Zum zweiten Mal sind die Sportvereine über mehrere Monate stillgelegt. Das hat einen Einfluss auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sagt Sportsoziologe Siegfried Nagel.

Joggen statt Mannschaftstraining: Die Corona-Pandemie könnte den Trend beschleunigen, dass immer mehr Leute individuell statt im Verein Sport treiben.
Foto: Christian Beutler (Keystone)
Herr Nagel, zum zweiten Mal innert zehn Monaten sind die meisten Amateur-Sportvereine weitgehend zum Stillstand gezwungen. Was sind die Folgen davon?
Den Menschen fehlt ein wichtiger Ort, um sich zu treffen. Das erscheint mir besonders gravierend. Viele, die in der Freizeit in einem Verein Sport treiben, suchen nicht nur eine sportliche Aktivität, sondern vor allem ein soziales Netzwerk. Freundschaften und Zusammenhalt machen Vereine aus.
Warum ist das «besonders gravierend»?
Vereine haben eine Integrationsfunktion. Einerseits für die einzelnen Mitglieder, die in einem Verein sozial eingebunden sind. Das ist besonders wichtig für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Beeinträchtigung. Vereine können ihnen sozialen Rückhalt geben. Andererseits ist das auch wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Wenn Vereine nicht zu dieser sozialen Kohäsion beitragen können, hat das womöglich Einfluss auf den Zusammenhalt einer ganzen Gesellschaft.