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Von Rabl-Stadler bis Streeruwitz: Würden Sie sich auf die Straße kleben? [premium]

Mit der nötigen Distanz zur eigenen Jugend – wie Rabl-Stadler, Holender, Helfer, Wurm, Bertlmann, Fritsch, Hochgatterer und Streeruwitz sich jetzt positionieren würden. Und wofür die Prominenten aus der Kultur die heutige beneiden.

Helga Rabl-Stadler (75), Ex-Festspielpräsidentin

Ich war immer politisch interessiert, aber wollte den raschen Abschluss meines Studiums nicht durch ein Engagement in der Hochschülerschaft gefährden. So denken viele, und das ist einer der Gründe für den Zustand der ÖH. Ich möchte die Jungen ermutigen, sich politisch zu engagieren. Wir brauchen Bürgermeisterinnen mit neuem Blick auf alte Probleme. Wir brauchen Sozialpolitiker, die unsere Pensionen zukunftssicher machen. Auf die Straße kleben, so gut der Zweck sein mag, ist kein effektives Mittel zur Veränderung der Welt zum Besseren.

Ich beneide, nein, ich beglückwünsche die heutige Jugend zu der Vielzahl an Möglichkeiten, die ihnen offenstehen. Reden wir uns all das Erreichte nicht ständig klein! Als ich 1970 zu arbeiten begann, musste der Ehemann zu einer außerhäuslichen Berufstätigkeit seiner Ehefrau noch die Zustimmung geben.

Diese Freiheit aber bedrückt im Gewand der unendlichen Unsicherheit. Wenn der innere Kompass fehlt, bekommen die zentrifugalen Kräfte unserer Zeit gefährliche Angriffsflächen. Mein Rat: sich nicht auf vertane Chancen oder kommende Katastrophen, sondern aufs Jetzt konzentrieren, auf die Realisierung eines Projekts hoffnungsvoll hinarbeiten. Nur wer hofft, für den ist die Zukunft offen.

Ioan Holender (88), Ex-Direktor Wiener Staatsoper

Wenn ich heute 18 Jahre alt wäre, würde ich sicher nicht Opern­regisseur werden wollen. Damals wäre ich es gern geworden. Heute aber inszeniert man nicht mehr das Werk, sondern das „Konzept“ des Regisseurs; ich hätte kein eigenes „Konzept“ anstelle dessen, was der Librettist und der Komponist erfunden haben.