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Vertuschte Daten aus Wuhan: Dieses Tier erschüttert Labortheorie

Marderhunde: Sie könnten der Schlüssel auf der Suche nach den Ursprüngen der Corona-Pandemie sein.

Marderhunde: Sie könnten der Schlüssel auf der Suche nach den Ursprüngen der Corona-Pandemie sein.bild: shutterstock

Aus Wuhan sind Daten aufgetaucht, die eine mögliche Vertuschung durch chinesische Stellen nahelegen. Anhängern einer Labortheorie werden sie aber nicht gefallen.

lars wienand / t-online

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Sie sind gut 40 Zentimeter gross, sehen Waschbären ähnlich, spielen für den Pelzhandel eine grosse Rolle – und sie könnten der Schlüssel bei der Frage nach den Ursprüngen des SARS-CoV-2-Virus sein: Marderhunde. Entsprechende Genspuren wurden auf dem Markt von Wuhan gefunden. Deutsche Virologen sehen sich bestätigt, und China wollte die brisante Information möglicherweise verheimlichen.

Die französische Wissenschaftlerin Florence Débarre nennt ihre brisante Entdeckung einen «Zufallsfund», die Bedeutung sei ihr erst nach fünf Tagen voll bewusst geworden. Die Evolutionsbiologin forscht am Institut für Ökologie und Umweltwissenschaften der nationalen französischen Forschungsorganisation CNRS zu den Ursprüngen von Covid und gibt derzeit keine Interviews zu ihrer Entdeckung: Sie sollten noch gar nicht an die Öffentlichkeit, erklärte sie. Ihr kompletter Bericht sei noch nicht fertig.

Die Französin arbeitet intensiv mit GISAID, einer weltweiten Datenbank zu Genomdaten von Influenza- und SARS-CoV-2-Viren. Was sie dort gefunden hat, kam ihr so bedeutend vor, dass sie weitere Wissenschaftler hinzuzog, wie «Science.org» berichtet. Am Dienstag trugen die elektrisierten Experten ihre bisherigen Erkenntnisse einem Gremium vor, das die WHO 2021 im Kampf gegen neue Pandemien eingerichtet hatte. Die Scientific Advisory Group on the Origins of Novel Pathogens (SAGO) ist eine Beratergruppe für die Ursprünge neuartiger Krankheitserreger.

Virologe Christian Drosten sieht sich bestätigt

Es geht um Proben um den Markt in Wuhan mit dem Coronavirus, die zugleich genetisches Material von Tieren enthielten, vor allem von Marderhunden. Sie gehen zurück auf Abstriche, die chinesische Wissenschaftler nach Schliessung des Markts im Januar 2020 gemacht hatten. Proben von dort mit Tierspuren und Virus gab es bisher nicht. Im Gegenteil: Chinesische Wissenschaftler hatten Anfang 2022 explizit geschrieben, dass in Proben mit genetischen Spuren von 18 Tierarten kein Virus nachgewiesen werden konnte. Von Marderhunden war überhaupt keine Rede.

Ausgerechnet die gelten aber bei vielen Wissenschaftlern als ein möglicher Schlüssel, sollte das Virus von Tieren auf den Menschen übergesprungen sein. Jetzt ist so etwas wie die DNA eines Hauptverdächtigen am Tatort gefunden worden. Das Magazin «The Atlantic», das den Fund als Erstes öffentlich gemacht und auch mit nicht beteiligten Forschern gesprochen hat, schreibt vom «stärksten Beleg bislang, dass ein Tier die Pandemie ausgelöst hat».

Der deutsche Virologe Christian Drosten sieht sich ebenfalls bestätigt: «Das vorläufige Ergebnis untermauert stark meine seit Beginn der Pandemie geäusserte Vermutung eines Ursprungs in Marderhunden oder anderen Fleischfressern wie Schleichkatzen», teilte Drosten der dpa mit. Marderhunde waren auch Auslöser des SARS-CoV-1-Virus gewesen.

Als das Wissenschaftlerteam mit Florence Débarre den GISAID-Regeln folgend für eine Zusammenarbeit die chinesischen Forscher kontaktierte, geschah etwas Seltsames: Die entsprechenden Sequenzen, die die Chinesen eingestellt hatten, verschwanden wieder aus der Datenbank.

Chinesische Forscher hatten Tiere ausgeschlossen

Weil sie im Widerspruch zu der bisherigen offiziellen chinesischen Erklärungen stehen? Die Daten aus China hatte das dortige Wissenschaftlerteam hochgeladen, das 2022 geschrieben hatte, unter 1'380 Proben bei den Abstrichen seien keine mit Tierspuren entdeckt worden. Jetzt fand sich ausgerechnet bei den Marderhunden die höchste Viruslast.

Chinesische Stellen hatten Darstellungen energisch zurückgewiesen, dass illegal verkaufte lebende Tiere für den Seuchenausbruch verantwortlich sein könnten. Sogar die WHO war auf Grundlage der eingeschränkten chinesischen Kooperation zum Schluss gekommen: Es gebe keine «verifizierten Berichte über den Verkauf lebender Säugetiere 2019 auf dem Markt». WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus schimpft: «Diese Daten hätten schon vor drei Jahren zur Verfügung gestellt werden können, und das hätte auch passieren müssen.» Er rufe China erneut auf, transparent zu sein, die nötigen Untersuchungen durchzuführen und über die Resultate zu berichten.

Marderhunde vor Untersuchung weggebracht?

Die Funde und die möglichen chinesischen Versuche, sie zurückzuhalten, sind noch kein sicherer Beweis. Dafür bräuchte es eine Virusprobe, die von einem Säugetier am Anfang des Ausbruchs entnommen wurde, wofür ein Tier mit dem Virus hätte gefunden werden müssen. Aber «Marderhunde wurden nicht auf dem Markt getestet und wahrscheinlich entfernt, bevor die Behörden eintrafen», erklärte der an der Untersuchung beteiligte dänische Evolutionsbiologe Kristian Andersen der US-amerikanischen Zeitschrift «The Atlantic».

Fabian Leendertz vom Helmholtz-Institut für One Health in Greifswald, Mitglied der WHO-Gruppe zur Erforschung der Ursachen, sagt, es sei eigentlich «Routinevorgehen», Umweltproben auf das Erbgut von Tieren in der entsprechenden Gegend zu untersuchen.

Die neuen Erkenntnisse lassen die Labortheorie wieder stärker in den Hintergrund treten. Leendertz hatte sie «rein politisch motiviert» genannt. Drosten sagte dazu: «Natürlich muss man jegliche Theorien zum Ursprung des Virus ernst nehmen, aber ein natürlicher Ursprung aus einer der genannten Tiergruppen war von Anfang an die wahrscheinlichste Erklärung.»

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(t-online)