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Claudia Roth zum Fall Rammstein: »Superstars stehen nicht über Recht und Gesetz«

Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Foto: Britta Pedersen / dpa

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Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), prangert vor dem Hintergrund der Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann Machtmissbrauch in der Kulturbranche an. Lindemann hat die Vorwürfe gegen ihn am Donnerstag zurückgewiesen.

»Wir brauchen eine stärkere Sensibilisierung für Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt, und das nicht nur in der Musikbranche, sondern in der gesamten Kulturbranche«, sagte Roth dem SPIEGEL. »Die Zeiten von üblem Machotum verbunden mit Machtmissbrauch bis hin zu sexualisierter Gewalt sollten wirklich und definitiv vorbei sein.«

Hämische Reaktionen

Die Grünenpolitikerin bezeichnete es als inakzeptabel, »wenn manche Stars glauben, ihre Prominenz ausnutzen zu können«. Eine solche Machokultur aus vergangenen Zeiten habe in der Kunst und Kultur von heute nichts mehr verloren. »Auch künstlerische Genies und Superstars stehen nicht über Recht und Gesetz.«

Roth fordert eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Lindemann. »Die hinter ihm stehenden Strukturen müssen sehr ernst genommen werden.« Es koste viel Kraft und Mut, über solche Grenzüberschreitungen und sexualisierte Gewalt der in Rede stehenden Art zu berichten, sagte Roth.

Das würden auch die mitunter aggressiven und hämischen Reaktionen auf die Frauen zeigen, mit denen diese in den sozialen Medien konfrontiert seien. »Diese Herabsetzung, Verharmlosung und Verantwortungsverschiebung, wie sie jetzt teilweise zu beobachten ist, ist absolut inakzeptabel.«

Um gegen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe in der Kultur- und Kreativszene vorzugehen, hat Roth einen »Aktionsplan zur Förderung eines Kulturwandels gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in den Kultur- und Medienbranchen« vorgelegt.

Ein Ziel sei, so die Staatsministerin, die Erarbeitung eines Verhaltenskodexes für die gesamte Kulturbranche. Da stünden auch die Labels, Verlage und Festivals sowie die Veranstalterinnen und Veranstalter in der Pflicht, »hinzuschauen und Formen des Machtmissbrauchs bis hin zu sexuellen Übergriffen nicht zu dulden«.