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Rohöl- und Benzinpreise weiterhin ganz im Bann der Geopolitik – 5 Punkte zur Lage

23 Bilder, die Russlands Militärparade auf den Punkt bringen

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23 Bilder, die Russlands Militärparade auf den Punkt bringen

quelle: imago-images

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Die Ukraine kann ihren Abwehrkampf gegen Russland mit neuen milliardenschweren Hilfen aus den USA fortführen. Gut eine Woche nach dem Repräsentantenhaus verabschiedete am Donnerstag auch die andere Kongresskammer, der Senat, mit grosser Mehrheit das Paket mit einem Volumen von fast 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro). Sechs Milliarden Dollar sind für direkte militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen, die von Russland vor fast drei Monaten angegriffen wurde. US-Präsident Joe Biden muss das Gesetzespaket noch unterzeichnen.

Derweil wird in Brüssel um ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland gerungen. Doch auch die pandemische Lage in China wird von den Akteuren an den Rohstoffmärkten genauestens im Auge behalten – und nicht nur an den Rohstoffmärkten, treiben die steigenden Ölpreise doch die Teuerung.

Das Rohöl verspürt wieder Auftrieb

Während andere Rohstoffe derzeit eher günstiger werden, verspürt das Rohöl wieder Auftrieb. Erst vor wenigen Tagen stieg der Preis für ein Fass der Sorte Brent Crude (159 Liter) zeitweise auf knapp 116 Dollar. Auch die Konsumenten spüren dies an der Zapfsäule.

Konkret ist der aktuelle Preis beim Rohöl der höchste Stand seit Ende März. Rohstoffhändlern zufolge wird der Preis vor allem von der Geopolitik bestimmt, namentlich vom Krieg in der Ukraine sowie von den wirtschaftlichen Vergeltungsmassnahmen des Westens gegen Russland.

Öl-Speicherbehälter in Usisnk, 1500 km nördlich von Moskau.

Öl-Speicherbehälter in Usisnk, 1500 km nördlich von Moskau.Bild: keystone

Ringen in Brüssel um Öl-Embargo

Eigentlich müsste das europäische Öl-Embargo gegen Russland längst in trockenen Tüchern sein. In Brüssel ringen die Aussenminister der europäischen Mitgliedstaaten nunmehr schon seit Wochen um eine Einigung. Widerstand kommt nicht zuletzt von Ungarn. Das Land begründet seine Ablehnung mit der hohen Abhängigkeit von russischen Öllieferungen.

Auf andere Lieferanten umzustellen sei mit hohen Kosten verbunden, heisst es. Eigenen Aussagen zufolge will Ungarn dem Embargo nur dann zustimmen, wenn sich die Europäische Union mit Beihilfen in Milliardenhöhe an einer Umstellung auf andere Lieferanten beteiligt.

Trotz des wochenlangen Seilziehens sind sich Beobachter allerdings einig, dass ein Durchbruch bei den Verhandlungen immer noch möglich ist. Ganz unerwartet käme ein solcher daher nicht. Dieselben Beobachter schliessen deshalb nicht aus, dass ein Durchbruch sogar Gewinnmitnahmen auslösen und für rückläufige Preise sorgen könnte.

Auswirkungen der Pandemie in China

Für den Rohstoffexperten Carsten Fritsch von der Commerzbank spielt neben dem Krieg in der Ukraine und den Vergeltungsmassnahmen gegen Russland auch die pandemische Situation in Schanghai und in anderen chinesischen Grossmetropolen vermehrt wieder in die Preisgestaltung beim Rohöl mithinein.

Erst kürzlich habe der stellvertretende Bürgermeister von Schanghai durchblicken lassen, dass der Corona-Lockdown gelockert werden könnte. Sollten die Beschränkungen gelockert werden, müsste das zu einer Belebung der chinesischen Ölnachfrage führen und so für steigende Rohölpreise sorgen.

Steigende Rohölpreise treiben die Teuerung

Es ist auch kein Geheimnis, dass die stark gestiegenen Preise für Rohöl und andere Erdölerzeugnisse als treibende Kraft hinter dem Teuerungsschub der letzten Monate stehen. So sind etwa in Deutschland die Produzentenpreise im März im Jahresvergleich um 30.9 Prozent gestiegen.

Heizöl kostete im März 131 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor, Erdgas sogar 145 Prozent mehr. Über sämtliche Energiepreise hinweg war ein Zuwachs um 84 Prozent zu verzeichnen. Damit musste auch an der Zapfsäule mehr fürs Benzin bezahlt werden.

Etwas weniger angespannt als in Deutschland präsentiert sich die Situation in der Schweiz. Im März lagen die Produzentenpreise um 4.1 Prozent über den Vorjahresmonat. Einerseits erklären sich Experten diese Diskrepanz mit der geringeren Abhängigkeit der Schweiz von den Energiepreisen.

So sank etwa der Erdölverbrauch in der Schweiz von 278'000 Fass im Jahr 2001 auf 179'000 Fass im Jahr 2020. Seither dürfte der Verbrauch sogar noch weiter nachgelassen haben. Andererseits verweisen Experten aber auch den weiterhin starken Franken. Mit letzterem liess sich der Anstieg bei den Energiepreisen zumindest etwas abfedern.

Vorgehen gegen Preisabsprachen

Die Hoffnungen beruhen nun auch auf den USA. Dort könnte der US-Kongress ein altes Gesetz reaktivieren. Dieses würde es ermöglichen, die Organisation Erdölexportierender Staaten (OPEC) für Preisabsprachen zu belangen.

Eine Reaktivierung war einst schon für 2007 geplant. Das Vorhaben scheiterte allerdings am Widerstand des damaligen Präsidenten George W. Bush. Unter dem Demokraten Joe Biden scheint Experten eine Reaktivierung des Gesetzes wahrscheinlicher. Auch das wäre wohl von geopolitischer Tragweite - womit sich der Kreis wieder schliesst. (saw/sda/awp)