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Kritik an Millionenvergütung: Wie die On-Chefs ihre Millionensaläre verteidigen

Kritik an MillionenvergütungWie die On-Chefs ihre Millionensaläre verteidigen

Der Aktienkurs sinkt, die Turnschuh-Firma schreibt Verluste, doch das Management erhält 83 Millionen Franken Vergütung. Bei «Gredig direkt» haben zwei On-Leute die Summen erklärt.

In der SRF-Sendung «Gredig direkt» erklärte Co-Chef Marc Maurer die Millionenvergütungen des On-Teams.

Video: Tamedia (SRF)

Über 83 Millionen Franken erhielten die drei Mitgründer und die zwei Co-Chefs des Schuhherstellers On letztes Jahr an Vergütung. Das sind im Schnitt über 16 Millionen pro Person, also mehr, als beispielsweise die CEOs von UBS oder Roche verdienten. Dabei schrieb das Zürcher Unternehmen einen Nettoverlust von 170 Millionen Franken, weil Vergütungen von total 199 Millionen Franken an das Management und auch viele Mitarbeitende gingen.

Wie passt das zusammen? In der SRF-Sendung «Gredig direkt» verteidigten Co-CEO Marc Maurer und Mitgründer David Allemann die Millionenbeträge. «Der grösste Teil davon sind On-Aktien, die weiterhin im Unternehmen bleiben», sagt Maurer zu den über 16 Millionen Franken, die er erhalten hat. «Es ist nicht Bargeld, das wir morgen zur Verfügung haben.» 13,5 Millionen Franken ist das Aktienpaket wert, das die drei Gründer und die zwei Co-Chefs erhalten haben und nur unter bestimmten Bedingungen verkaufen können. Mittlerweile ist der Wert dieses Pakets gefallen, der Kurs fiel zuletzt innert Monatsfrist von 24 auf unter 17 Dollar. Zuletzt notierte das Wertpapier bei 19 Dollar, weit unter dem Ausgabepreis von 35 Dollar.

Der traditionelle erste Glockenschlag: Die drei Gründer und die zwei Co-Chefs beim Börsengang am 15. September 2021 an der New Yorker Börse NYSE.

Der traditionelle erste Glockenschlag: Die drei Gründer und die zwei Co-Chefs beim Börsengang am 15. September 2021 an der New Yorker Börse NYSE.

Foto: Richard Drew (AP/Keystone)

Die Entscheidung für die Millionenpakete hätten nicht die fünf Topleute bei On allein gefällt, erklärt Maurer weiter. «Wir sind vor drei Jahren mit den Aktionären zusammengesessen und haben beschlossen, dass das gesamte Team von On 4 Prozent der Wertsteigerung des Unternehmens erhalten soll über die nächsten drei Jahre.» Diese zusammen mit den Aktionären getroffene Entscheidung, dass das Team profitieren solle, sei absolut richtig gewesen. Man habe nicht damit gerechnet, dass dann so hohe Beträge herauskämen. «Das übersteigt auch unsere wahnsinnigsten Vorstellungen», sagt Maurer, «so denkt man nicht voraus.»

Und auch den Vorwurf von Urs Gredig, dass sie absahnen würden, während die Aktionäre nichts davon hätten, kontert der Co-CEO. «Es stimmt nicht ganz, dass die Aktionäre nicht profitiert haben», sagt er, denn wer «damals», also vor dem Börsengang, schon eingestiegen sei, habe die Chance erhalten, seine Anteile mit Gewinn zu verkaufen. Dividenden für alle Aktionärinnen und Aktionäre gibt es hingegen nicht, so können auch jene profitieren, die seit September 2021 ins Unternehmen investiert haben. 

Sie gaben bei «Gredig direkt» Auskunft über die Vergütungen, aber auch über den weiten Weg bis zum erfolgreichen Schuhhersteller: Mitgründer David Allemann, links, und Co-CEO Marc Maurer. (27.2.2019)

Sie gaben bei «Gredig direkt» Auskunft über die Vergütungen, aber auch über den weiten Weg bis zum erfolgreichen Schuhhersteller: Mitgründer David Allemann, links, und Co-CEO Marc Maurer. (27.2.2019)

Foto: Urs Jaudas

Aber was setzen diese Millionenvergütungen, welche selbst Bankersaläre übersteigen, für Zeichen? Passt das zu einem Unternehmen, das stets seine ethischen und moralischen Werte betont, will Gredig wissen. Wichtig sei, dass es nicht Managerlöhne seien, von denen man hier spreche, sagt Gründer und Co-Verwaltungsratspräsident David Allemann, sondern eine Beteiligung am Unternehmen. Die Aktionäre hätten entschieden, dass vier Prozent an das Team gehen sollten, wenn es durch den Börsengang zu einer Wertsteigerung komme. «Das ist nicht unmoralisch», sagt Allemann. «Heute erschrickt man über die Zahl», gibt der Mitgründer zu. Aber vor drei Jahren habe das niemand in dieser Höhe erwartet und die Aktionäre hätten ja auch ein Interesse gehabt, einen solchen Anreiz zu schaffen.

Co-Chef Maurer würde sich gerade in der Schweiz etwas mehr Unterstützung und weniger Missgunst wünschen, sagt er. In den USA sei viel positiver über ihre Leistung berichtet worden als in der Schweiz, wo sie zu Hause seien. «Es ist gut, dass Schweizer Journalisten kritisch auf Themen schauen», sagt Maurer, «aber ich würde mir für das Schweizer Unternehmertum und die vielen Start-ups wünschen, dass die Leistungen und die Wertschöpfung dieser Menschen mehr geschätzt werden.»

Markenbotschafter und Investor Roger Federer mit dem On-Team Caspar Coppetti (links, Mitgründer), Marc Maurer (Co-Chef), Olivier Bernhard (Mitgründer), Martin Hoffmann (Co-Chef) und David Allemann (Mitgründer).

Markenbotschafter und Investor Roger Federer mit dem On-Team Caspar Coppetti (links, Mitgründer), Marc Maurer (Co-Chef), Olivier Bernhard (Mitgründer), Martin Hoffmann (Co-Chef) und David Allemann (Mitgründer).

Foto: PD

Allemann ergänzt, dass die Kritik an der Qualität der Produkte, den hohen Preisen und den Vergütungen sie schon treffe. «Aber gleichzeitig muss man da rauszoomen und sagen, das ist halt der kritische Schweizer Geist», erklärt Allemann. Da werde sehr genau hingeschaut, das sei ihnen bewusst. «Das hält uns alle auch am Boden und ist gesund so, denn das ist auch unsere Unternehmenskultur, dass wir am Boden bleiben wollen», sagt der Mitgründer.

Wie geht es nun aber weiter mit den Vergütungen bei On? 2022 gilt das gleiche Programm wie letztes Jahr, wie Co-CEO Maurer erklärt, das heisst, Management und Team erhalten wieder vier Prozent der Wertsteigerung. Dann läuft die von den Aktionären beschlossene Regel aus und die Vergütungen werden der «neuen Realität eines börsenkotierten Unternehmens» angepasst, wie Maurer ausführt. Dann werde es entsprechend andere Zahlen geben.

anf

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