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Au Backe!: Die Ohrfeige als gesellschaftliches Wundermittel?

Au Backe!Die Ohrfeige als gesellschaftliches Wundermittel?

BE-Post-Kolumnist Martin Erdmann sinniert über Gewalt an Kindern und fragt sich, ob Bud Spencer der beste Pädagoge aller Zeiten war.

Ein erzieherisches Meisterstück? Bud Spencer in «Buddy haut den Lukas» (1980).

Ein erzieherisches Meisterstück? Bud Spencer in «Buddy haut den Lukas» (1980).

Foto: DDP Images

Lieber Bud Spencer

Niemand hat die Ohrfeige dermassen kultiviert wie du. In deinen Filmen gilt sie als praktische Allzwecklösung, um allerlei Probleme beiseitezuschaffen. Diese brachiale Art der Konfliktbewältigung scheint von manchen Menschen als pädagogischer Leitfaden verstanden zu werden. Dementsprechend heftig zürnte die Anhängerschaft antiquierter Erziehungsmethoden dem Bundesrat, als er kürzlich verkündete, Eltern Gewalt an ihren Kindern explizit zu verbieten.

Dabei ist es verwunderlich, mit welcher Vehemenz die Ohrfeige als unerlässliches Fundament zur Aufzucht gesellschaftsdienlicher Menschen verteidigt wird. Wagt es die Politik, ihren didaktischen Mehrwert infrage zu stellen, wird das gleich als Angriff auf die Eigenmächtigkeit elterlicher Entscheidungsgewalt gewertet, der einer Entwurzelung des Nachwuchses aus dem Familienstammbaum und der Überführung in die Obhut des Staates gleichkommt.

Mancherorts wird die Ohrfeige als urschweizerisches Brauchtum gesehen. Mit rührseliger Nostalgie erinnern sich Ohrfeigenverteidiger an die Massregelungen ihrer Kindheit und schwören inbrünstig, dass diese sie auf den Pfad der Tugend gebracht hätten. Und um zu beweisen, zu was für aufrechten Stützen der Gesellschaft sie herangewachsen sind, werden sie nicht müde, Gewalt an Kindern als charakterformendes Erfolgsrezept zu propagieren. So ist beispielsweise auch für SVP-Nationalrat Andreas Glarner Kindererziehung immer noch Handarbeit: «Dazu kann auch ein Klaps im richtigen Moment gehören.»