Leitartikel zur CS-Übernahme: Die Schweizer Identität wankt

Leitartikel zur CS-ÜbernahmeDie Schweizer Identität wankt

Der Untergang der Credit Suisse stellt unser Land vor genauso unangenehme Grundsatzfragen wie der Ukraine-Krieg. Zum zweiten Mal zeigt sich, dass die Schweiz zu einem neuen Selbstbild finden muss. 

In der Multikrise stellen sich Identitätsfragen: Können wir noch Finanzen? Sind wir noch neutral? Blick auf den Zürcher Paradeplatz – rechts die CS, links die UBS.

Foto: Dominique Meienberg

Der besiegelte Tod der Credit Suisse ist eine knappe Woche alt. Was ist im Rückblick das Frappierendste an diesen historischen Tagen

Da war das rasante Tempo. Innerhalb von nur einer Woche, von Montag bis Sonntag, zwangen die internationalen Finanzmärkte die CS in die Knie. Das Vertrauen in eine Bank, die «Suisse» im Namen trägt, ist in kürzester Zeit dramatisch erodiert. Der stolze Schweizer Bankenplatz, weltweites Wahrzeichen diskreter Finanzstabilität, verliert seine zweitletzte Grossbank. Ein bis vor kurzem unvorstellbares Debakel.

Da war auch das Multisystemversagen. Gravierende Managementfehler haben die CS in den Abgrund getrieben. Das eigens für die Bankenbranche geschaffene politische Regelwerk hat nicht gegriffen. Die Aufsicht hat zu lange weggeschaut. Diese schwerwiegenden Versäumnisse schaden der Reputation des Landes nachhaltig. 

Und da sind neben der blamablen Aussenwirkung auch die Folgen für den Standort Schweiz: das vom neuen UBS-Koloss ausgehende volkswirtschaftliche Risiko, die Tausenden gefährdeten Arbeitsplätze, die absehbaren wirtschaftspolitischen Verwerfungen. Und auf einer übergeordneten Ebene: die eklatante Orientierungslosigkeit der Schweiz. 

Wer sind wir, wenn uns die Banken wegsterben? Was definiert uns, wenn wir nicht einmal mehr das Finanzgeschäft beherrschen?

Denn der Untergang der Credit Suisse trifft die Identität des Landes im Kern. Wer sind wir, wenn uns die Banken wegsterben? Was definiert uns, wenn wir nicht einmal mehr das Finanzgeschäft beherrschen? Wie reagieren wir, wenn unsere sorgfältig liberal gestaltete Marktwirtschaft Gier und Unersättlichkeit produziert?

Rat- und visionslos überboten sich die Parteien diese Woche mit immer neuen Forderungen zur Bankenregulierung. Trennbankensystem, separates CS-Schweiz-Geschäft, höhere Eigenkapitalquote oder Abgeltung der faktischen Staatsgarantie: Das sind alles weitreichende, aber bedenkenswerte Massnahmen, die unter dem Eindruck des Desasters teils lagerübergreifend mehrheitsfähig zu sein scheinen. 

Doch der regulatorischen Debatte fehlt der grundsätzliche Charakter, der einer solchen Zäsur angemessen wäre. Fakt ist: Unsere Grossbanken sind uns schon länger abhandengekommen. Sie suchten den Gewinn im risikoreichen Investmentbanking angelsächsischer Prägung, sie produzierten unanständig viele Skandale und waren personell sowie strategisch derart international aufgestellt (von wegen FDP-Filz!), dass sie sich der Schweiz längst nicht mehr verpflichtet fühlten. Kurz: Ihre Kultur hat sich vom Schweizer Selbstbild entkoppelt. 

Wie schlimm ist das? Gehören sie zu uns, müsste also die verbleibende UBS wieder schweizerischer werden? Oder wollen wir uns ohnehin nicht mehr mit diesem internationalisierten Koloss identifizieren? Welche Werte zeichnen denn die Schweizer Wirtschaft im globalisierten Handel aus? 

Der Ukraine-Krieg hat die Schweizer Rosinenpicker-Neutralität schonungslos offengelegt.

Die Schweiz tendiert dazu, sich solchen Grundsatzfragen zu entziehen. Mit der Folge, dass sie mit ihrer Identität ringt, wenn internationale Verwerfungen sie zu raschen Reaktionen zwingen. Das zeigt sich aktuell nicht nur in der Bankenkrise, sondern auch im Ukraine-Krieg, der die Schweizer Rosinenpicker-Neutralität schonungslos offengelegt hat. Auch hier hat es das Land verpasst, das identitätsstiftende Konzept im Lichte aktueller Ereignisse weiterzuentwickeln. Auch hier verliert sich die Politik in zermürbenden Debatten mit schlaumeierischen Vorschlägen – statt ihren Platz in der westlichen Welt proaktiv zu definieren. 

Auch hier ist die Schweiz nicht gefestigt in ihren Werten: Die EU-Sanktionen gegen Russland hat sie anfangs trotz überwältigender Faktenlage nur zögerlich übernommen. Und jetzt verliert sie mit ihrer Weigerung, anderen Ländern die Wiederausfuhr von Schweizer Waffen zu erlauben, bei den westlichen Partnern zunehmend an Ansehen und Rückhalt. 

Dabei müssten wir dringend klären, wie wir unser aussenpolitisches Selbstverständnis der Realität des 21. Jahrhunderts anpassen können. Aussenminister Ignazio Cassis hatte im Sommer den Versuch einer Grundsatzdebatte zur Neutralität gewagt, wurde aber vom Bundesrat gestoppt und öffentlich niedergeschrien. 

Das ist typisch für die Schweiz: Statt grosser (und identitätsstiftender) Würfe verlieren sich Politik und Wirtschaft in feinziselierten Kompromissen, um letztlich möglichst alles zu erhalten, wie es immer war – obwohl sich die Welt um uns dramatisch ändert. 

Wollen wir nach diesen multiplen Krisen kein von den Finanzmärkten vorgeführtes Land mit antiquiertem Neutralitätsverständnis bleiben, müssen wir besser vorausschauen. Und ernsthaft bereit sein, unsere wirtschaftliche und politische Identität weiterzuentwickeln. 

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