bild: shutterstock
Big Ben
Es hat einmal passieren müssen: Ich laufe meiner alten Langzeit-Affäre Sina über den Weg. Nun, es war in meiner Vorstellung deutlich easier als in echt.
First things first: Meine Nichtschwimmerin kann den Delfin noch nicht. Das liegt nicht daran, dass sie kein Talent oder kein Interesse oder keine Muskeln hat, sondern eher daran, dass wir die Zeit nicht mit Schwimmtraining verbringen. Wir liegen 90% der Zeit im Gras – oder sonst irgendwo – und trinken Weisswein – oder tun sonst irgendwas ... «Mimimi, warum beschreibt er sie nicht, wie soll ich denn da Kopfkino haben, warum keine Körpermassen, 90-60-whatever, wo sind die Details, Stellung, Schweiss, Spagat wollen wir!» Leute, schaltet eurer Hirn an, macht die Nichtschwimmerin, wie es euch beliebt, benutzt eure Fantasie, Kreativität, ChatGPT!
Item.
Die anderen 10% der Zeit sind wir im Wasser. Aber nicht so wirklich. Was soll ich sagen. Manchmal muss man Prioritäten setzen. Aktuell liegt sie nicht beim Schwimmen. Sonst aber, das kann ich euch versichern, ist alles im Fluss. Dass eine Frau mal auf der gleichen Schiene ist wie ich, jedenfalls temporär, also keine Beziehung, keine Kinder, keine Hochzeit, gar nichts ausser Zusammensein und Sex will, das ist so erfrischend, dass ich gar nicht öfter ins Wasser will.
Das ist aber nicht die Geschichte, die ich euch erzählen will. Das war nur ein Update. Und der Rahmen der Geschichte. Die Geschichte, die ich euch erzählen will, ist eher die Grundlage für eine Frage. Die Frage, das kann ich euch vorab verraten, ist: Warum seid ihr Frauen so?
Also.
Die Nichtschwimmerin und ich ... wollen wir ihr einen Namen geben? Wir wollen. Sonst klingt das irgendwie falsch, sexistisch, primitiv, plump. Nennen wir sie Valentina. Also.
Valentina und ich sind in der Badi. Sina ist auch da.
Dass Sina da ist, weiss ich noch nicht. Dass ihre Schwester da ist, schon gar nicht. Ich gehe Pommes holen, stehe also beim Kiosk rum mit meinem Vibrier-Blink-Teil in der Hand, bei dem ich jedes Mal erschrecke, wenn es losgeht, obwohl ich ja weiss, dass es losgeht und darauf warte, dass es losgeht.
Und dann sehe ich Sina an einem der Tische am Rand sitzen. Ich will nicht unhöflich sein. Und wir haben uns ja im Guten getrennt. Falsch, wir haben uns gar nicht getrennt. Nicht trennen müssen. Es war ja sehr entspannt irgendwann einfach vorbei. Hat sich ausgelaufen, respektive ausgefickt. Wir wollten lange das Gleiche. Dann nicht mehr. The End.
Ich ging also rüber, es ist 35 Grad, und gelangte in die Eiszeit. Sina hätte nicht kälter auf mich reagieren können. Sie begrüsste mich zwar, aber zog nicht mal ihre Mundwinkel nach oben. Noch kühler war die Frau neben ihr. Ihre Schwester, wie sie vorgestellt wurde. Sah sehr hot und gleichzeitig süss aus, gute Mischung, aber war offensichtlich so schlecht gelaunt, dass es alles zunichte machte. Je länger ich angestrengt Smalltalk versuchte, desto mehr verstand ich: Die schlechte Laune ist keine schlechte Laune, die Frau ist sauer auf mich! Hat mich noch nie gesehen, aber hasst mich schon. Sina war auch nicht wirklich netter, hat aber immerhin nicht nur schnippische Bemerkungen gemacht. Alles in allem aber: die Hölle. Einfach kälter. Irgendwann rettet mich das Vibrier-Blink-Teil, das ich runterfallen lasse, weil ich erschrecke, was beide sehr amüsierte.
Ich dachte immer, ich hätte ein gutes Pokerface. Turns out, hab ich nicht. Valentina fragte mich schon, als ich mich setzte, was passiert sei. Ich sei ja total durch den Wind. Eigentlich erzähle ich neuen Frauen nicht von alten Frauen. Finde ich nie eine gute Idee. Ich weiss, dass das einige anders sehen, weil Ehrlichkeit und Transparenz und so, aber ich denke, es ist in jedem Fall überflüssig. Aber mein Hirn hat wohl nicht mehr recht funktioniert nach diesem rasanten Temperaturwechsel. Also erzählte ich. Zuerst Sinas Geschichte, dass sie plötzlich «The Real Deal» wollte und dann alles zu Ende ging. Die paar Runden danach verschwieg ich. Dann erzählte ich von dem Zusammentreffen beim Badi-Kiosk. Wie kalt sie war. Am Schlimmsten hätte ich die Schwester gefunden, sagte ich. Die würde mich gar nicht mal kennen. «Die kann doch gar nichts gegen mich haben!»
Ich erwartete Trost und Verständnis. Und bekam weder noch.
Valentina hörte aufmerksam zu. Nickte. Ass Pommes. Dann sagte sie: «Ich wäre auch so zu dir, wenn ich die Schwester von Sina wäre. Auch wenn ich nur ihre Freundin wäre.» Ich sagte nichts, weil ich schlicht nicht kapierte, was sie da sagte. Vielleicht hat sie die Story falsch verstanden, überlegte ich. Hat sie nicht. Sie erklärte ausführlich, dass es doch Sinas gutes Recht sei, nach unserer Geschichte so kalt und abweisend zu mir zu sein. Sie wurde also zurückgewiesen, folglich war sie verletzt und wütend. Das sei doch logisch. Und dass die Schwester so zu mir gewesen sei, ebenfalls. Das sei doch verrückt, fand ich. Sie schüttelte den Kopf. «It's sisterhood.»
Ich habe das Thema gewechselt. In der Badi. Bei Valentina. Aber hier muss ich meinem Unmut Luft machen. Wenn meine Kumpels jede Frau, die mich oder einen anderen Kumpel zurückgewiesen hätte, so behandeln würde, würde nie wieder ein normales Gespräch zwischen Frauen und Männer stattfinden können! Nie wieder.
Wenn ich irgendwo mit einem Freund auf eine Frau treffe, von der ich weiss, dass er sie wollte, aber nicht landen konnte, lasse ich mir doch nichts anmerken! Ich bin doch trotzdem nett zu ihr. Dass ich nichts mache, das ist «brotherhood»!
Deshalb meine Frage: Warum tut ihr Frauen das? Warum seid ihr nicht wie wir?
So long,
Ben
bild: watson
Big Ben ist ...
... Mitte 30 und lebt in einer WG. Sein Job ist in den Top 10 der Berufe, die Frauen sexy finden – je nach Umfrage. Er spielt Fussball, macht aber so gut wie nie ein Goal, (weil Goalie), er hat viele Schwestern, sehr viele, und wurde logischerweise total verwöhnt, aber auch (viel zu früh) aufgeklärt. Er hasst Verkleidungspartys, aber wenn er müsste, würde er sich als Gandalf verkleiden. Ben ist Single und hat kein Interesse daran, dies zu ändern.