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Nordkorea erwacht aus Corona-Isolation: Jetzt gibt es wieder Obst, Reiskuchen und Popcorn

Nordkorea erwacht aus Corona-IsolationJetzt gibt es wieder Obst, Reiskuchen und Popcorn

Drei Jahre verschanzte sich das Regime in Pyongyang hinter seiner Pandemieangst. Sogar der Handel mit China brach zusammen. Nun gibt es Zeichen der Öffnung im Reich von Kim Jong-un.

Nordkoreas Machthaber auf Farmbesuch: Kim Jong-un begutachtet Maiskolben.

Nordkoreas Machthaber auf Farmbesuch: Kim Jong-un begutachtet Maiskolben.

Foto: AFP/KCNA

Es gibt wieder mehr Popcorn in Nordkorea. Das ist die wichtigste Nachricht der Woche aus der isolierten Parteidiktatur, zumindest wenn man sich für das Befinden der 25 Millionen Menschen dort interessiert. Natürlich, die Staatsmedien in Pyongyang hatten andere Themen: Militärübungen, Waffentests, Fortschritte der heimischen Rüstungsindustrie. Sie berichteten über neue atomwaffenfähige Unterwasserdrohnen und über die Anordnung von Machthaber Kim Jong-un, mehr nukleares Material für die neuen Sprengköpfe zu produzieren, mit denen das Regime Kurzstreckenraketen bestücken könne.

Die Erzfeinde USA und Südkorea, die ihrerseits fleissig Militärübungen abhalten, sollen sich fürchten vor dem Arsenal, und die Landsleute sollen glauben, dass ihr Land stark ist. Propaganda. Teilweise auch Bluffs, wie Experten vermuten. Das Übliche im Verhältnis der beiden Koreas, das seit Monaten immer angespannter wird.

Diplomaten und Hilfsorganisationen zogen ab

Dass es wieder mehr Popcorn gibt in den nordkoreanischen Städten an der Grenze zu China, war dagegen wirklich etwas Neues. Die südkoreanische Internetzeitung «NK Daily» berichtete darüber mit Verweis auf ihr bewährtes Informantennetzwerk.

Seit Januar 2020 schottet das Regime in Pyongyang seine sogenannte Demokratische Volksrepublik Korea so konsequent ab wie nie zuvor. So hat es sich und seine Menschen vor dem Coronavirus geschützt, denn ein Massenausbruch wie in den freien Ländern hätte das unterversorgte Gesundheitssystem überfordert. Der Handel an der Grenze zu China brach zusammen. Fast alle Diplomaten verliessen das Land. Hilfsorganisationen zogen ab. (Lesen Sie auch die Artikel «Erste Corona-Fälle in Nordkorea» und «In der Krise schimpft der Diktator erst mal über die Arbeitsmoral».)

Die nordkoreanischen Händler lassen sich von ihren chinesischen Kollegen wieder mit einer grösseren Vielfalt an Gütern beliefern.

Was das genau für die Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner bedeutete in den vergangenen drei Jahren, ist schwer zu sagen. Die ganz grosse Hungersnot ist wohl nicht ausgebrochen, auch weil China das Land über den Seeweg mit dem Nötigsten versorgte.

Aber schwierige Zeiten waren es sicher, zumal Unwetter Ernten zerstörten. Kim Jong-un dachte laut darüber nach, dass die heimische Kollektivlandwirtschaft produktiver werden müsse. Und die Märkte, auf denen es vor der Pandemie durchaus eine gewisse Auswahl an Produkten gegeben hatte, boten fast nur noch Lebensmittel an, die man zum Überleben dringend braucht. Popcorn zählte nicht dazu.

Der Bahnverkehr zwischen Nordkorea und China ist wieder in Betrieb: Güterzug am Bahnhof von Kaesong.

Der Bahnverkehr zwischen Nordkorea und China ist wieder in Betrieb: Güterzug am Bahnhof von Kaesong.

Foto: AFP

Aber das scheint sich jetzt zu ändern. Es gibt zaghafte Zeichen der Öffnung. Zwischen China und Nordkorea verkehren wieder regelmässig Züge, und die nordkoreanischen Händler lassen sich von ihren chinesischen Kollegen laut «NK Daily» mit einer grösseren Vielfalt an Gütern beliefern. Bis zum vergangenen Jahr importierten sie in erster Linie Reis, Mehl, ein paar Grundgewürze, Baumaterialien wie Aluminiumfensterrahmen und Holz sowie Medikamente.

Mittlerweile gibt es wieder mehr Wohlstandslebensmittel wie Muschelbrühe oder Pulver vom Bonito-Fisch, dazu Obst, das auch China importieren muss. Mangos, Orangen, grüne Trauben. Und eben Naschwerk wie Reiskuchen oder Popcorn. Auch die Preise sinken. Kehrt allmählich die Normalität zurück, die vor der Pandemie Nordkoreas Alltag prägte?

Erste Einreise eines Ausländers seit drei Jahren

Es gibt weitere Anzeichen dafür, dass das Land langsam aus seiner selbst verordneten Isolation erwacht. Am Montag liessen die nordkoreanischen Behörden zum ersten Mal seit März 2020 wieder offiziell einen Menschen aus dem Ausland einreisen, nämlich Wang Yajun, Pekings neuen Botschafter in Pyongyang. Das chinesische Aussenministerium bestätigte Berichte, wonach Wang die Grenze überquert hat, um seinen Posten in Nordkoreas Hauptstadt anzutreten und «eine neue historische Periode» in den Freundschaftsbeziehungen beider Länder mitzugestalten. (Lesen Sie zum Thema Nordkorea auch den Artikel «Die Charmeoffensive des Diktators».)

Ob damit wirklich das Ende des Einreisestopps begonnen hat, ist noch nicht klar. Bisher durften nicht einmal Nordkoreaner zurückkehren, und das Seouler Portal «NK News» berichtete, dass weiterhin mehr Leute das Land verlassen, am Dienstag allein fünf Diplomaten aus Kuba, Ägypten und der Mongolei.

Nordkoreas Sportlerinnen und Sportler könnten bald wieder an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilnehmen.

Aber immerhin tut sich endlich was. Dazu passt, dass Nordkoreas Olympisches Komitee vergangene Woche bei einem Treffen neue Leistungsanforderungen für Athletinnen und Athleten ausarbeitete. Laut der Arbeiterparteizeitung «Rodong Sinmun» nahmen auch hohe Regierungsbeamte an dem Termin teil und gelobten, «die Arbeit zu beschleunigen, um die Zahl der Medaillen von internationalen Wettbewerben weiter zu erhöhen».

Das könnte heissen, dass bald das Ausreiseverbot für Sportteams endet. Nordkorea könnte dann zu Olympischen Spielen oder anderen Meisterschaften zurückkehren und der Welt endlich wieder mehr von sich zeigen als nur die Fähigkeit, Testraketen ins Meer zu schiessen.

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