Man könnte meinen, es sei nichts gewesen. Applaus rauscht durch den Plenarsaal des US-Repräsentantenhauses, als an diesem Mittwoch um 14.42 (Ortszeit) die magischen Worte fallen: "The people’s house is back in business", ruft Mike Johnson ins Mikrofon. Das Parlament ist wieder beschlussfähig, er der neue Mann an dessen Spitze. Und die Republikaner feiern nicht nur ihn, sondern vor allem sich selbst, die sie Johnson geschlossen gewählt haben. Als hätten sie nie anderes getan.
Vergessen scheinen die zurückliegenden drei Wochen, in denen sie zu einer solchen Wahl nicht in der Lage waren, sondern stattdessen einen Bewerber nach dem nächsten zum Aufgeben zwangen und das Repräsentantenhaus in seiner Lähmung verharren ließen. Vergessen scheinen die Morddrohungen, die einige von ihnen erhielten, als sie sich weigerten, den ursprünglichen Wunschkandidaten der extremen Rechten Jim Jordan zu wählen. Vergessen scheinen die gegenseitigen Beschimpfungen, das Chaos und die Freude, die diejenigen an diesem Chaos hatten, die es erst angestoßen hatten, als sie Johnsons Vorgänger Kevin McCarthy per Misstrauensvotum aus dem Amt warfen.
Man könnte meinen, es sei nichts gewesen. Applaus rauscht durch den Plenarsaal des US-Repräsentantenhauses, als an diesem Mittwoch um 14.42 (Ortszeit) die magischen Worte fallen: "The people’s house is back in business", ruft Mike Johnson ins Mikrofon. Das Parlament ist wieder beschlussfähig, er der neue Mann an dessen Spitze. Und die Republikaner feiern nicht nur ihn, sondern vor allem sich selbst, die sie Johnson geschlossen gewählt haben. Als hätten sie nie anderes getan.
Vergessen scheinen die zurückliegenden drei Wochen, in denen sie zu einer solchen Wahl nicht in der Lage waren, sondern stattdessen einen Bewerber nach dem nächsten zum Aufgeben zwangen und das Repräsentantenhaus in seiner Lähmung verharren ließen. Vergessen scheinen die Morddrohungen, die einige von ihnen erhielten, als sie sich weigerten, den ursprünglichen Wunschkandidaten der extremen Rechten Jim Jordan zu wählen. Vergessen scheinen die gegenseitigen Beschimpfungen, das Chaos und die Freude, die diejenigen an diesem Chaos hatten, die es erst angestoßen hatten, als sie Johnsons Vorgänger Kevin McCarthy per Misstrauensvotum aus dem Amt warfen.
Nun schaffte es Johnson, ein vergleichsweise unbekannter Abgeordneter aus dem Bundesstaat Louisiana, in nur einem Wahlgang, noch dazu ganz ohne Abweichler. Woher dieser plötzliche Konsens?
In keiner Weise moderat
Auf diese Frage gibt es viele mögliche Antworten. Mit einem aber haben sie alle zu tun: Donald Trump. Der ehemalige Präsident hat, das wurde in den vergangenen Wochen noch einmal ganz deutlich, nach wie vor immensen Einfluss auf Vertreterinnen seiner Partei. Er hatte sich für Johnson ausgesprochen, nicht aber für Tom Emmer, der es vor ihm versucht hatte. Emmer schaffte es zwar gerade so durch die fraktionsinterne Vorabstimmung, warf aber nach wenigen Stunden hin: Trump hatte ihn öffentlich als "RINO" beschimpft, Republican in name only, also ein "Republikaner nur dem Namen nach". Damit brandmarkt er gerne alle, die noch ein Mindestmaß an Anstand und Demokratischen Prinzipien hochhalten. Etwa, indem sie anerkennen, dass die Wahl 2020 nicht wie von Trump behauptet "gestohlen" wurde.
Johnson gehört nicht dazu. Der 51-jährige, ein unauffälliger Typ mit Hornbrille und graumeliertem Seitenscheitel, war sogar einer derjenigen, die Trump bei dem Versuch unterstützen, trotz der Wahlniederlage nach der Macht zu greifen. Ausgerechnet er, ein auf Verfassungsrecht spezialisierter Jurist, sammelte damals Unterschriften innerhalb seiner Fraktion im Repräsentantenhaus, um Bidens Sieg in mehreren Bundesstaaten wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten beim Ablauf der Wahl anzufechten. Am Ende scheiterte dieser Versuch vor dem Supreme Court. Auch sonst fiel Johnson mit Äußerungen auf, die ganz auf Trumps Linie lagen. Er verbreitete etwa die Verschwörungserzählung, Wahlcomputer seien mit Software zugunsten der Demokraten manipuliert worden.
Dieser Mann also ist nun die Nummer drei im Staat, nach Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. Politisch ist er in keiner Weise moderater als Jordan, trat aber von Beginn an weniger aggressiv auf, auch in der eigenen Fraktion. Anders als der mit Mobbingtaktiken bekanntgewordene Jordan ist er beliebt, das merkt man. "Miracle Mike" nennt ihn einer, als er bei der namentlichen Abstimmung seine Stimme abgibt; eine Abgeordnete spricht vom "bescheidenen, ehrenwerten Mike Johnson", eine wieder andere nennt ihn "meinen Bruder in Christus".
Johnson ist Evangelikaler, so konservativ, wie es nur geht: Er ist gegen Aufklärungsunterricht im Kindesalter, geschlechtsangleichende Eingriffe und natürlich Schwangerschaftsabbrüche. Gleichgeschlechtliche Beziehungen bezeichnete als "Gefahr für die Öffentliche Gesundheit" und eine Bedrohung für die Demokratie. Gemeinsam mit seiner Frau produziert er einen Podcast, der "aktuelle Ereignisse aus christlicher Perspektive beleuchtet" und 69 Folgen umfasst. So jemand lässt sich den Anhängern der christlichen Rechten gut verkaufen, eine wichtige Unterstützergruppe Trumps.