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Ermottis Rückkehr zur UBS: Sergio Ermotti hat das Adrenalin wieder

Ermottis Rückkehr zur UBSSergio Ermotti hat das Adrenalin wieder

Er wünschte sich bei seinem Weggang eine Rückkehr zur UBS, nun setzt der Tessiner die Übernahme der Credit Suisse um. Seine erste Amtszeit dürfte als Vorlage dienen.

Sergio Ermotti leitete die UBS neun Jahre lang – jetzt kehrt er zurück. 

Sergio Ermotti leitete die UBS neun Jahre lang – jetzt kehrt er zurück. 

Foto: Tom Solo (Keystone)

Nun kehrt der 62-jährige Sergio Ermotti zur UBS zurück, so wie er sich das vor seinem Abschied gewünscht hat. Doch er kommt in einer anderen Rolle wieder zur grössten Schweizer Bank.

Denn vor seinem Weggang bei der UBS hiess es, dass sich Ermotti wünschte, nach einer Abkühlungsphase als Verwaltungsratspräsident wieder bei der UBS anzuheuern. Daraus wurde nichts. Bei der UBS hatte man andere Pläne. Stattdessen wurde Ermotti Präsident des Rückversicherers Swiss Re. Nun ist er doch wieder da: um die Übernahme der CS umzusetzen

Konzentration auf Vermögensverwaltung

Unter Ermotti konzentrierte sich die UBS auf die risikoarme Vermögensverwaltung, die heute 70 Prozent der Erträge zusammen mit dem soliden Schweiz-Geschäft erwirtschaftet. Dieselbe Strategie hat UBS-Präsident Colm Kelleher nun für die kombinierte UBS-CS vorgesehen. Die grosse Investmentbank der CS soll schrumpfen und die zusammengeschlossene Bank soll dann nur noch 25 Prozent ihres Kapitals für sie aufwenden müssen. 

Unter dem Tessiner konnte die Grossbank auch teure Rechtsfälle lösen, wie die Verwicklung im Skandal um Devisenmarktmanipulationen oder die Beteiligung am Libor-Zins-Kartell. Teuer wurde zuerst der Rechtsstreit mit Frankreich. Im Februar 2019 verurteilte ein Pariser Gericht die UBS zu einer Busse und einem Schadenersatz von 4,5 Milliarden Euro wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. 

Die Strafe fiel laut Beobachtern auch so hoch aus, weil die UBS gegenüber Frankreich eine konfrontative Strategie wählte. Nach Ermottis Ära wechselten die UBS-Anwälte auf einen weniger harten Kurs, das kam bei den Gerichten offenbar gut an. Die zweite Instanz korrigierte den Entscheid auf 1,8 Milliarden Euro. 

Als Misserfolg wurde ihm auch ausgelegt, dass es ihm nicht gelang, hochrangige Posten mit internen Kräften zu besetzen. So musste sein Nachfolger Hamers von der ING abgeworben werden. Ermotti selbst habe andere Namen für den Posten ins Spiel gebracht. 

Verbundenheit mit der Schweiz

Ermotti scheut im Gegensatz zu vielen anderen Managern den Umgang mit den Medien nicht. So öffnete er der «Schweizer Illustrierten» die Tür zu seinem Haus in Lugano. Im per «Du» geführten Interview gibt der Manager Einblicke in sein Privatleben.  

Dort gesteht er, dass er bis 15 nur Fussball und Sport im Kopf gehabt habe. Er habe auch Profifussballer werden wollen. Doch habe sein Talent dafür nicht gereicht. Daher wählte er einen anderen Weg, wie er der SI sagt: «Ich musste erkennen, dass die Chancen, dass ich vom Fussball leben kann, sehr gering sind. Deshalb wurde, Devisen- und Börsenhändler zu werden, mein Plan B.»

Wie stark Ermotti dem Tessin verbunden ist, zeigt sich auch daran, dass er seinen Heimatverein, den FC Collina d’Oro, seit Jahren unterstützt. Beim Club, dessen erste Mannschaft in der zweiten Liga interregional spielt, amtiert er seit Jahren als Präsident. 

Erfolgreiche Karriere

Seinen Weg geht er erfolgreich. Er machte im Ausland Karriere und übernahm dann die UBS, als sein Vorgänger Oswald Grübel wegen des Adoboli-Skandals zurücktrat. Ermotti war zuerst der interimistische Chef, setzte sich aber dann gegen andere Kandidaten durch und blieb danach für neun Jahre an der Spitze. 

Seine Amtszeit bei der UBS liess er sich gut bezahlen. Ermotti war mit einem Salär von zuletzt mehr als 12 Millionen Franken einer der bestbezahlten Banker Europas. In seinem ersten Amtsjahr waren es etwas mehr als 6 Millionen Franken. Tatsächlich wurden ihm im Zeitraum 2012 bis 2019 rund 50 Millionen Franken ausbezahlt.


Hamers Amtszeit als Ermottis Nachfolger startete unglücklich. Kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2020 wurde bekannt, dass ihm in seiner Heimat ein Verfahren drohte. Ein niederländisches Gericht wies die Staatsanwaltschaft an, ein Ermittlungsverfahren gegen Hamers zu eröffnen. Dabei geht es um seine persönliche Verantwortung dafür, dass seine frühere Arbeitgeberin, die Bank ING, in der Vergangenheit die Geldwäschereiregeln zu lasch angewandt hatte. Diesen Makel wurde er nie los. 

Nun geht es darum, die Fusion voranzutreiben. Dafür ist die Bank auch auf die Politik angewiesen. Dafür braucht es auch einen guten Draht nach Bern. Diesen hat Ermotti erwiesenermassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmenchefs versteht der Tessiner die politischen Zusammenhänge der Schweiz bestens. Er scheut sich auch nicht davor, politische Forderungen zu platzieren. 

«Das Adrenalin wird mir fehlen», sagte Ermotti der «Schweizer Illustrierten» bei seinem Abschied vor etwas mehr als zwei Jahren. Nun hat er es wieder.

Jorgos Brouzos ist seit 2015 Wirtschaftsjournalist bei Tamedia. Seit November 2022 ist er stellvertretender Ressortleiter des Wirtschaftsteams. Er berichtet hauptsächlich über den Schweizer Finanzplatz und den Rohstoffsektor. Er hat an der Universität Zürich Politikwissenschaften studiert.Mehr Infos@jorgosbrouzos

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