FCB-Star Augustin in der Krise mit deutlichen Worten in Richtung Trainer

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Während Aussenseiter Yverdon feiert, schleicht Jean-Kévin Augustin vom Feld.Bild: keystone

Er kam vor einem Jahr, um beim FC Basel wieder der Spieler zu werden, der in der Bundesliga 20 Tore schoss und in die Premier League wechselte. Doch Jean-Kévin Augustin ist weiter ein Schatten seiner selbst. Der Stürmer fordert jetzt von Trainer Timo Schultz mehr Spielzeit.

Jakob Weber / CH Media

In der 72. Minute kommt Jean-Kévin Augustin in Yverdon für Yusuf Demir ins Spiel. In der Folge hat er elf Ballkontakte, verliert vier seiner fünf Zweikämpfe und trifft mit dem einzigen Torschuss per Elfmeter zum 2:3-Anschlusstreffer.

Es sind typische Zahlen für Augustin, der in dieser Saison zwar schon drei Tore (zwei Elfmeter) erzielt hat und damit teamintern zusammen mit Maurice Malone, Fabian Frei und Djordje Jovanovic das Ranking anführt. Der aber dem Spiel noch nie den erhofften Stempel aufsetzen konnte. Augustin wirkt in dieser Saison unglücklich, teilweise gar lustlos und ist vor allem ein Schatten seiner selbst.

Sonderbehandlung im Sommer

Timo Schultz setzte den 26-jährigen Franzosen zuletzt nur noch als Ergänzungsspieler ein. Im Cup schmorte Augustin sogar zweimal 90 Minuten auf der Bank. Dabei lobte der FCB-Trainer seinen Starstürmer vor der Saison noch in den höchsten Tönen. Schultz hoffte, dass Augustin nach einem Jahr Anlauf in Basel unter ihm zu der Teamstütze wird, die der bei Paris Saint-Germain ausgebildete Franzose einst bei RB Leipzig war, wo er in 67 Bundesligaspielen 20 Tore schoss. Dafür bekam Augustin in Basel eine Sonderbehandlung. Regelmässige Trainingspausen sollten dafür sorgen, dass er fit bleibt und liefern kann.

Bei Leipzig war Augustin auf dem Weg zum Top-Star.Bild: keystone

Doch die persönliche Augustin-Krise geht auch unter Schultz weiter, obwohl der Stürmer bisher von grösseren Verletzungen verschont blieb. Kaum Einsatzzeiten bei Leeds United in der Premier League und eine Long-Covid-Erkrankung haben die Karriere des Franzosen in ein Tal befördert, aus dem er sich immer noch nicht befreien konnte.

«Der Elfmetertreffer tut gut und gibt mir wieder etwas Selbstvertrauen. Aber klar, ich bin nicht glücklich, weil wir verloren haben. Also habe ich gemischte Gefühle», sagt Augustin am Sonntag eine halbe Stunde nach Spielschluss in den Katakomben des Stade Municipal in Yverdon und macht in der Folge keinen Hehl daraus, dass ihm seine aktuelle Situation nicht gefällt: «Ich bin nicht zufrieden, wenn ich auf der Bank sitze. Das ist klar. Unter der Woche arbeitet man dafür, am Wochenende spielen zu können. Als Stürmer will ich dem Team maximal helfen. Das kann ich so nicht.»

«Jetzt liegt der Ball beim Coach»

Augustin zeigt Unverständnis über die jüngsten Personalentscheidungen von Schultz, der zuletzt zweimal Demir den Vorzug als hängende Spitze gab. «Ich habe zum Ende der vergangenen Saison gute Spiele absolviert und wichtige Tore erzielt. Jetzt bin ich nicht mehr Stammspieler. Das passt mir nicht. Ich gebe die ganze Woche alles, damit sich was ändert. Jetzt liegt der Ball beim Coach, dessen Entscheidung ich zu respektieren habe», sagt Augustin. Selbstkritik? Gibt es in dem fünfminütigen Gespräch in Yverdon nicht.

Vielleicht kennt Augustin seine Zahlen. Denn die haben sich im Vergleich zur vergangene Saison, in der der Franzose wegen Verletzungen und Formschwankungen nur 29 von 61 möglichen Spielen gemacht hat und nie über 90 Minuten durchspielte, verbessert. Augustin trifft pro 90 Minuten in dieser Saison durchschnittlich 0,62 Mal und damit doppelt so oft wie in der Vorsaison.

Er schliesst öfter ab, dribbelt erfolgreicher, gewinnt prozentual mehr Zweikämpfe, verliert weniger Bälle und erobert mehr Bälle in des Gegners Hälfte. Und doch gibt es in seinem Spiel nach wie vor zu viel Leerlauf und unglückliche Situationen, welche beim Beobachter für Unverständnis sorgen. Vielleicht auch, weil man von Augustin aufgrund seiner Vergangenheit mehr erwartet, als er aktuell zu leisten imstande ist.

Sportchef Vogel: «Es liegt an ihm»

Sportdirektor Heiko Vogel sagt: «Ich kann verstehen, dass Jean-Kévin nicht glücklich ist. Dafür hat er viel zu wenig Spielzeit. Aber ich sehe in ihm einen Spieler, der den Schlüssel einzig und allein bei sich selbst suchen muss. Er kann alle Facetten des Fussballs bedienen. Aber es liegt an ihm, die PS, die ihm Gott gegeben hat, zu nutzen.»

Das wollen Klub, Fans und der Spieler selber sehen: einen jubelnden Augustin.Bild: keystone

Der Abgang seiner frankophonen Freunde (Pelmard, Diouf, Ndoye, Zeqiri, Amdouni) habe seine Situation nicht negativ beeinflusst, meint Augustin, der festhält: «Wir stehen weiterhin in Kontakt. Aber für mich war klar, dass ich in Basel bleiben will. So ist das im Fussball. Es ist kein Problem.»

Um wieder der Alte zu werden, fordert Augustin vor allem eines: Einsatzzeit. Schon bei seinem ersten grösseren Interview nach dem Wechsel nach Basel antwortete er auf die Frage, was es brauche, damit er wieder der Alte wird: «Spielzeit natürlich. Aber Spielzeit, die ich aufgrund meiner Leistungen auch verdient habe.»

Offensichtlich ist Augustin ein Jahr später der Meinung, dass er mehr Einsatzzeit verdient hätte. Denn jetzt antwortet er auf dieselbe Frage: «Ich hoffe, dass man den Augustin aus früheren Tagen noch einmal sieht. Aber ich bin ein Spieler, der viel Vertrauen spüren muss, um zu funktionieren. Alles spielt sich im Kopf ab. Wenn ich wenig spiele, wird es schwierig», so der Stürmer. Anschliessend trottet er mit hinaufgezogener Kapuze zum Teambus.


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