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Russen-Offensive im Donbass: Sjewjerodonezk droht ein Schicksal wie Mariupol

Russen-Offensive im DonbassSjewjerodonezk droht ein Schicksal wie Mariupol

Die ostukrainische Stadt ist an drei Seiten von russischen Streitkräften umzingelt und steht unter heftigem Artilleriebeschuss.

Russlands Angriffskrieg dauert seit nunmehr 90 Tagen: Leicht verletzte Kämpfer der ukrainischen Armee werden in einem Feldspital nahe Popasna versorgt.

Russlands Angriffskrieg dauert seit nunmehr 90 Tagen: Leicht verletzte Kämpfer der ukrainischen Armee werden in einem Feldspital nahe Popasna versorgt.

Foto: Keystone

«Die russische Offensive im Donbass ist eine schonungslose Schlacht, die grösste auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.» Das twitterte am Dienstagmorgen der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba. Die Grenzen der besetzten Gebiete im Osten der Ukraine verschieben sich seit Wochen kaum, was aber einen falschen Eindruck von Stillstand in dem Krieg vermittelt.

In seiner täglichen Ansprache schilderte auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die dramatische Situation im Osten des Landes. «Bachmut, Popasna, Sjewjerodonezk – in dieser Richtung konzentrieren die Besatzer ihre Aktivitäten», sagte Selenski. «Sie verüben dort ein Massaker und versuchen, alles zu zerstören, was dort lebt. Buchstäblich.» Dort, wo die Front sich kaum verändert, sind die Kämpfe derzeit am heftigsten.

So ist die Stadt Sjewjerodonezk an drei Seiten von russischen Streitkräften umzingelt und steht seit Wochen unter heftigem Artilleriebeschuss. In den vergangenen Tagen gelang es den russischen Streitkräften, den Kreis um die Stadt fast zu schliessen, nachdem sie bei Popasna im Süden vorgestossen waren.

Noch 15’000 von 100’000 Einwohnern in Sjewjerodonezk

Am Dienstag wurde gemeldet, die ukrainischen Verteidiger hätten deshalb auch benachbarte Orte aufgeben und sich zurückziehen müssen. Laut dem britischen Militärgeheimdienst steht nur noch ein etwa 25 Kilometer breiter Korridor zu der Stadt unter ukrainischer Kontrolle. (Lesen Sie zum Thema auch den Artikel «Wie Russland die Ostukraine langsam erobert».)

Es wird deshalb immer schwieriger, Zivilisten aus Sjewjerodonezk zu bringen. Laut dem Gouverneur der Region Luhansk befinden sich noch knapp 15’000 von vormals 100’000 Einwohnern in Sjewjerodonezk. Beobachter warnen bereits, es könne sich eine ähnlich katastrophale Situation entwickeln wie in der wochenlang belagerten Hafenstadt Mariupol.

Mit der Eroberung von Sjewjerodonezk hätte Russland die gesamte Region Luhansk unter seiner Kontrolle, eines der neu definierten Kriegsziele Moskaus. Der britische Geheimdienst betonte allerdings auch, dass die ukrainischen Streitkräfte gut befestigte Positionen verteidigen würden. Man gehe davon aus, dass sie die Kontrolle über den Frontabschnitt behalten könnten.

In Russland soll es gemäss dem amerikanischen Institute for the Study of War unterdessen eine ganze Reihe von Anschlägen auf Rekrutierungsbüros der Armee gegeben haben, zuletzt in Udmurtien mit einem Molotowcocktail. In den letzten Monaten gab es vor allem im russischen Grenzgebiet immer wieder Angriffe auf militärische Einrichtungen. Ob diese von ukrainischen Saboteuren oder von russischen Kriegsgegnern verübt wurden, ist unklar.

Die «Kyiv Post» berichtet ausserdem, im besetzten Süden der Ukraine hätten Partisanen bei Melitopol eine Bahnverbindung zerstört. Erst am letzten Mittwoch sollen Widerstandskämpfer in derselben Region einen Anschlag auf einen russischen Militärzug verübt haben. Auch Attentate auf russische Besatzer und ukrainische Kollaborateure werden berichtet, was sich bislang allerdings nicht verifizieren lässt.

EU sucht Lösung für Getreideexport aus Ukraine

Inzwischen zeichnet sich in Teilen Afrikas und anderen Regionen der Welt weiter ab, wie Moskau die Versorgung mit Nahrungsmitteln als Druckmittel einsetzt. Weil Russland ukrainische Häfen blockiert und eigene Exporte zurückhält, sind in vielen Ländern rund um den Globus die Lebensmittelpreise deutlich angestiegen.

EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen warf Russland beim Weltwirtschaftsforum in Davos auch vor, bewusst Silos zu bombardieren. Unter anderem mit der Hilfe Grossbritanniens werde nach einer Lösung gesucht, das Getreide aus der Ukraine zu exportieren. 

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