Italiens Fussballverband klagt an: Aufgepumpte Spielerwerte, abgehörte Gespräche

Italiens Fussballverband klagt anAufgepumpte Spielerwerte, abgehörte Gespräche

15 Punkte Abzug und ein Haufen Vorwürfe: Italiens Fussballverband begründet die hohe Strafe gegen Juventus Turin mit der Systematik der Täuschungsmanöver – und mit einem «Schwarzbuch».

Der Mann mit dem schwarzen Buch: Fabio Paratici schrieb in Juves Bilanzen auch mal ein X statt eines Namens neben einen Spielerwert.

Foto: Alessandro Sabattini (Getty Images)

Es ist dies gerade kein schöner Moment für die Juventini, die Anhänger des zuletzt besten, betiteltsten und auch blasiertesten Fussballvereins von Italien. Vielleicht ist es sogar der schwierigste seit Jahrzehnten, schlimmer noch als die Zeit rund um «Calciopoli», 2006, als Juventus Turin wegen Schiebereien in die Serie B relegiert wurde. Doch für eine genaue historische Verortung ist es noch zu früh.

Nun hat der italienische Fussballverband die Begründung nachgeliefert, warum er Juve vor zwei Wochen mitten in der laufenden Saison 15 Punkte abzog. Es sind 36 Seiten mit vielen Namen und Hinweisen auf Paragrafen geworden. Der Verband musste sich ja auch ein bisschen rechtfertigen.

Aus dem Volk der Juventini war das Lamento erklungen, ihr Club sei der einzige, der bezahle – völlig unfair, wo doch alle Vereine tricksten. In Italien, und nicht nur da. Was ist mit dem herumprassenden Chelsea, mit dem katarischen PSG und dem grotesk hoch verschuldeten Barça? Ist nicht alles faul, das ganze System? So reden die Juventini, wer mag es ihnen verdenken. Nur, die Opferrolle steht dem Verein nicht.

Das schwarze Buch ist zum ominösen Symbol geworden

In seiner Urteilsbegründung schreibt der Fussballverband, Juve habe mit ihren künstlich aufgepumpten Spielerwerten bei Transfers ihre Vereinsbilanzen über Jahre hinweg systematisch geschönt und damit letztlich auch den sportlichen Wettbewerb gefälscht. Im «eindrucksvollen Berg von Akten», die der Verband von der Turiner Staatsanwaltschaft erhalten habe, sei klar hervorgegangen, dass Juve «über lange Zeit» und «vorsätzlich» gehandelt habe.

Es gebe dazu eine grosse Anzahl von Indizien aus abgehörten Gesprächen unter Vereinsoberen, also unter anderem aus Telefonaten zwischen dem mittlerweile zurückgetretenen Präsidenten Andrea Agnelli und den Mitgliedern seiner Führungsequipe.

Besonders erschrocken zeigt sich die Jury des Verbands über das «Libro nero di FP», das Schwarzbuch von Fabio Paratici. Der war früher Sportdirektor von Juve, heute arbeitet er in derselben Funktion bei Tottenham. Paratici gilt als Kopf und Denker des Systems. Manchmal setzte er statt des Namens eines Spielers, dessen Wert allein der Bilanzschönung dienen sollte, einfach ein X ein. Der Verband beschreibt die Erkenntnis aus dem ominösen «Libro nero» als «sehr gravierend» und sogar als «beängstigend».

Juve bezahlt nun für die Masslosigkeit und Arroganz

Klar: Auch andere Vereine in Italien und in Europa strecken ihre Ausgaben gern über mehrere Jahre, während sie die Einnahmen sofort und in ganzer Pracht gutschreiben. Doch Juve bezahlt für ihre angeblich systematische Masslosigkeit und Arroganz, die wohl auch in der Vorstellung geboren sind, dass man damit schon irgendwie durchkommt. Man ist ja schliesslich Juventus Turin, der Verein mit den meisten Fans im Land, mit der mächtigen Familie Agnelli als Besitzerin, mit den vielen einflussreichen Politikern in Rom, die sich selbst schon als Juventini zu erkennen gegeben haben – sie stellen eine grosse Fraktion.

Das ist eine italienische Eigenheit: Man weiss von fast jedem Politiker, welchem Fussballverein er anhängt. Es ist Zeit, dass diese Politiker mal ein paar unschöne Schlupflöcher im Gesetz füllen, damit wieder mehr Freude aufkommen kann an diesem geschundenen Sport.

Oliver Meiler ist Italienkorrespondent. Er hat in Genf Politikwissenschaften studiert. Autor des Buches «Agromafia» (dtv, 2021).Mehr Infos@OliverMeiler

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