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Superstars und Underdogs in den NBA-Finals – was Denver und Miami so besonders macht

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Jimmy Butler von den Miami Heat (l.) und Nikola Jokic von den Denver Nuggets wollen ihre Teams zum Titel führen.Bild: www.imago-images.de

In der Nacht auf Freitag startet die Finalserie der US-Basketball-Liga NBA zwischen den Denver Nuggets und den Miami Heat. Obwohl kaum jemand mit dieser Paarung gerechnet hat, ist Spektakel garantiert.

Nun sind nur noch zwei Teams übrig. Die Denver Nuggets treffen in der NBA-Finalserie auf die Miami Heat. Mit dieser Finalpaarung hat kaum jemand gerechnet. Wer vor den Playoffs je 100 Franken auf die beiden Finalisten als Meister gesetzt hat, hat jetzt schon mindestens 800 Franken Gewinn auf sicher. Gewinnt Miami, sind es gar 12'300 Franken.

Dass die beiden Teams nicht die ganz grossen Favoriten waren, macht diese Finalserie in der US-Basketball-Liga aber erst aus. Denn sowohl Denver als auch Miami fühlten sich unterschätzt und nutzten dies als Antrieb. Besonders die Underdog-Story von Miami ist fast schon legendär.

Miamis Freude an der Aussenseiterrolle

Alle Spieler bei den Heat mussten in ihrer Karriere einige Widerstände überwinden und stets um Anerkennung kämpfen. Jimmy Butler wurde weder von Chicago noch in Minnesota oder Philadelphia als Spieler erkannt, der ein Team zum Erfolg führen kann. Bam Adebayo gilt in den Augen einiger Verantwortlicher als absoluter Topspieler, wird von vielen Fans aber nicht auf diesem Level gesehen. Die drei weiteren Spieler, die in den diesjährigen Playoffs bei Miami am häufigsten eingesetzt werden, wurden im Draft nicht berücksichtigt. In Florida liefern Gabe Vincent, Caleb Martin und Max Strus allesamt starke Leistungen.

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Miami setzt auf Spieler wie sie: Caleb Martin und Bam Adebayo (r.).Bild: www.imago-images.de

Butler schwärmt von der Mentalität im Team, dass auch bei Verletzungen immer ein Spieler bereit ist, einzuspringen und ähnliche Leistungen abzurufen. «Alle bleiben bescheiden und tun genau das, was der Trainer von ihnen verlangt. Mit solchen Spielern will man spielen, sie sind der Grund, weshalb wir erfolgreich sind.»

Miami schaffte es als achtgesetztes Team über das Play-In-Turnier in die Playoffs und ist erst das zweite solche, das die Finals erreicht. Auf dem Weg dorthin schaltete es mit Milwaukee und Boston die zwei vermeintlich besten Teams der Eastern Conference aus, die zudem deutlich favorisiert waren. Ein Titelgewinn wäre gar eine Premiere für ein Team, das als Achter gerade noch so in die Playoffs gekommen ist.

Kompromissloses Denver

Dies wird jedoch alles andere als einfach. Denn erneut ist Miami klarer Aussenseiter. Zu stark war Denver nicht nur in der Regular Season, sondern vor allem in den Playoffs gegen Teams wie die Phoenix Suns oder die Los Angeles Lakers. Das lag vor allem an Nikola Jokic, der in den vergangenen beiden Jahren zum MVP gewählt worden war. Der 27-jährige Center legte in den Playoffs noch einen Zahn zu, obwohl dies bei seinen starken Leistungen zuvor beinahe unmöglich schien. Doch Jokic ist nicht alleine.

Jamal Murray, der zu dieser Saison von einer langen Verletzungspause zurückkehrte, ist mittlerweile wieder in Topform und begeistert in den Playoffs mit 27,7 Punkten pro Spiel bei herausragenden Trefferquoten. Auch Dreierspezialist Michael Porter Jr. sowie die an beiden Enden des Feldes wichtigen Aaron Gordon oder Kentavious Caldwell-Pope überzeugen. Dank des breiten Kaders gewann Denver bisher zwölf der 15 Playoff-Partien, während Miami 18 Spiele brauchte, um in die Finals einzuziehen.

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Sie sind offensiv wie defensiv wichtig: Aaron Gordon und Kentavious Caldwell-Pope.Bild: imago

Auch Denver zeichnet eine Bescheidenheit aus, die anderen Superstars und Teams abgeht. So sagt Jokic auf die Frage, ob er der beste Spieler seines Teams sei: «Manchmal bin ich das, manchmal nicht.» Dass er mit seiner Übersicht und seinen teils unfassbaren Pässen mitverantwortlich für die starken Leistungen seiner Mitspieler ist? Geschenkt. Von der Favoritenrolle gegen Miami will der Serbe ebenfalls nichts wissen: «Wer hat gesagt, dass wir der Favorit sind? Die Medien? In den Finals gibt es keinen Favoriten.»

Teamkollege Jeff Green sieht das etwas anders. Der 36-Jährige weiss genau, was sein Team ausmacht: eine gewisse Kompromisslosigkeit. «Wir lassen keine Tür einen Spalt offen. Wenn wir durch sie hindurchgehen, knallen wir sie zu», schreibt Green auf «The Players' Tribune»

Das Superstar-Duell

Doch auch wenn sich Denver wie Miami über ihren Zusammenhalt definieren und die Last auf mehrere Schultern verteilen, sticht in beiden Teams ein Superstar heraus. Die Serie wird nämlich auch ein Duell zwischen Nikola Jokic und Jimmy Butler. Es sind die beiden bisher besten Spieler in den Playoffs, die sich nun duellieren. Und es sind zwei Akteure, die in der Vergangenheit bereits aneinandergeraten waren.

Beim Duell zwischen Denver und Miami in der letzten Saison rammte Jokic Gegenspieler Markieff Morris von hinten in den Rücken, was für diesen in einer längeren Pause endete. Im Anschluss gerieten die beiden Teams aneinander. Butler stellte nun zwar klar, dass er mit Jokic kein Problem habe, doch dürfte reichlich Zündstoff vorhanden sein zwischen den beiden Teams.

Doch auch sonst ist es ein spektakuläres Duell der beiden Playoff-Spezialisten Jokic und Butler. Zumal es beide mit dem jeweils besten Verteidiger des Gegners zu tun bekommen dürften. Wie Denvers Aaron Gordon und Miamis Bam Adebayo sowie die Trainer Mike Malone und Erik Spoelstra es dem Superstar des Gegners so schwer wie möglich machen wollen, wird spannend zu beobachten sein. Es dürfte ein Schlüssel zum Erfolg sein für das Team, dem dies besser gelingt.

Defensive gewinnt Titel?

Immer wieder wird in den USA das Mantra bemüht: «Offense wins Games, Defense wins Championships.» Also: Mit einer guten Offensive könne man zwar Spiele gewinnen, doch die Meisterschaft werde in der Verteidigung entschieden. Demnach müsste eigentlich Miami als eine der besten Defensiven der NBA erfolgreich sein, doch in der besten Basketball-Liga der Welt ist die Offensive längst mindestens genauso wichtig. Und dort ist Denver mit Abstand das beste Team.

Gleichzeitig haben die Nuggets aber auch eine extrem starke Defensive, während Miami offensiv vielleicht doch etwas zu sehr von Butler abhängig ist. Dies ist wohl der Hauptgrund dafür, dass Denver als deutlicher Favorit gilt.

LOS ANGELES, CA - MAY 22: Denver Nuggets center Nikola Jokic 15 and forward Michael Porter Jr. 1 during game 4 of the NBA, Basketball Herren, USA Western Conference between the Denver Nuggets and the ...

Das offensivstarke Denver feiert den Gewinn der Western Conference.Bild: www.imago-images.de

NBA, Basketball Herren, USA Playoffs-Miami Heat at Boston Celtics May 29, 2023 Boston, Massachusetts, USA The Miami Heat celebrates on the podium after defeating the Boston Celtics in game seven of th ...

Das defensivstarke Miami entschied die Eastern Conference für sich.Bild: www.imago-images.de

Die Sache mit dem Heimvorteil

Dazu kommt aber auch noch, dass Denver über den grössten Heimvorteil im US-Sport verfügt. Dies zeigte eine Studie aus dem Jahr 2018. Viel dürfte sich daran seither nicht geändert haben, da vor allem die Höhe der auf 1600 Metern über Meer liegenden «Mile High City» den Gegnern zu schaffen macht. Miami-Coach Spoelsttra ist sich sicher, dass das keinen Einfluss auf sein Team haben wird: «Wenn Denver auf dem Mount Everest spielen will, würden wir das tun.» Ausserdem könne man in der eigenen Arena in Floridas Hitze ja die Klimaanlage ausstellen, um dem Gegner zu schaffen zu machen.

Wie gut Miami wirklich mit der Höhe umgehen kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Denver verlor in der Regular Season nur sieben von 41 Heimspielen, in den Playoffs wurden alle acht Partien in der eigenen Arena gewonnen. Miami zeigte sich hingegen nur 27 Mal erfolgreich und unterlag in den Playoffs immerhin zweimal bei acht Heimspielen. Ausserdem muss Miami mindestens ein Auswärtsspiel gewinnen, um den Titel zu gewinnen, während Denver «einfach» die vier Heimspiele siegreich gestalten müsste.

Der Spielplan der Finalspiele. Der Zeitunterschied beträgt sechs Stunden, die Spiele sind also entweder 2 Uhr oder 2.30 Uhr Schweizer Zeit.

Die Statistik deutet in der heute Nacht (Freitag, 2.30 Uhr) startenden Serie also auf einen Sieg der Nuggets hin, die in ihrer 48-jährigen Geschichte noch nie den Titel gewinnen konnten. Doch das dürfte Miami und Butler nicht kümmern. «Es ist uns egal, was ihr denkt oder ob ihr auf uns tippt», sagte der 33-Jährige bereits vor der Halbfinalserie gegen Boston zu Fans und Experten, «wir wissen, dass wir immer eine Chance haben».