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Jenke von Wilmsdorff: «Ich halte von Cannabis-Clubs überhaupt nichts»

Wie schwierig war es für Sie, dieses vieldiskutierte Thema anzugehen und alle Seiten zu beleuchten?

Von Wilmsdorff: Es war überhaupt nichts schwierig. Es ist ein heiss diskutiertes Thema der Zeit und wer sich intensiv mit ihm beschäftigt, möchte auch darüber sprechen. Doch im Gegensatz zu den USA, ist es bei uns sehr viel schwieriger, prominente Kollegen für ein Interview zu bekommen. Ihre Angst, sich öffentlich für oder gegen die Legalität zu äussern, scheint zu gross zu sein.

Sie sind in verschiedene Länder gereist, um sich dort ein Bild von der Legalisierung zu machen. Welche grössten Erkenntnisse hatten Sie, welche Nachteile sind Ihnen begegnet, aber auch welche Best-Practice-Beispiele?

Von Wilmsdorff: Bedauerlicherweise hat mich die Umsetzung der Legalisierung in keinem der besuchten Länder zu 100 Prozent überzeugt. Mal fehlte es an Gesetzen, dann waren es wieder zu viele Gesetze. Das war sehr interessant und wertvoll zu erkennen. Der goldene Mittelweg könnte für uns die richtige Herangehensweise sein.

Sie haben mit Dealern, Ärzten und Cannabis-Opfern gesprochen. Welche unterschiedlichen Meinungen haben Sie gehört?

Von Wilmsdorff: Die reichten von «abhängig machendem Teufelszeug» bis hin zu «die wertvollste Pflanze, die wir auf Erden haben». Wer in der Legalisierung das grosse Geschäft erkennt, hat genau so überzeugende Argumente wie der Suchtexperte, der täglich mit Drogenabhängigen arbeitet. Es bleibt schwer, sich da seine eigene Meinung zu bilden. Was ich allerdings überhaupt nicht überzeugend finde ist, wie bayerische Politiker vor laufender Kamera mit einem Liter Bier in der Hand das grösste Volksfest der Welt eröffnen, aber äusserst rigoros gegen die Legalisierung von Cannabis wettern. Das bleibt absurd.

Was muss Ihrer Meinung nach die Grundlage sein, damit Cannabis-Legalisierung in Deutschland funktioniert?

Von Wilmsdorff: So, wie in einzelnen Staaten der USA, sollte es flächendeckend lizensierte Fachgeschäfte geben, in denen kontrolliertes Cannabis von geschultem Personal mit einwandfreiem Leumund an Erwachsene verkauft werden darf. Der Verkaufspreis darf nicht über dem des Schwarzmarkts liegen, was ständige Anpassungen erfordert. Aber vor allem müssen wir alles daransetzen, Kinder und Jugendliche so früh wie möglich über den Umgang mit Drogen aufzuklären. Das betrifft alle gängigen Substanzen. Ein paar Broschüren und ein Polizist oder eine Polizistin, die in Uniform die Klasse besucht, reicht da leider nicht. Eine Aufklärung wird teuer und Personal intensiv, aber ihr Wert für unsere Gesellschaft wird immens sein.