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Interview mit Sust-Bereichsleiter: «Wir fanden auch Risse an anderen Rädern»

Interview mit Sust-Bereichsleiter«Wir fanden auch Risse an anderen Rädern»

Am Donnerstag hat die Sust einen Bericht zur Entgleisung eines Güterzugs im Gotthard-Basistunnel veröffentlicht. Christoph Kupper, Bereichsleiter Bahnen und Schiffe, zum Radbruch an Wagen 11 und weiteren Untersuchungen.

Christoph Kupper ist Bereichsleiter Bahnen und Schiffe bei der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Christoph Kupper ist Bereichsleiter Bahnen und Schiffe bei der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Foto: PD

Herr Kupper, im Zwischenbericht kommt die Sust zum Schluss, dass ein Radbruch an Wagen 11 zur Entgleisung im Gotthard-Basistunnel am 10. August führte. Ist die Untersuchung damit abgeschlossen?

Nein, es laufen noch weitere Untersuchungen, unter anderem schauen wir uns Wagen 14 noch genauer an und ob auch dieser eine Rolle beim späteren Unfall spielte.

Wieso?

Bei diesem Wagen wurde noch vor der Einfahrt in den Tunnel eine Rauchentwicklung festgestellt, wohl entstanden durch zu eng anliegende Bremsen. Als Konsequenz wurden die Bremsen an diesem Wagen ausgeschaltet. Das ist ein gängiges Verfahren. Wenn nur 29 von 30 Wagen bremsen, hat das keinen Einfluss auf das Bremsverhalten des Zuges. Trotzdem wollen wir überprüfen, ob die Achsen von Wagen 14 ähnliche Spuren aufweisen wie die des Wagens 11.

Die Sust hat bereits einige Empfehlungen bezüglich des gebrochenen Rades abgegeben. Diese Radtypen sollen nun kontrolliert werden.

Genau, wir haben gewisse Sofortmassnahmen empfohlen. Gleichzeitig fordern wir die Einberufung einer europäischen Fachgruppe, die sich mit diesem Radytp speziell auseinandersetzt. Denn diese Räder sind in ganz Europa im Einsatz, es bringt also nichts, uns nur in der Schweiz damit zu beschäftigten. Die Risse haben wir nämlich nicht nur am gebrochenen Rad festgestellt, sondern auch an allen anderen Rädern von Wagen 11.

«Wir haben gewisse Hinweise auf Betriebsbedingungen, die den Radbruch befördert haben.»

Christoph Kupper

Wenn es sich aber um Räder des gleichen Wagens handelte, könnte auch der Eigentümer Transwaggon verantwortlich sein und beispielsweise die Wartung vernachlässigt haben.

Es ist natürlich Bestandteil der Untersuchung, uns anzuschauen, was die Geschichte des Wagens ist und ob Massnahmen umgesetzt wurden. Gegebenenfalls können dann auch Empfehlungen in Richtung Verschärfungen folgen, beispielsweise kürzere Wartungsintervalle. Wir haben gewisse Hinweise auf Betriebsbedingungen, die den Radbruch befördert haben, mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen.

Bis wann kann denn mit dem Abschlussbericht gerechnet werden?

Frühestens in einem Jahr.

Christopher Gilb ist seit Juli 2023 Wirtschaftsredaktor bei Tamedia. Schwerpunktmässig beschäftigt er sich mit den Themen Tourismus, Reisen und Gastronomie, Immobilien sowie Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Zuvor war er unter anderem während mehrerer Jahre für die «Luzerner Zeitung» tätig. 2021 wurde er für eine seiner Recherchen mit dem Zürcher Journalistenpreis ausgezeichnet.Threema-ID: 39MYBAUPMehr Infos

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