Leitartikel zu Reisen und Klimaschutz: Die Vielfliegerei wird bleiben – nur saubere Flieger lösen das Problem

Leitartikel zu Reisen und KlimaschutzDie Vielfliegerei wird bleiben – nur saubere Flieger lösen das Problem

Trotz hoher Preise fliegen die Menschen wieder fast so viel wie vor der Pandemie. Das zeigt: Flugscham bringt uns nicht weiter. Fliegen muss klimaneutral werden. Dazu gibt es verheissungsvolle Ansätze.

Mit dem Flieger in die Ferien, wie hier auf Sint Maarten in der Karibik: Dieses Privileg lassen sich viele Menschen trotz Klimawandel und hoher Preise nicht nehmen.

Foto: Panthermedia, Imago Images

Wer heute in ein Flugzeug steigt, zahlt dafür deutlich mehr als vor der Corona-Pandemie. Je nach Land und Strecke sind die Preise 20 bis 30 Prozent höher als Anfang 2020. In der Schweiz ist der Preisschock sogar noch grösser. Seit Beginn der Pandemie haben sich Flugreisen um fast zwei Drittel verteuert.

Trotzdem erreicht die Nachfrage nach Flugreisen weltweit und in der Schweiz fast das Niveau von 2019. Offensichtlich halten weder die hohen Preise noch der Klimawandel die Menschen davon ab, in den Flieger zu steigen. Die Flugscham gibt es zwar, aber sie führt nicht dazu, dass man weniger fliegt – man tut es einfach mit schlechterem Gewissen.

Wer glaubt, die Vielfliegerei werde wieder zurückgehen, unterliegt einer Illusion. Fachleute rechnen damit, dass in Europa auch längerfristig mindestens so viel geflogen wird wie vor der Pandemie. Zu gross sind die Verlockungen des Fliegens.

Der Luftverkehr wird sich bis 2050 verdreifachen. Wir haben ein Problem. Die hohen Preise lösen es offenbar nicht.

Noch wichtiger ist der Blick über Europa hinaus. Die rasch wachsende Mittelschicht in grossen Ländern wie Indien, China, Brasilien, Mexiko, Indonesien und Nigeria, die über genügend Geld für Reisen verfügt, wird dafür sorgen, dass mehr geflogen wird denn je zuvor. Und Geschäftsreisen – wegen des Homeoffice-Booms schon totgesagt – werden sich nach Einschätzung von Experten weitgehend erholen. Darum sagen Studien voraus, dass sich der Luftverkehr bis 2050 verdreifachen wird. 

Wir haben also ein Problem. Die hohen Preise lösen es nicht. Und die unbestreitbare Einsicht, dass Fliegen zum Klimawandel beiträgt, ebenfalls nicht.

Was also tun? Letztlich kann die Lösung nur darin liegen, Flugreisen so rasch wie möglich klimaneutral zu machen. Das ist einfacher gesagt als getan – aber zum Glück nicht illusorisch. Eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen im Bereich umweltverträglicher Technologien, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, sagt vorher, dass der Luftverkehr trotz starken Wachstums bis 2050 klimaneutral werden kann.

Um das zu erreichen, geht es nicht ohne grünen Flugzeugtreibstoff, der CO₂-neutral ist. Die Flugbranche ist daran, den Ersatz von fossilem Kerosin durch nachhaltig erzeugte synthetische Treibstoffe aus CO₂, Methan, Wasser und Sonnenlicht voranzutreiben. Das Schweizer Unternehmen Synhelion hat die weltweit erste industrielle Anlage zur Herstellung entwickelt, und die Swiss ist an Bord.

Das Problem ist, dass synthetischer Flugzeugtreibstoff zurzeit mindestens viermal teurer ist als normales Kerosin. Und für die Herstellung braucht es enorm viel erneuerbaren Strom. Die Flugzeuge müssen also viel effizienter werden. Dazu können eine verbesserte Aerodynamik, neue Materialien und Strukturbauweisen, andere Fluggeschwindigkeiten und andere Flughöhen beitragen.

Am 2. März hob im US-Bundesstaat Washington dieses Regionalflugzeug mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb für 40 Passagiere ab – eine Weltpremiere für ein Flugzeug dieser Art. Bis grössere Maschinen klimaneutral fliegen, wird es noch einige Jahrzehnte dauern.

Foto: Cover-Images, Imago Images

Selbst wenn es gelingt, alles fossile Kerosin zu ersetzen, genügt das nicht. Denn nur ein Drittel der Klimawirkung des Flugverkehrs kommt vom CO₂. Viel schlimmer sind die Kondensstreifen. Synthetische Treibstoffe verursachen zwar deutlich weniger davon. Aber es braucht weitere Massnahmen, darunter eine bessere Wahl der Flugrouten, um Regionen zu umfliegen, in denen Kondensstreifen vorwiegend entstehen.

Der zurzeit schwierigste Schritt ist die Entwicklung von Flugzeugen, die ganz ohne Kerosin in die Luft steigen können. Seit ein paar Jahren gibt es erste kleinere Maschinen, die das mit Batterien oder Wasserstofftanks schaffen. Allerdings sind beide Lösungen für die Luftfahrt noch zu gross und zu schwer. Sie können darum wohl auf längere Zeit nur auf Kurz- und Mittelstreckenflügen eingesetzt werden – aber immerhin.

Es darf nicht mehr gratis sein, die Luft mit CO₂ zu belasten. Die Schweiz hinkt hier hinterher.

Wichtig ist, dass Regierungen und Parlamente die Flugbranche mit den richtigen finanziellen Anreizen dazu bringen, alle diese Schritte gleichzeitig und beschleunigt voranzutreiben. Hier gibt es Nachholbedarf. Namentlich darf es nicht mehr gratis sein, die Luft mit CO₂ zu belasten. Eine Lenkungsabgabe ist die Lösung.

Auf den ersten Blick widerspricht das der Feststellung, dass höhere Preise auf die Passagiere keine Wirkung haben. Doch eine Lenkungsabgabe wirkt anders als der momentane Preisschock. Sie zwingt die Fluggesellschaften dazu, in klimaneutrale Antriebsformen zu investieren, wenn sie nicht ihre Gewinne schmälern oder die Abgabe auf die Passagiere überwälzen wollen. Die umweltbewussteren Unternehmen werden in diesem Konkurrenzkampf gewinnen.

Mehrere Länder haben eine Lenkungsabgabe für fossile Flugtreibstoffe eingeführt, weitere wollen es tun. Die Schweiz hinkt hier hinterher. Volk und Parlament haben eine CO₂-Besteuerung abgelehnt. Und im Klimaschutzgesetz, über das wir am 18. Juni abstimmen, sind keine Lenkungsabgaben vorgesehen.

Die Regierungen müssen auch Schluss machen mit negativen Anreizen. In mehreren Ländern – darunter die Schweiz – ist das Betanken von Flugzeugen mit Kerosin weitgehend steuerfrei. Diese indirekte Subventionierung einer veralteten Technologie gehört abgeschafft.

Nicht zuletzt braucht es bessere Anreize für Reisende, um zumindest auf der Kurzstrecke auf das Fliegen zu verzichten. In Europa sind grenzüberschreitende Bahnreisen oft immer noch eine Mühsal. Die Bahngesellschaften sollten endlich verlässliche internationale Fahrplanabfragen, Buchungen und Verbindungen anbieten. Das würde mehr bringen als jeder gut gemeinte Appell an die Flugscham.

Peter Burkhardt ist Leiter der Wirtschaftsredaktion von Tamedia. Der Historiker und Politikwissenschafter arbeitet seit seinem 18. Lebensjahr als Journalist.Mehr Infos

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