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17 Menschen tot oder vermisst: Saison am Mount Everest war besonders tödlich

Fehlende Sauerstoffflaschen, extrem niedrige Temperaturen und schlecht vorbereitete Bergsteiger aus dem Ausland werfen einen Schatten auf die diesjährige Saison am Mount Everest. Expeditionsanbieter bemängeln die zum Teil laxen Sicherheitsstandards. "Alle sind erschöpft."

Den höchsten Berg der Welt zu besteigen, ist immer ein riskantes Unternehmen. Doch extreme Kälte, ein Massenansturm und Nachlässigkeit bei den Sicherheitsvorkehrungen haben die in diesen Tagen zu Ende gehende Saison am Mount Everest in diesem Jahr besonders gefährlich gemacht. 17 Menschen kamen beim Gipfelsturm ums Leben oder gelten als vermisst.

"Diese Saison war insgesamt sehr schlecht", sagt Mingma Gyalje Sherpa, der für das Unternehmen Imagine Nepal Trek Gipfelbesteigungen organisiert. "Der Hauptgrund war, dass das Wetter extrem kalt war, aber es gab auch Fahrlässigkeit." Zehn der zwölf Toten und fünf Vermissten dieser Saison sind Ausländer, damit ist ihr Anteil an den jährlichen Opfern so hoch wie nie zuvor. Viele Bergsteiger aus dem Ausland seien schlecht vorbereitet gewesen auf die enorme körperliche und mentale Herausforderung, den 8849 Meter hohen Gipfel zu erklimmen, sagt Mingma Gyalje Sherpa.

Während die letzten Such- und Rettungstrupps in diesen Tagen ihre Arbeit beenden und das Basislager am Fuß des Mount Everest abgebaut wird, ziehen die Veranstalter Bilanz. Die meisten der Todesfälle hätten durch "verpflichtende Sicherheitsauflagen" vermieden werden können, sagt Lukas Furtenbach vom österreichischen Expeditionsanbieter Furtenbach Adventures. "Diese Unfälle weisen alle ein ähnliches Muster auf", schildert er. Hinzu gekommen sei ein Mangel an Sauerstoffvorräten: "Dass Sauerstoffflaschen mehrerer Teams einschließlich unseres eigenen gestohlen wurden, zeigt zwei der Hauptprobleme dieser Saison: Sauerstofflogistik und Sicherheitsstandards."

"Camp 4 war nicht ausreichend vorbereitet"

"Ich denke, dass einige der Opfer hätten verhindert werden können, wenn alle Vorräte vorhanden gewesen wären", sagt auch Mingma Gyalje Sherpa. Drei Mitglieder seines Teams, das die Route zu Saisonbeginn einrichtete, starben durch einen herabstürzenden Eisblock. Viele weitere nepalesische Bergführer und Träger erlitten bereits früh in der Saison Erfrierungen, schildert er. Das wirkte sich vor allem auf die Ausstattung der höher gelegenen Lager aus. "Camp 4 war nicht ausreichend vorbereitet und nicht alle Vorräte kamen dort an. Aber die Kunden waren ungeduldig und begannen mit dem Aufstieg", sagt er.

Dieses Jahr sei zudem das kälteste am Mount Everest gewesen, das sie je erlebt hätten, berichten erfahrene Bergführer. "Es war bis zu minus 40 Grad kalt", sagt Mingma Gyalje Sherpa. Üblich seien minus 28 Grad.

Nepal stellte in dieser Saison eine Rekordzahl von 478 Genehmigungen für ausländische Bergsteiger aus, insgesamt etwa 600 Bergsteiger und Bergführer erreichten am Ende den Gipfel. Unter den Expeditionsanbietern herrscht dabei harte Konkurrenz und es ist zu befürchten, dass manche Unternehmen bei der Sicherheit sparen.

Viele Bergsteiger brachen in dieser Saison ihr Vorhaben ab - obwohl sie 11.000 Dollar (10.200 Euro) für eine Genehmigung und mindestens 30.000 Dollar für die Expedition bezahlt hatten. "Wenn man ständig sieht, wie Menschen krank werden, gerettet werden müssen oder Leichen heruntergebracht werden, zweifelt selbst der fitteste Bergsteiger", sagte Dawa Steven Sherpa vom Expeditionsveranstalter Asian Trekking. "Das hat das Vertrauen der Leute erschüttert."

Emotional und körperlich anstrengend

Ohne die nepalesischen Bergführer - in der Regel Angehörige des Volks der Sherpa aus den Tälern rund um den Mount Everest - würde kaum ein Ausländer den Gipfel erreichen. Sie gehen große Risiken ein, um Ausrüstung und Lebensmittel zu transportieren sowie Seile und Leitern an der Strecke zu reparieren.

Der große Ansturm der Bergsteiger und die vielen Rettungseinsätze forderten den Sherpas in diesem Jahr viel ab. Der 30-jährige Gelje Sherpa geriet in den vergangenen Tagen in die Schlagzeilen, als er die Everest-Besteigung seines Klienten aufgab, um einen malaysischen Bergsteiger aus der sogenannten Todeszone oberhalb von 8000 Metern zu retten, und den Mann auf dem Rücken den Berg hinuntertrug. "Es war ein emotional und körperlich anstrengendes Jahr für die Sherpas", sagt Dawa Steven Sherpa. "Alle sind erschöpft."