Der Liberalismus? Eine Fehlkonstruktion, sagt der britisch-amerikanische Philosoph Raymond Geuss. Schon das sich selbst verstehende Individuum, von dem Liberale ausgehen, gebe es nicht.

Das Denken steht nie für sich allein, sondern ist immer eingebettet in soziale und biografische Zusammenhänge: Besucherin in der Kunstinstallation «You, Me and The Balloons» der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama.
Phil Noble / Reuters
Der Titel des Buchs «Nicht wie ein Liberaler denken» ist so gemeint, wie er klingt: als Provokation. Der Cambridger Philosoph Raymond Geuss greift den Liberalismus frontal an – die Verbindung eines kapitalistischen Wirtschaftssystems mit einer liberalen Form der parlamentarischen Demokratie, ergänzt um die Idee eines souveränen, sich selbst völlig durchsichtigen Individuums. Weil er ihm vorwirft, auf raffinierte Weise «universalistische Ansprüche mit nüchtern kalkuliertem Eigennutz» zu verbinden.