Gerade angesichts der aktuellen Lage ist das doch geradezu zynisch. Wer Stille und abwesende Hektik schätzt, ist in der Stadt fehl am Platz.

Leere Strassen sind wir uns in Zürich – leider – mittlerweile gewohnt.
Foto: Urs Jaudas
Irgendwann vergangenen Frühling gab es diesen Moment, als ich in meinem Wohnquartier, dem Kreis 5, plötzlich nur noch die Vögel hörte. Das Fenster stand offen – und draussen war es ganz leise, weder Tram noch Autos noch lachende Kinder oder herumschreiende Nachbarn hörte ich. Der Himmel war blau, die Sonne wärmte mein Gesicht. Mich schauderte es.
Diese Stille war ich mir nicht gewohnt – und ich fand sie nicht beruhigend, sondern gespenstisch. Wo ist das Leben hin?
Als ich die Episode kürzlich jemandem erzählte, lachte sie mich aus. «Typisch Städterin», sagte mein Gegenüber. Und ich sagte: Ja! Und schämte mich nicht dafür. Denn ich vermisse das Leben, das Gefühl, das mir die Stadt und das Quartier geben. Das Gefühl, dass etwas passiert, dass das Leben pulsiert.