Felix Gretarsson vorlor vor 23 Jahren bei einem Unfall beide Hände. Nach der beidseitigen Armtransplantation in Lyon spricht er nun erstmals über seine Gefühle.

«Die ersten 24 Stunden waren schrecklich», später aber äusserte er Freude über seine neuen Hände: Der 48-jährige Felix Gretarsson.
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«Ich liebe meine Hände» – mit diesen Worten hat sich ein Isländer bei französischen Ärzten für die Transplantation von zwei Schultern und Armen bedankt. «Ich betrachte sie langsam als meine eigenen», sagte Felix Gretarsson der Zeitung «Tribune de Lyon» vom Mittwoch. Die Operation in Lyon gilt als weltweit erste ihrer Art. Im Juli 2008 hatten Münchner Ärzte einem Landwirt nach einem Arbeitsunfall bereits zwei Arme eines toten Spenders transplantiert. Diese weltweit erste Operation ihrer Art umfasste aber nicht die Schultern.
Zwei Wochen nach dem Eingriff geht es dem 48-jährigen Elektriker Gretarsson nach eigenen Worten «sehr gut». Die Folgen der Operation beschrieb er allerdings als «sehr schmerzhaft». «Die ersten 24 Stunden waren schrecklich», sagte er dem Blatt. Er habe das Gefühl gehabt, «zwei Lastwagen auf den Schultern zu haben».
Nun sei er aber überglücklich. Seine neuen Hände ähnelten sogar denen, die er vor 23 Jahren bei einem Unfall bei Arbeiten an einer Hochspannungsleitung in Island verloren habe, sagte Gretarsson. Er äusserte die Hoffnung, bald sogar die Finger bewegen zu können.
Nach Angaben des Regionalsenders France 3 verlor Gretarsson nach seinem Unfall nie die Hoffnung auf eine Transplantation. Bei Recherchen stiess er 2007 auf das Ärzteteam um den Chirurgen Jean-Michel Dubernard in Lyon, der durch die Transplantation einer Hand bekannt geworden war.
Gretarsson trat mit dem Spezialisten in Kontakt, der sich des Falles annahm. Dubernards Team bereitete sich seit 2011 auf die Verpflanzung der Arme und Schultern vor. 2017 zog der Isländer dann nach Lyon um.
An der Verpflanzung im Krankenhaus Edouard-Herriot in Lyon waren nach Angaben der Klinikgruppe «zahlreiche medizinische Fachkräfte» aus der Region beteiligt. Lyon gilt in Frankreich als wichtiges Zentrum für Transplantationen: unter Leitung von Dubernard waren dort in den vergangenen 20 Jahren erfolgreich Hände sowie Unterarme verpflanzt worden.
Die kommenden drei Wochen muss Gretarsson noch in der Klinik Edouard Herriot verbringen, wo ihn seine Frau Sylwia regelmässig besucht. Danach wird er in ein Zentrum für Rehabilitation bei Lyon verlegt. Ein neues Ziel hat der Isländer auch schon: Er will Lebenscoach werden.