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Kriminalstatistik Zürich: Immer weniger Diebstähle im Kanton – weil kaum mehr bar bezahlt wird

Kriminalstatistik ZürichImmer weniger Diebstähle im Kanton – weil kaum mehr bar bezahlt wird

Seit Jahren wird im Kanton Zürich immer weniger gestohlen. Nur in den Badis wird so viel geklaut wie nie zuvor.

Sommer, Sonne und gute Laune überall – und vielleicht den einen oder anderen Taschendieb. 

Sommer, Sonne und gute Laune überall – und vielleicht den einen oder anderen Taschendieb. 

Foto: Giorgia Müller

Auch wenn es lange nicht danach aussah, der Sommer kommt auch dieses Jahr. Ganz Zürich wird in der Badi liegen und sich unweigerlich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob man die Wertsachen nun kurz am Platz liegen lassen kann oder nicht. Vielleicht das Tüechli darüberziehen, und dann wird schon nichts passieren? Oder doch lieber die Nachbarn fragen, ob sie kurz ein Auge auf Handy und Portemonnaie werfen können?

Eine kurze Anfrage bei der Stadtpolizei Zürich zeigt, dass dies leider keine Garantie ist, sein Hab und Gut nach dem Schwumm wieder vorzufinden. Im letzten Sommer vermeldete die Stadtpolizei Zürich 266 Diebstähle in den Zürcher Badis – ein neuer Rekord. Daran sei vor allem das schöne Wetter und die damit verbundene hohe Zahl an Besuchenden schuld gewesen, sagt die Stadtpolizei. 

Weniger Diebstähle während Corona

So ärgerlich jeder einzelne dieser Fälle auch gewesen sein mag, diese Zahl ist dennoch erstaunlich tief. Denn vergleicht man die Zahl mit den über 2,2 Millionen Badi-Eintritten im selben Jahr, dann scheinen die Zürcher Badis gar nicht so unsicher. Auf 8270 unbeschwerte Badi-Gänge kommt ein Diebstahl. 

Generell werden die Zürcher Taschen immer sicherer vor Dieben – das sagt zumindest die Statistik. Wurden im Jahr 2012 im ganzen Kanton Zürich noch 8114 Taschendiebstähle vermeldet, waren es zehn Jahre später nicht einmal mehr ein Drittel. Die Polizei registrierte nur noch 2599 Fälle. Das sind zwar deutlich mehr als noch im Vorjahr, als die Diebinnen und Diebe 1808 Mal zugriffen, doch erklärt sich diese tiefe Fallzahl vor allem mit den geltenden Corona-Vorschriften.

Damals hiess es zu Hause bleiben, Grossveranstaltungen wie die Street Parade wurden abgesagt. Damit entfielen auch viele günstige Gelegenheiten für Diebe, wie Michael Walker, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage erklärt. Deshalb seien die Fallzahlen in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 so tief ausgefallen. 

Ignoriert man diese beiden Jahre, dann ist der Trend eindeutig: Taschendiebstähle werden weniger und weniger, und das nicht nur in Zürich, sondern in der ganzen Schweiz. 

Gründe dafür gibt es mehrere. Polizeisprecher Walker verweist zum Beispiel auf die vermehrten Kontrollen bei Grossanlässen wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt. Dabei setze die Stapo auch speziell geschulte Beamtinnen und Beamte ein. Auch habe die Polizei in den letzten Jahren viel Präventionsarbeit geleistet und die Bevölkerung für die Gefahr von Taschendiebstahl sensibilisiert, sagt Walker.

Weniger Diebstähle wegen Twint und Co.

Ein Grund hinter dem Rückgang der Delikte könnte laut Walker auch der technische Fortschritt sein: «Immer weniger Leute haben heute Bargeld auf sich. Handys und Kreditkarten stellen die Taschendiebe vor gewisse Risiken.» Diese sind immer besser ortbar, beziehungsweise wird genau erfasst, wenn jemand versucht, mit einer gestohlenen Karte zu bezahlen. 

Dennoch sollte man sich hüten, seine Wertgegenstände einfach offen rumliegen zu lassen. Denn die Statistik zeigt auch einen weniger erfreulichen Fakt. Ist die Tasche erst mal weg, wird sie das ziemlich sicher auch bleiben. Nicht einmal jeder zehnte Taschendiebstahl konnte 2022 aufgeklärt werden. Nur in 245 Fällen fand die Polizei heraus, wer dahinter steckte.

Handy und Portemonnaie sollten in der Badi deshalb wohl besser ins Schliessfach als unters Tüechli – das empfiehlt auch die Stadtpolizei. 

Jan Bolliger ist Volontär beim «Tages-Anzeiger». Er hat in Zürich Philosophie und Volkswirtschaftslehre studiert. Mehr Infos

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