Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Auffällige Schäden am Bauwerk: Satellitenfoto deutet auf Damm-Sprengung hin

2023-06-07_novakakhovkadamandhydroelectricplantaftercollapse_07jun2023.jpg

An zwei Stellen gebrochen: Blick auf den zerstörten Dnipro-Staudamm in der Ukraine.

(Foto: © Satellite Imagery © Maxar Technologies Provided by European Space Imaging)

Der Dammbruch in der Ukraine geht dem Anschein nach auf einen Akt der mutwilligen Zerstörung zurück: Ein Wasserbau-Ingenieur aus Großbritannien erkennt auf öffentlich verfügbarem Bildmaterial handfeste Belege.

Die Zerstörungen am Kachowka-Damm legen nach Einschätzung eines britischen Experten nahe, dass das Bauwerk gezielt gesprengt wurde und nicht etwa allein durch den Wasserdruck oder vernachlässigte Schäden zusammenbrach.

"Die Bilder, die ich gesehen habe, zeigen zwei Durchbruchsstellen im Damm", sagte der britische Wasserbau-Ingenieur Chris Binnie. "Hätte ein zu hoher Wasserstand den Dammbruch ausgelöst, dann wäre es nur zu einem Durchbruch gekommen. Natürliche Ursachen halte ich daher für höchst unwahrscheinlich."

Auf hochauflösenden Satellitenfotos von der Unglücksstelle, aufgenommen am 7. Juni, sind tatsächlich zwei mehrere Hundert Meter breite Durchbruchsstellen in dem insgesamt rund dreieinhalb Kilometer langen Bauwerk zu erkennen.

Eine Bresche öffnete sich demnach genau im oder unter dem Wasserkraftwerk. An dieser Stelle war der Damm inklusive Kraftwerksanlagen und Vorbauten insgesamt gut 200 Meter breit.

Die zweite Bresche liegt mehr als 150 Meter entfernt inmitten eines Abschnitts, der aus massivem Stahlbeton bestand. Hier hatte die Staumauer samt Stützen eine Mächtigkeit von etwa 45 Metern. Das fragliche Satellitenbild entstand am Tag zwei nach dem Dammbruch.

"Massive Explosionen"

Durch die reißende Strömung haben sich die beiden Lücken im Damm mittlerweile erheblich verbreitert. Die austretenden Wassermassen haben die Fundamente der angrenzenden Bereiche unterspült und weitere Teile des Bauwerks zum Einsturz gebracht.

Dass der Dammbruch durch Einwirkungen von außen, etwa durch ukrainischen oder russischen Artilleriebeschuss, ausgelöst worden sein könnte, halten Experten wie Binnie ebenfalls für ausgeschlossen. "Es bräuchte dafür massive Explosionen nah an den Fundamenten", erklärte der Wasserbau-Ingenieur.

Die ukrainischen Behörden und auch der Betreiber des Kraftwerks Ukrhydroenergo gehen längst fest davon aus, dass der Damm in der Nacht auf den 6. Juni durch zwei aufeinanderfolgende Detonationen tief im Inneren des Bauwerks gezielt gesprengt wurde.

Die Staumauer, das Kraftwerk und die umliegenden Gebiete auf dem linken Dnipro-Ufer befinden sich seit den ersten Kriegstagen in russischer Hand. Bereits im vergangenen Herbst hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ausdrücklich davor gewarnt, dass russische Einheiten den Damm vermint und zur Sprengung vorbereitet hätten.

Kiew: Zwei Explosionen in der Nacht

Am 6. Juni kam es zum Dammbruch: Gegen 2.50 Uhr morgens, heißt es von ukrainischer Seite, hätten die Russen zuerst eine Sprengladung in der Mitte der Stahlbetonmauer gezündet. Kurz darauf sei eine zweite Explosion im Maschinenraum des Kraftwerks erfolgt. Moskau sprach dagegen zeitweilig davon, ukrainischer Beschuss hätte den Damm zum Einsturz gebracht.

Norwegische Erdbebenforscher bestätigen die Angaben der Ukrainer: In der Region hätte sich Messdaten zufolge zur fraglichen Uhrzeit eine schwere Explosion ereignet, teilte das seismologische Institut Norsar mit. Kurz zuvor hätten Erdbeben-Sensoren ein zweites, etwas schwächeres Ereignis aufgezeichnet.

Die Lage der Sprengladungen und die Menge an Sprengstoff sei kalkuliert gewesen, um größtmöglichen Schaden zu erzeugen, wie Ukrhydroenergo-Chef Ihor Syrota erklärte. Offenbar nutzte das russische Militär dabei konstruktiv vorgesehene Schwachstellen aus: Bereits beim Bau des Damms in den 1950er Jahren, so Syrota, seien im Inneren der Staumauer spezielle Sprengschächte angelegt worden, die bis ins Fundament reichten. Diese Schächte hätten die Besatzer offenbar entdeckt, mit Sprengladungen gefüllt und diese schließlich gezündet.