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SCB lanciert die Serie neu: Grosser Kahun statt «Zirkus DiDo»

SCB lanciert die Serie neuGrosser Kahun statt «Zirkus DiDo»

Es geht auch ohne Theater. Der SCB spielt Eishockey und liegt nach dem 5:3-Sieg in Biel nur noch 1:2 zurück. Kahun glänzt mit zwei Toren. Und DiDomenico behält die Nerven.

Der eine behielt einen kühlen Kopf, der andere entschied das Spiel mit zwei Toren. Chris DiDomenico (links) und Dominik Kahun haben gut lachen.

Der eine behielt einen kühlen Kopf, der andere entschied das Spiel mit zwei Toren. Chris DiDomenico (links) und Dominik Kahun haben gut lachen.

Foto: Urs Lindt (Freshfocus)

Er könne den Typen einfach nicht ausstehen, polterte ein Biel-Fan, als er Chris DiDomenico rund eineinhalb Stunden vor Spielbeginn sich mit einem Fussball jonglierend aufwärmen sah. Noch fehlten die Mannschaftsaufstellungen. Die beiden Teams geben sie jeweils erst auf den letzten Drücker bekannt, scheinen sich auch abseits des Eises herausfordern zu wollen. Dennoch war bereits klar, dass Toni Söderholm auch im dritten Duell nicht auf seinen besten Skorer zu verzichten vermochte.

Eigentlich hätte der Berner Trainer beim Stand von 0:2 in der Serie und vor dem Auswärtsspiel in Biel (fast) nichts mehr zu verlieren gehabt. Er hätte statt auf DiDomenico auf Eric Gélinas setzen und mit drei ausländischen Verteidigern agieren können. Doch Söderholm wählte einen anderen Weg. Einen Weg, der da und dort zwar als mutlos taxiert wurde, allerdings nicht minder riskant war. Schliesslich richtete der Stürmer mit der kurzen Zündschnur zuletzt mehr Schaden an, als er von Nutzen war.

Schon im Pre-Playoff gegen Kloten drehte DiDomenico am Rad. Im zweiten Duell gegen Biel löste er dann eine Massenschlägerei aus, nachdem er den am Boden liegenden Viktor Lööv abgeschossen hatte. Danach trat der Kanadier im Kabinengang verbal nach. Wäre der 34-Jährige in Biel, wo er seit seiner Pfeilbogen-Geste in die Richtung der Fans vor sieben Jahren einem roten Tuch ähnelt, erneut ausgetickt, der SCB hätte sich einige unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Schliesslich geht es auch um das Image des Clubs.

«Wollen nicht dumm sein»

«Wir haben vieles besprochen», sagt Söderholm. «Wie die Analysen ausgefallen sind, ist unwichtig. Wir stellen nach Gesprächen mit Trainern und Spielern jeweils ein Team zusammen.» Die Vorkommnisse rund um DiDomenico will der Finne nicht überbewerten. «Schauen wir uns das Ganze doch einmal ohne Emotionen an: Wie viel ist denn wirklich passiert?», fragt Söderholm rhetorisch. «Es ist Playoff. Da geschehen Dinge. Natürlich ist es uns nicht egal, wie wir auftreten. Wir wollen ja nicht dumm sein und haben darüber diskutiert, wie wir uns verhalten wollen.» 

Am Ende lässt sich konstatieren: Söderholm hat alles richtig gemacht. Während der zuletzt verletzte Colton Sceviour zurück ins Team rückte, musste der ungenügende Tyler Ennis die Rolle des Zuschauers einnehmen. Auf dem Eis hielt sich «DiDo», der bei jeder Puckberührung ausgepfiffen wurde, auffallend zurück, liess sich nur selten auf Provokationen ein. Biels Noah Schneeberger landete mit dem Versuch, den Kanadier aus dem Konzept zu bringen, gar selbst auf der Strafbank, nachdem er DiDomenico beim fliegenden Wechsel zu Fall gebracht hatte. Schneebergers Strafe brachte dem SCB das 1:1 ein. Es war die Wende. 37 Sekunden später lag Bern erstmals vorne.

Dominik Kahun, der anstelle von Captain Simon Moser an DiDomenicos Seite stürmte, mutierte mit zwei Treffern zum Matchwinner und gefiel auch sonst. Das spielentscheidende 4:3 gelang ihm elf Minuten vor Schluss per Direktabnahme. «Wir wollten ihn in Schwung bringen», begründet Söderholm die Umstellung. «Man hat ja Bauchgefühle. Trotzdem ist es immer eine Lotterie. Du kannst nie wissen, ob es aufgeht.»

Künzle vorsorglich gesperrt

Kahun, im letzten Jahr Berns Topskorer, gehört zu den stärksten und spektakulärsten Spielern in dieser Liga. Dennoch packte ein Onlineportal unlängst die grossen Buchstaben aus und bezeichnete ihn als zerbrechlich und zweikampfscheu. Auf die Frage, wie es denn sei, hierzulande Playoff zu spielen, mimte Kahun am Samstag den Ahnungslosen. Dann meinte er, es mache Spass. Schon in Deutschland hätte er dieses Gefühl «teilweise» erleben dürfen. Er wisse schon, wie das Playoff funktioniere. Kahun ist dreifacher deutscher Meister, gewann 2018 Olympia-Silber und hat 188 NHL-Partien bestritten.

«Unsere Reise wird immer weitergehen» stand da auf einer wunderbar gestalteten Choreo der SCB-Fans. Wie weit die Reise noch gehen wird, ist offen. Die Mannschaft kommt einer Tischbombe gleich: Man weiss nie, was herauskommt. Dasselbe gilt für DiDomenico. Agiert der SCB jedoch weiterhin so diszipliniert und strukturiert, wird er gegen den Qualifikationszweiten durchaus eine Chance haben. Am Samstag waren es die Seeländer, welche die Nerven verloren. Mike Künzle, der Cody Goloubef von hinten in die Bande checkte, wurde vorsorglich gesperrt. Gleichzeitig hat der Einzelrichter ein Verfahren eröffnet.

Die Serie ist neu lanciert. Der SCB holt sich den so wichtigen Sieg in Biel und liegt nach dem 5:3-Erfolg nur noch mit 1:2 zurück. Am Dienstag geht es in der Postfinance-Arena weiter.

Die Serie ist neu lanciert. Der SCB holt sich den so wichtigen Sieg in Biel und liegt nach dem 5:3-Erfolg nur noch mit 1:2 zurück. Am Dienstag geht es in der Postfinance-Arena weiter.

Foto: Urs Lindt (Freshfocus)

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