Rauch über New York: «Der Klimawandel ist real. Er ist hier.»

Rauch über New York«Der Klimawandel ist real. Er ist hier.»

Hunderte Waldbrände in Kanada vergiften erneut die Luft in New York. Werden solche Zustände künftig die Regel sein?

Der Rauch der kanadischen Waldbrände hüllte New York am Mittwoch komplett ein und färbte alles gelblich ein. Die Luftqualität war so schlecht wie nie zuvor.

Foto: Andy Bao (Keystone, AP)

Es war ein Tag, der in die Geschichte New Yorks eingehen wird, und es war ein Tag, der grundsätzliche Fragen aufgeworfen hat. Nachdem der aus Kanada heruntergewehte Rauch der Waldbrände die Stadt am Mittwoch gewissermassen eingenommen hatte, gingen die Bilder der gelb gefärbten Metropole um die Welt. Wer in der Stadt lebt, bekam Nachrichten von Freunden und Verwandten: «Könnt ihr noch atmen?» Antwort: Ja, konnte man. Aber es war unangenehm. In allen besorgten Botschaften fand sich das gleiche Wort: «Sieht apokalyptisch aus.» Antwort: Fühlte sich auch so an.

Noch nie war so schlechte Luft in New York City gemessen worden wie an jenem Tag der Vergelbung. Die zum Umweltamt gehörende Behörde AirNow misst die Luftqualität und hat eine Skala entwickelt. Werte von über 100 gelten als «ungesund». An jenem Tag erreichte New York Werte von mehr als 480. Zuvor war die Marke von 200 noch nie überschritten worden. Hier also eine der grundsätzlichen Fragen, die sich stellen: War das ein Rekord für die Ewigkeit? Oder werden solche Zustände künftig die Regel sein?

Der Rauch hüllt Städte der USA in einen giftigen Dunst.

Video: Tamedia (AFP, Storyful)

Bekanntlich vergisst der Mensch schnell, und da die Lage am Donnerstagmorgen schon wieder entspannter zu sein schien, konnte man sich vorstellen, dass der – so könnte er künftig genannt werden – «Gelbe Mittwoch» vielleicht folgenlos bleiben würde. War das alles nicht ohnehin zu unrealistisch gewesen, zu übertrieben, visuell dieser Tick zu viel? Sah es nicht auf den Fotos dramatischer aus als in der Wirklichkeit?

Am späteren Donnerstag passierte dies: Aus dem Norden wurde neuer Rauch in die Stadt geweht, und aus dem Osten zog, getrieben von einer Meeresbrise, alter Rauch hinein, der zuvor wetterbedingt über dem Atlantischen Ozean festhangen hatte. Es wurde nicht wieder gelb. Aber der Geruch nach Verbranntem kehrte zurück. New York befand sich, wenn man so will, in einem Zwei-Fronten-Krieg mit dem Rauch.

Nicht mehr gelb, aber immer noch viel Rauch: Am Donnerstag kehrte der Brandgeruch nach New York zurück.

Foto: Justin Lane (Keystone, EPA)

Ashwin Vasan, der städtische Health Commissioner, der Gesundheitsbeauftragte, sagte: «Der Klimawandel ist real. Er ist hier. Extreme Wetterphänomene und Katastrophen wie diese Waldbrände, die sich Tausende Meilen entfernt ereignen, haben Einfluss auf unsere grossartige Stadt und auf unsere Gesundheit.» Damit sprach er zwei Punkte an. Der Klimawandel kennt, erstens, keine Landesgrenzen. Und er trifft, zweitens, alle.

Als New York im Frühjahr 2020 so hart von der Pandemie getroffen wurde, dass vor den Krankenhäusern Kühllaster standen, um all die Toten zu lagern, verzogen sich die reichsten Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt in ihre Häuser in den Hamptons oder in Upstate New York. Dort wetterten sie die Krise ab. Der gelbe Rauch aber zwang alle nach drinnen, er vergiftete das, was jeder Mensch zum Leben braucht: die Luft. Was offensichtlich ist, wurde in New York in dieser Woche noch einmal besonders deutlich: Dem Klimawandel kann niemand entkommen. Manche trifft er härter als andere, aber in letzter Konsequenz trifft er alle.

Der australische Biologe Tim Flannery hat 2005 ein herausragendes Buch namens «The Weather Makers» veröffentlicht, das 2007 unter dem Titel «Wir Wettermacher» auch auf Deutsch erschien. Darin erklärt er nicht nur minutiös, welche Folgen das Handeln der Menschen für das Klima der Erde hat, er erläutert auch, wie die Menschen mit dieser Erde verbunden sind: durch ihre Lungen. Er schreibt von einem «Grossen Ozean der Lüfte» und davon, dass alle Menschen Teil dieses Ozeans sind, «vom ersten Atemzug bis zum letzten».

Es brennt in Kanada an 400 Stellen, rund 250 dieser Feuer sind ausser Kontrolle

Was zur nächstliegenden und immer wiederkehrenden grundsätzlichen Frage führt, die der Gelbe Mittwoch in New York erneut aufgeworfen hat: Was passiert, wenn die Menschheit die Luft vergiftet, die sie nicht nur atmen will, sondern atmen muss, so sie denn ein Interesse daran hat zu überleben?

US-Präsident Joe Biden hat mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau telefoniert. Biden bot alle Unterstützung an. Trudeau sagte, dass dies beängstigende Zeiten seien für viele Menschen.

Ein GOES-16 GeoColor Satellitenbild zeigt den Rauch der kanadischen Waldbrände, der über dem Nordosten des Kontinents hängt und über den Mittleren Westen bis an die Ostküste zieht. 

Foto: CSU/CIRA & NOAA (Keystone, AP)

In Kanada wurden in diesem Jahr bisher 2200 Waldbrände registriert. Aktuell brennt es laut kanadischen Behörden an 400 Stellen, rund 250 dieser Feuer seien «ausser Kontrolle». Den Angaben der Behörden zufolge haben bereits 100'000 Menschen ihre Häuser wegen der Feuer verlassen müssen. In der Provinz Nova Scotia sei in diesem Jahr mehr Wald verbrannt als in den vergangenen zehn Jahren.

In Kalifornien sind solche Brände vielleicht nicht an der Tagesordnung, aber doch häufig. Jahr für Jahr brennen die Wälder an der Westküste, und nicht selten rauschen danach Schlammlawinen die Hänge hinab, weil auf den schwarzgebrannten Bergen keine Vegetation mehr steht, die das Geröll und den Boden hält. Wer in Kalifornien an der Küste wohnt, lebt einerseits im Paradies, andererseits in einer Zone der Gefahr.

Da das Internet ein zynischer Organismus ist, gern ohne Mitleid, kursiert dort dies: New York sagt, der Himmel über der Stadt habe WIRKLICH ausgesehen, als stehe er in Flammen. Kalifornien antwortet: Ach, ihr Lieben, war es euer erstes Mal?

Christian Zaschke ist seit 2017 Korrespondent in New York für Tamedia und die «Süddeutsche Zeitung».Mehr Infos

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