Burning Man 2023: Was bleibt, ist die Schadenfreude.
Für die 70'000 Besucher und Besucherinnen des Burning-Man-Festivals 2023 war es die Hölle. Für den Rest der Welt vor allem eines: reine Schadenfreude. Die pure Belustigung, zuzusehen, wie Influencer, Promis, Jetsetter und die Kids der oberen 10'000 im Schlamm versinken.
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Analyse
Möglicherweise will der Präsident gar nicht für eine zweite Amtszeit antreten – und dann sieht plötzlich der Ex-Präsident alt aus.
Im Vorfeld der Wahlen 2020 sah es für die Demokraten alles andere als rosig aus. Bernie Sanders lag bei den Vorwahlen deutlich in Führung, doch der streitbare Senator aus Vermont hat ein Handicap: Er sorgt zwar für Begeisterung bei seinen Anhängern. Für die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner ist er jedoch schlicht nicht wählbar.
Auftritt Jim Clyburn, ein altgedienter und einflussreicher Abgeordneter aus South Carolina. Er stellte sich in einem kritischen Moment mit aller Macht hinter den bis dahin schwächelnden Joe Biden, sorgte so dafür, dass der Ex-Vize in diesem wichtigen Bundesstaat und in der Folge auch beim Super Tuesday obsiegte und sich so die Nomination als Präsidentschaftskandidat der Demokraten sicherte. Damit leitete der alte Fuchs Clyburn auch die Niederlage von Donald Trump ein.
Die Republikaner befürchten jetzt eine Wiederholung dieser Ereignisse, einen «Clyburn 2.0», sozusagen. Diese Angst ist berechtigt, und das sind die Gründe:
Hat Joe Biden zum Sieg verholfen: Jim Clyburn, Abgeordneter aus South Carolina.Bild: keystone
Derzeit sieht es für Biden einmal mehr alles andere als rosig aus. Seine Umfragewerte sind katastrophal: Bloss jede vierte Amerikanerin will, dass er nochmals antritt, selbst die Mehrheit der Demokraten lehnt eine zweite Amtszeit Bidens ab. Gemäss dem auf Umfragen spezialisierten Newsportal FiveThirtyEight finden 42 Prozent aller Amerikaner, Biden mache einen lausigen Job, bloss 36 Prozent stimmen seiner Wirtschaftspolitik zu.
Was den Demokraten besonders Bauchschmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass Donald Trump bisher keinerlei Schaden von seinen zahlreichen Prozessen davonträgt. Gemäss einer Umfrage des «Wall Street Journal» liegt der Ex-Präsident derzeit gar gleichauf mit Biden, und dies, obwohl sich Trump gegen insgesamt 91 Anklagepunkte verteidigen muss und obwohl gemäss Erhebungen von YouGov 66 Prozent der Amerikaner der Überzeugung sind, der Ex-Präsident habe «definitiv» oder «höchstwahrscheinlich» eine oder mehrere Straftaten begangen.
Keine Panik auf der Titanic
Die schlechten Umfragewerte für Biden sind nicht nur unverständlich, sie sind auch unfair, denn seine Leistungsbilanz ist eindrücklich: Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenquote befindet sich auf einem historischen Tief, die Inflation nimmt ab, die Löhne zu. Die Kriminalität geht zurück und auf der aussenpolitischen Bühne hat Biden eine erfolgreiche Koalition gegen Russland geschmiedet und soeben auch das Klima zwischen Japan und Südkorea entspannt.
Angesichts dieser Umstände lautet die konventionelle These bei den Demokraten: keine Panik. Die Fakten werden für sich selbst sprechen. Während Biden im Wahljahr jede Menge neuer Strassen und Fabriken einweihen und dafür sorgen kann, dass die exorbitanten Preise für Medikamente endlich ins Rutschen kommen, muss Trump sich mit Anwälten und Richtern herumschlagen und seine Big Lie verteidigen.
Während die Demokraten bislang erstaunlich geschlossen hinter ihrem Präsidenten stehen, gewinnen bei den Republikanern immer mehr die «Verrückten» die Oberhand. So ist es wahrscheinlich geworden, dass die Hardliner innerhalb der Grand Old Party einmal mehr für eine Teilschliessung der Verwaltung sorgen werden, indem sie im Abgeordnetenhaus ihre Zustimmung zum Budget verweigern. Marjorie Taylor Greene & Co. könnten gar ein Impeachment-Verfahren gegen Biden erwirken, obwohl sie dem Präsidenten keine einzige Verfehlung oder Straftat nachweisen können. Ausser sehr viel warmer Luft haben die Untersuchungen gegen Hunter Biden und seinen «Laptop aus der Hölle» bisher nichts gebracht.
Könnte in die Lücke springen: Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan.Bild: keystone
Diese Rechnung kann aufgehen, muss aber nicht. Das politische Klima in den USA ist so unberechenbar geworden, dass selbst das Undenkbare denkbar geworden ist, dass Trump tatsächlich wiedergewählt wird. Das zu verhindern, ist das Ziel von «Clyburn 2.0».
Dieser Plan besagt, dass Biden gar keine zweite Amtszeit anstrebt, sondern dies bloss vortäuscht. Damit verhindert er, dass sich die Demokraten in den Vorwahlen selbst zerfleischen. So wird die Geschlossenheit der Partei gesichert. Im kommenden Jahr kann der Präsident seinen Verzicht bekannt geben. Plausible Gründe dafür gibt es reichlich. Er ist ja tatsächlich nicht mehr der Jüngste, und seine Gesundheit ist nicht über jeden Zweifel erhaben.
Bei einem Verzicht von Biden haben die Demokraten die Möglichkeit, einen Ersatzkandidaten respektive eine Ersatzkandidatin aus dem Hut zu zaubern. An geeigneten Köpfen fehlt es nicht. Am meisten genannt werden etwa Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan, und Gavin Newsom, Gouverneur aus Kalifornien.
Die Vergreisung der US-Politik wird zunehmend zu einem Thema. Nicht nur Biden ist in die Jahre gekommen, der US-Senat wird allmählich zu einem Alterspflegeheim. So scheint die Demokratin Dianne Feinstein unter Altersdemenz zu leiden. Mitch McConnell, der Führer der Republikaner, ist kürzlich zum zweiten Mal «eingefroren», will heissen, er konnte minutenlang nicht mehr sprechen. Einige Senatoren sind über 80, Chuck Grassley, republikanischer Senator von Iowa, gar über 90 Jahre alt.
Sieht ohne Maske alt aus: Donald Trump.Bild: keystone
Mit einem «Clyburn 2.0» könnten die Demokraten unter Beweis stellen, dass sie aktiv etwas gegen die Vergreisung unternehmen. Gleichzeitig würden sie auch erreichen, dass nun Donald Trump als «alter Mann» dastehen würde. Vergessen wir nicht, auch der Ex-Präsident ist mittlerweile 77 Jahre alt, und wenn er seine Orang-Utan-Maske nicht aufhat, sieht man es auch.