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174’440 Fälle an einem Tag: Corona-Lage in Nordkorea verschärft sich offenbar drastisch

174’440 Fälle an einem TagCorona-Lage in Nordkorea verschärft sich offenbar drastisch 

Das «Fieber» wird im isolierten Land zum Problem. Niemand ist geimpft, der Staat hat am Samstag 21 weitere Todesfälle gemeldet und Diktator Kim Kong Un spricht von «grosser Unruhe».  

Mit Maske im Fernsehen: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. 

Mit Maske im Fernsehen: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. 

Foto: Keystone

Die Corona-Lage in Nordkorea hat sich offenbar weiter verschärft. Nach einem mutmasslichen massiven Ausbruch meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Samstag 21 weitere «Fieber»-bedingte Todesfälle. Zudem seien im Land mit seinem gut 26 Millionen Einwohnern  am Freitag 174’440 neue Fälle von Fiebererkrankungen registriert worden. Wie viele der 21 Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen waren, blieb unklar.

Experten zufolge verfügt das international isolierte Land nicht über ausreichende Kapazitäten für Massentests. Die nordkoreanischen Behörden gaben lediglich bekannt, dass einer der sechs bis Freitag gestorbenen Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden war. Bislang wurde laut KCNA landesweit bei 524’440 Menschen Fieber festgestellt, davon seien 234’630 inzwischen wieder vollständig genesen. Die Zahl der Todesfälle belaufe sich insgesamt auf 27.

Durchhalteparolen von Kim 

Laut dem Nordkorea-Experten Cheong Seong-chang vom südkoreanischen Sejong-Institut ist es «nicht übertrieben, all diese Fälle von ‹Fieber› als Covid-19-Erkrankungen zu betrachten», da Nordkorea die Testkapazitäten fehlten. Die tatsächlichen Ansteckungszahlen könnten laut Seong-chang wegen vieler asymptomatischer Fälle höher als die gemeldeten «Fieber»-Zahlen sein. Die Zahl der Ansteckungen wachse «sehr schnell».

Nordkorea hatte am Donnerstag den ersten Corona-Ausbruch seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren bestätigt. Bei Patienten, die in der Hauptstadt Pjöngjang an Fieber erkrankt waren, wurde demnach die hochansteckende Omikron-Variante BA.2 nachgewiesen. Machthaber Kim Jong Un ordnete landesweite Lockdowns an.

Auf einer Sitzung des Politbüros sagte Kim laut KCNA am Freitag, der Ausbruch habe «grosse Unruhe» im Land ausgelöst. Er sei jedoch zuversichtlich, dass «wir diese bösartige Infektionskrankheit innerhalb kürzester Zeit überwinden können». Auf der Sitzung wurde laut KCNA über die Verteilung von Notfallmedikamenten und Behandlungsmethoden beraten.

In staatlichen Medien hiess es, die bisherigen Todesfälle seien «auf Fahrlässigkeit, einschliesslich einer Überdosierung von Medikamenten, aufgrund mangelnder Kenntnisse über wissenschaftliche Behandlungsmethoden» zurückzuführen.

«Pessimistisches Signal»

Kim kündigte an, Pjöngjang werde sich bei den landesweiten Lockdowns am Modell Chinas orientieren. Nordkorea sollte «von den Erfahrungen und fruchtbaren Erfolgen» Chinas lernen. Peking verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie, kämpft derzeit allerdings selbst mit Corona-Ausbrüchen in mehreren Provinzen.

Nordkorea-Experte Leif-Eric Easley, Professor an der Ewha-Universität in Seoul, deutet die Rhetorik Kims als pessimistisches Signal an die eigene Bevölkerung. «Seine Sprache vermittelt den Eindruck, dass die Lage in Nordkorea sich verschlechtert, bevor sie sich wieder bessert», sagte er. Mit seinen Worten könnte der Machthaber «den Weg für internationale Hilfe ebnen» – oder aber «eine Bevölkerung hinter sich versammeln, die vor weiteren Opfern steht».

Das ohnehin weitgehend abgeschottete kommunistische Nordkorea hatte Anfang 2020 seine Grenzen abgeriegelt, um sich vor der Pandemie zu schützen. Das Land verfügt laut Experten über eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt.

Nordkorea ist von Ländern umgeben, die allesamt schwere Omikron-Ausbrüche hatten oder haben. Anders als in den Nachbarländern ist von den 25 Millionen Einwohnern Nordkoreas jedoch niemand gegen das Coronavirus geimpft.

Nordkorea hat Impfstoff-Angebote von China und der Weltgesundheitsorganisation bisher abgelehnt. Inzwischen haben sowohl die Regierung in Peking als auch Südkorea der Führung in Pjöngjang erneut Impfstoffe angeboten.

SDA/nlu

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