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Umkämpfter Telekommarkt: Quickline etabliert sich als Nummer 4 der Schweiz

Umkämpfter TelekommarktQuickline etabliert sich als Nummer 4 der Schweiz

Mit dem Aufstieg zum nationalen Anbieter bringt das Berner Unternehmen Schwung in den Schweizer Markt. Nun will es mit einem grossen Detailhändler zusammenspannen.

Mitarbeiter von Quickline besprechen sich am Hauptsitz im bernischen Nidau. Der Verbund von Telekomanbietern beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mitarbeiter von Quickline besprechen sich am Hauptsitz im bernischen Nidau. Der Verbund von Telekomanbietern beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Foto: Raphael Moser

Seit September bietet der Telekomverbund Quickline eine landesweite Abdeckung mit Internet, Mobilfunk, Fernsehen und Festnetz an. Das Einzugsgebiet hat sich somit versechsfacht; die Konkurrenz heisst jetzt Swisscom, Sunrise und Salt.

Doch wie gut kommt der vierte grosse Betreiber bei der Kundschaft an? Am Mittwochmorgen lieferte Quickline die Antworten. Der Verbund veröffentlichte erstmals ein Jahresergebnis als nationaler Anbieter.

Die Zahlen zeigen: Quickline konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr im Mobilfunk und im Geschäft mit digitalem Fernsehen neue Kundinnen und Kunden gewinnen. Der Zuwachs beträgt 9,3 Prozent respektive 8,5 Prozent. Im Vergleich zur nationalen Konkurrenz sind die Kundenzahlen von Quickline aber noch bescheiden.

Quickline-Chef Frédéric Goetschmann bestätigt im Gespräch, dass die neue Kundschaft «hauptsächlich von den drei grossen S stammt» – also von Swisscom, Sunrise und Salt. «Selbst von den Zweitmarken der Mitbewerber wechseln die Konsumenten zu uns», sagt Goetschmann. Seit dem Herbst verzeichne das Unternehmen einen Bestellungszuwachs von einem Drittel im Vergleich zu 2021.

Rückläufig sind dagegen die Abonnements für Festnetztelefonie und lineares Fernsehen. Hier bewegt sich Quickline im Branchentrend. Immer weniger Nutzer telefonieren übers Festnetz, sondern brauchen dafür das Smartphone. Im hart umkämpften Schweizer Telekommarkt stieg der Umsatz leicht auf 247 Millionen Franken. Gewinnzahlen gibt Quickline als nicht-börsenkotierter Anbieter keine bekannt.

Der Verbund entstand vor 25 Jahren aus lokalen Netzbetreibern, die sich zusammentaten. Über die Jahre wuchs die Firma mit Sitz im bernischen Nidau zu einem regionalen, später überregionalen und zuletzt nationalen Zusammenschluss. Die Schwerpunkte liegen im Mittelland, in der Zentralschweiz, im Wallis und in Graubünden. Im Kanton Zürich ist Quickline in Glattfelden präsent.

Ohne Zusammenarbeit mit der Konkurrenz geht es aber nicht. Beim Festnetz kooperiert Quickline mit der Marktführerin Swisscom. Beim Mobilfunknetz gibt es eine Partnerschaft mit Sunrise, der Nummer zwei in der Schweiz.

Günstiger als Swisscom und Sunrise

Laut dem Quickline-Chef nennen die Kunden Unzufriedenheit mit dem früheren Anbieter und das Preis-Leistungs-Verhältnis als häufigste Gründe für einen Wechsel zum Verbund.

Branchenkenner Ralf Beyeler siedelt Quickline im schweizweiten Vergleich indes je nach Angebot in der mittleren bis oberen Preisspanne an. «Quickline ist ein eher teurer Anbieter, der jedoch in der Regel günstiger ist als die beiden Marktriesen Swisscom und Sunrise», sagt der Telekomexperte des Vergleichsportals Moneyland. «Doch viele kleinere Anbieter bieten ihre Produkte zu einem noch tieferen Preis an.»

Grundsätzlich seien die Tarife wenig ins Rutschen gekommen, der Wettbewerb finde vor allem über preiswerte Sonderangebote statt.

Frédéric Goetschmann leitet Quickline seit dem Juli 2018.

Frédéric Goetschmann leitet Quickline seit dem Juli 2018.

Foto: Raphael Moser

Umgekehrt deuten die Kennzahlen von Quickline darauf hin, dass der Verbund die eigene Kundschaft halten kann. «70 Prozent der Personen, die von einem Verbundgebiet von Quickline an einen neuen Wohnort zügeln, bleiben bei uns und müssen nicht mehr zur Konkurrenz wechseln», sagt Goetschmann.

Dies war mitunter ein Argument, um Quickline als landesweiten Anbieter aufzustellen. Zu oft gaben Quickline-Kunden einen Wegzug als Kündigungsgrund an.

Quickline strebt Zusammenarbeit mit Detailhändler an

Die Nähe zur Kundschaft gewinnt bei den nationalen Ambitionen von Quickline an Bedeutung. Marketingchef Urs von Ins kündigt an, das Netz an Shops ausbauen zu wollen. Das soll mit einem grossen Vertriebspartner geschehen – vorzugsweise einem Detailhändler.

Konkrete Angaben macht von Ins keine und weist darauf hin, dass das Vorhaben erst in Planung sei. Er betont jedoch die Wichtigkeit von Läden. Dort komme es nach wie vor zu vielen Vertragsabschlüssen, weil die Kundschaft den persönlichen Kontakt schätze. Bislang betreibt Quickline mit Fachhändlern und den 24 Verbundpartnern 37 eigene Shops.

Aktuell erschliesst Quickline rund 400’000 Haushalte. Dank der neuen nationalen Reichweite erreicht Quickline nun alle 3,9 Millionen Haushalte der Schweiz. In erster Linie fokussiert der Anbieter aber auf die Haushalte in der Deutschschweiz.

Jon Mettler ist seit 2018 Wirtschaftsredaktor bei der Zentralredaktion von Tamedia. Er berichtet über Telekommunikation, Digitalisierung, Tourismus und die Uhrenindustrie.Mehr Infos@jonmettler

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