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Run auf Yeezy-Kollektion: Jetzt macht Adidas nochmals richtig Kohle mit dem Skandalschuh von Ye

Run auf Yeezy-KollektionJetzt macht Adidas nochmals richtig Kohle mit dem Skandalschuh von Ye

Wegen antisemitischer Aussagen trennte sich Adidas vom Rapper. Nun verkauft der Sportartikelhersteller die Schuhe im Wert von rund 1,2 Milliarden Franken doch. Ye dürfte mitverdienen.

Sneaker-Fans können beim Verkauf von Adidas’ Yeezy-Kollektion ein Stück düstere Schuhgeschichte erwerben – und dabei auch noch Gutes tun, sagt der Konzern.

Sneaker-Fans können beim Verkauf von Adidas’ Yeezy-Kollektion ein Stück düstere Schuhgeschichte erwerben – und dabei auch noch Gutes tun, sagt der Konzern.

Foto: Jonathan Leibson (Getty Images)

Seit Mittwochmorgen können Sneaker-Fans aus aller Welt ein Stück düstere Schuhgeschichte erwerben. Über die Adidas-App vertreibt der Sportartikelhersteller das letzte Produkt seiner gescheiterten Beziehung mit US-Rapper und Designer Ye, der zu Beginn der Liaison im Jahr 2013 noch Kanye West hiess.

Schuhe im Wert von über 1,2 Milliarden Franken lagen seit der öffentlichen Scheidung der beiden Parteien im Oktober 2022 wegen antisemitischer Äusserungen des Rappers in den Lagerhäusern des Konzerns und sollen jetzt – so hofft Adidas-Chef-Björn Gulden – endlich Abnehmer finden.

«Einer der vielleicht kreativsten Menschen.»

Adidas-Chef Björn Gulden über Kanye West

Potenzielle Käufer können sich auf die ersten zwei Schuhpaare, die Yeezy Boost 350 V2 in den Farben Schwarz und undefiniert Grau-Rot, bewerben. Schon wenige Stunden nach dem Verkaufsstart waren bei dem Modell in Schwarz gängige Herrengrössen vergriffen. So weit also alles normal.

Björn Gulden, der West neulich als den «vielleicht kreativsten Menschen» der Sportartikelindustrie bezeichnet hat, ist erst seit kurzer Zeit Adidas-Chef. Den Streit um die Yeezy-Schuhe hat er von seinem Vorgänger Kasper Rorsted geerbt, der das Unternehmen wegen schlechter Geschäftsaussichten vorzeitig verlassen musste. Gulden schätzt also laut eigener Aussage Ye, er dürfte dennoch froh sein, wenn das Thema endlich vom Tisch ist.

Reputationsrisiko begrenzen, Gewinne einstreichen

Die Lösung, die Gulden im Dialog mit vielen Mitarbeitern im Unternehmen erarbeitet haben will, klingt so einfach wie einleuchtend. Was macht man mit Schuhen im Wert von 1,2 Milliarden? Man verkauft sie. Nur kommt das draussen so an, als wolle man zwar die schlechte PR, die der Rapper mit seinen Eskapaden verursachte, künftig nicht mehr haben, aber immer noch mit und an ihm verdienen.

Soll man Schuhe eines Holocaust-Leugners kaufen? Yeezy-Schuhe im Wert von über 1,2 Milliarden Franken liegen noch in Adidas- Warenhäusern.

Soll man Schuhe eines Holocaust-Leugners kaufen? Yeezy-Schuhe im Wert von über 1,2 Milliarden Franken liegen noch in Adidas- Warenhäusern.

Foto: Seth Wenig (Keystone / AP)

Um dieses Reputationsrisiko zu begrenzen, wolle Adidas einen «signifikanten Teil» der Einnahmen aus abverkauften Yeezy-Produkten spenden, so der Konzern, zum Beispiel an die Anti Defamation League (ADL) in den USA. Die Wahl der Organisation ist nicht zufällig. Der Vertrag mit dem Rapper war im Oktober 2022 vor allem wegen antisemitischer Äusserungen Yes beendet worden.

Vielen Sneaker-Fans dürfte die Kontroverse relativ gleichgültig sein. Der aktuelle Sale ist gerade für Sammler eine interessante Gelegenheit, handelt es sich doch um die aller Voraussicht nach letzte Yeezy-Kollektion aus dem Hause Adidas. Es sind Schuhe, die zwar eine ein wenig antisemitische, aber immerhin eine Geschichte erzählen. Welcher Schuh kann das schon von sich behaupten?

Nachdenklichere Sneaker-Fans dagegen stehen vor einem Dilemma: Ist es vertretbar, Schuhe aus der Kollektion eines Mannes zu tragen, der sich wiederholt antisemitisch geäussert und den Holocaust geleugnet hat?

«Wir werden unseren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen.»

Medienmitteilung von Adidas

Und ist es ein bisschen vertretbarer, wenn mit dem Erlös des Schuhverkaufs Organisationen unterstützt werden, die sich gegen Antisemitismus engagieren? Die Antwort dürfte in vielen Fällen davon abhängen, wie gross der «signifikante Anteil» vom Erlös eines Schuhpaars tatsächlich ist. Adidas will dazu auch auf mehrfache Nachfrage keine genaueren Angaben machen.

Ye wird wohl mitverdienen

Ebenso unklar ist die Frage, ob der US-Rapper vom Verkauf der Schuhe ebenfalls profitieren wird. Adidas sagt: «Wir werden unseren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und genauso unsere Ansprüche geltend machen, äussern uns dazu aber im Detail nicht weiter.» Ein Sprecher von Ye liess eine Anfrage unbeantwortet.

Die von Adidas gekündigten Verträge mit Ye lassen jedoch vermuten, dass der Rapper durchaus mitverdienen dürfte. West, ein selbst erklärter Nike-Fan, wechselte 2013 nur zu Adidas, weil Nike sich weigerte, ihm genauso wie den Sportstars einen Teil der Erlöse aus den Verkäufen ihren Signature-Schuhe abzugeben.

Vielleicht hat der Unwillen der Parteien, sich zu finanziellen Fragen zu äussern, auch mit den zahlreichen Gerichtsverfahren zu tun, die sich mit den Scheidungs- und Sorgerechtsfragen im Fall Yeezy beschäftigen. Vor wenigen Tagen erst lehnte es ein US-Gericht ab, Gelder von Yeezy, die von Ye kontrolliert werden, weiterhin einzufrieren. Und Adidas wiederum wurde vor wenigen Wochen von Aktienbesitzern auf Schadenersatz verklagt. Das Unternehmen habe die spätestens seit 2018 bekannten Probleme mit Ye unter den Teppich gekehrt und damit Anlegern mögliche Risiken verschwiegen.

Angesichts dieser Probleme ist nachvollziehbar, dass das Unternehmen den Ye-Schlussverkauf so geräuschlos wie möglich über die Bühne bringen will. Wie erfolgreich der Verkauf tatsächlich lief, dürfte sich im Nachhinein an Quartalsberichten ablesen lassen. Adidas-Chef Gulden hatte angekündigt, dass das Unternehmen mit bis zu 700 Millionen Franken Verlust rechnet, wenn es die Yeezy-Produkte nicht verkauft bekommt.

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