurückgekehrt, ist nach 2020 und 2021 zum dritten Mal der Torschützenkönig der Super League. Seit 2018 ist diese Auszeichnung immer an einen YB-Stürmer gegangen.

Das 2:1 des eingewechselten Kastriot Imeri in der 89. Minute ist gar eines der schönsten Tore der Saison. Dem Genfer gelingt es mit einem Schuss von der linken Strafraumgrenze aus ins rechte Toreck – mit links, seinem schwächeren Fuss notabene.

Das 2:1 von Kastriot Imeri ist nicht nur ein Traumtor, sondern für ihn auch ein versöhnliches Ende nach einer durchzogenen Saison.

Das 2:1 von Kastriot Imeri ist nicht nur ein Traumtor, sondern für ihn auch ein versöhnliches Ende nach einer durchzogenen Saison.

Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)

Imeri zeigt nach einer durchzogenen Saison für einmal, weshalb die Young Boys vergangenen August für ihn den Transferrekord brachen. Vielleicht wird ihm dieser Treffer Aufschwung geben, das jedenfalls werden sich die Berner erhoffen: Imeri dürfte nach dem fest eingeplanten Abgang von Fabian Rieder künftig eine grössere Rolle übernehmen.

Racioppis Leid ist Kellers Freud

Gegen Winterthur steht Marvin Keller im Tor, weil sich Anthony Racioppi am Donnerstag beim Spiel in Lugano im rechten Knie eine Meniskusverletzung zuzog. Der Romand wird frühestens in vier Wochen wieder unter Vollbelastung trainieren können. Er, der David von Ballmoos seit Monaten einwandfrei ersetzt hat, verpasst den Cupfinal. Für ihn ist das bitter, für YB dürfte sein Ausfall dank Keller verkraftbar sein.

Der 20-Jährige wird von Winterthur kaum geprüft. Beim Ausgleich durch Roman Buess, der von einem Fehlpass von Fabian Rieder eingeleitet wird, ist er chancenlos (48.). Nach einer Stunde hat er Glück, rettet die Latte beim Prachtschuss von Hekuran Kryeziu für ihn. Auch dieser Treffer wäre ein ernsthafter Anwärter aufs Tor der Saison gewesen.

Nachtrauern müssen die Winterthurer der Szene nicht. Es gibt an diesem Pfingstmontag in Bern keine Verlierer. Während die Young Boys auch fast eine Stunde nach Abpfiff immer noch auf dem Rasen feiern, gönnen sich die Gäste in den Katakomben ein Bierchen.

Dominic Wuillemin schreibt für Tamedia über Sportthemen – mit Fokus auf Fussball und YB. Vor dem Einstieg in den Journalismus hat er an der ZHAW Journalismus und Kommunikation studiert. Mehr Infos

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