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iPhone-Bann und Huawei-Hammer: China schockt die USA doppelt

iPhone-Bann und Huawei-HammerChina schockt die USA doppelt

Das hielten die Amerikaner nicht für möglich: Huawei hat trotz Wirtschaftssanktionen ein Smartphone mit eigenem Chip vorgestellt. Und Apple wird von einem iPhone-Bann getroffen.

Ist es besser als ihr iPhone? in Shanghai testet eine Frau das Huawei Mate 60 Pro, welches einen in China hergestellten Chip beinhaltet. Das Gerät für 960 US-Dollar war innert Kürze ausverkauft.

Ist es besser als ihr iPhone? in Shanghai testet eine Frau das Huawei Mate 60 Pro, welches einen in China hergestellten Chip beinhaltet. Das Gerät für 960 US-Dollar war innert Kürze ausverkauft.

Foto: CFOTO/Future Publishing via Getty Images

Im schwelenden Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA sorgen zwei Meldungen aus der Smartphone-Welt für grosse Nervosität in Nordamerika. Einerseits hat China für seine Staatsangestellten offenbar einen iPhone-Bann verhängt. Und andererseits hat der chinesische Hersteller Huawei mit dem Mate 60 Pro ein neues Gerät präsentiert, das es aus Sicht der Amerikaner aufgrund der Sanktionen gar nicht geben dürfte. Es enthält nämlich einen Chip aus chinesischer Eigenproduktion – und genau das wollte die US-Regierung eigentlich verhindern.

Der 5G Kirin 9000 Prozessor wurde vom chinesischen Halbleiter-Hersteller SMIC für Huawei produziert. Gegen SMIC haben die USA schon vor Jahren Export-Restriktionen verhängt, welche einen solchen Schritt verhindern sollten. Seit 2019 ist es Chipherstellern verboten, US-Technologie oder Wissen an Huawei oder Partnerfirmen weiterzugeben. Auch die 5G-Technologie wurde für Huawei beschränkt. Den Chinesen gelang der Durchbruch nun trotzdem, mit 5G und allen weiteren Komponenten, die es für einen Prozessorchip benötigt.

Sanktionen umgangen? USA untersuchen den Durchbruch

Die USA sind auf höchster Stufe alarmiert, der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte an einer Medienkonferenz im Weissen Haus, dass die Regierung die Angelegenheit untersuche. Man brauche noch mehr Informationen über den Chip, um feststellen zu können, ob Firmen möglicherweise US-Exportbeschränkungen umgangen haben. Auch US-Experten können derzeit nicht erklären, wie den Chinesen die Produktion mit vielen komplexen Komponenten gelang. Fest steht, es ist für China ein grosser technologischer Durchbruch.

Huawei hat das Mate 60 bereits Ende August vorgestellt, Anfang September kam es dann in den Verkauf – und war in Kürze ausverkauft. Die Warteliste für das neue Aushängeschild der Chinesen ist bereits lang.

Huawei hat das Mate 60 bereits Ende August vorgestellt, Anfang September kam es dann in den Verkauf – und war in Kürze ausverkauft. Die Warteliste für das neue Aushängeschild der Chinesen ist bereits lang.

Foto: Alex Plaveski (Keystone, EPA)

Und für Huawei ist das neue Smartphone bereits ein Riesenerfolg. Im Reich der Mitte ist ein regelrechter Hype um das Mate 60 Pro ausgebrochen. Das Gerät ist längst ausverkauft, die Warteliste für das fast 1000 US-Dollar teure Smartphone ist lang. Den Chinesen ist damit kurz vor der Enthüllung des neuen iPhone 15 ein Coup gelungen. Huawei war einst auf dem Weg, die Nummer Eins der Smartphone-Welt zu werden, bevor die US-Restriktionen die Chinesen ausbremsten. Mit dem eigenen Chip «Made in China» könnte Huawei sich wieder an die Spitze zurückkämpfen, sagt etwa Experte David McQueen zu CNN.

iPhone-Bann könnte 56 Millionen Menschen treffen

Gleichzeitig melden Wirtschaftsportale wie das Wall Street Journal oder Bloomberg, dass China den Staatsmitarbeitenden die Nutzung von iPhones verbieten will oder dies an gewissen Orten bereits gemacht hat. Die Aktien von Apple haben daraufhin in den letzten Tagen bis zu sieben Prozent verloren. Das entspricht knapp 200 Millionen Franken Wertverlust. Dem US-Konzern droht mit einem solchen Verbot ein Markt von Millionen Geräten wegzubrechen. Über 56 Millionen Menschen arbeiten in China in staatsnahen Betrieben und sind potentiell vom iPhone-Bann betroffen. Apple macht zudem knapp 20 Prozent seines Umsatzes in China.

Wie weit das Verbot gehen wird, ist noch offen. So könnten auch staatsnahe Firmen betroffen sein. Und ein Bann von höchster Ebene würde auch Apples Ansehen in China schädigen, viele Menschen könnten freiwillig auf iPhones verzichten. Wenn gleichzeitig ein neues Huawei-Aushängeschild mit chinesischem Chip verfügbar ist, könnte das Apple weiter schaden.

Wenn Apple nicht sicher ist, ist es niemand

Wichtiger scheint aber das Signal Chinas im Wirtschaftskonflikt zu sein, wie Analysten schreiben. Apple ist mit Foxconn ein wichtiger Arbeitgeber in China, Millionen schrauben dort iPhones für die ganze Welt zusammen. Und das Reich der Mitte kämpft derzeit mit steigender Arbeitslosigkeit.

Wenn in diesem Umfeld selbst eine für China so wichtige Firma nicht davor gefeit ist, zwischen die Fronten der Regierungen zu geraten, dann ist es keine US-Firma, so wird das Signal gelesen. Entsprechend haben auch andere Unternehmen mit Fabriken in China an der Börse verloren, beispielsweise HP oder Dell.

Von der chinesischen Regierung gibt es noch keine offizielle Stellungnahme zum iPhone-Bann. Schon zuvor setzte die Regierung von Xi Jinping im Handelskrieg aber mehrmals auf eigene Restriktionen, etwa indem der Export von wichtigen Materialien für die Halbleiterproduktion verboten wurde. Gleichzeitig soll die eigene Chip-Industrie mit 40 Milliarden US-Dollar angekurbelt werden.

Offenbar mit Erfolg und auch das Volk macht mit, wie das Mate 60 Pro zeigt. «Ich will lokale Produkte unterstützen», zitiert das Wall Street Journal eine junge Chinesin, die ihr iPhone 12 nun gegen das neue Huawei-Aushängeschild eintauschen wird – oder sich zumindest eines der nächsten verfügbaren reserviert hat.

Andreas Frei ist seit 2017 Online-Sitemanager und Nachrichtenjournalist in der Redaktion Tamedia.Mehr Infos@andreasfrei

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