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Niedrigwasser wegen Trockenheit: Sinkender Rhein­pegel­­stand treibt Benzin­preis in die Höhe

Niedrigwasser wegen TrockenheitSinkender Rhein­pegel­­stand treibt Benzin­preis in die Höhe

Die hohen Preise an der Tankstelle sind vor allem auf den niedrigen Wasserstand des Rheins zurückzuführen. 

Kampf gegen Niedrigwasser: Ein Frachtschiff fährt an den Buhnen am Rhein vorbei. (12. August 2022) 

Kampf gegen Niedrigwasser: Ein Frachtschiff fährt an den Buhnen am Rhein vorbei. (12. August 2022) 

Foto: Federico Gambarini (Keystone) 

Die Rohölpreise sind auf den tiefsten Stand seit Kriegsbeginn gesunken. Trotzdem müssen Schweizerinnen und Schweizer an den Tankstellen nach wie vor tief in die Taschen greifen. Unter anderem treibt der sinkende Rheinpegel den Benzinpreis in die Höhe.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Freitagmorgen 99,12 US-Dollar und bewegt sich damit wieder auf dem Niveau von vor dem Kriegsausbruch. Zwischendurch war der Preis auf eine Marke von bis zu 133 Dollar geklettert.

Obwohl auch der Benzinpreis wieder etwas gesunken ist, müssen Autofahrer an der Zapfsäule aber immer noch deutlich über 2 Franken pro Liter Benzin bezahlen. Hauptgrund dafür ist der tiefe Wasserstand des Rheins. 

Einstellung des Schiffsverkehrs laut Behörde unwahrscheinlich

Die Fracht- und Personenschiffe kämpfen seit Wochen mit dem Niedrigwasser im Rhein. Der für die dortige Schifffahrt wichtige Pegelstand bei Kaub in Rheinland-Pfalz sank am Freitag weiter. Er lag nach Angaben der Wasserstrassen- und Schifffahrtsverwaltung am Morgen bei 42 Zentimetern und damit rund 5 Zentimeter niedriger als zum gleichen Zeitpunkt des Vortags.

Trotz anhaltender Trockenheit können Schiffe nach Einschätzung des Präsidenten der Generaldirektion Wasserstrassen und Schifffahrt in Deutschland dieses Jahr durchgehend auf dem Rhein fahren. Er rechne nicht mit einer Einstellung des Schiffsverkehrs auf dem Fluss, sagte Hans-Heinrich Witte der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Theoretisch ist das möglich, aber ich halte es nicht für wahrscheinlich.»

Die deutsche Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hatte kürzlich erklärt, bis zu einem Wasserstand von etwa 30 bis 35 Zentimetern am Pegel Kaub könnten flachgehende Binnenschiffe die Mittelrheinstrecke noch passieren. Prognosen gehen aber von Pegelständen Richtung 30 Zentimeter bis Anfang nächster Woche am Pegel Kaub aus.

Schiffe auf dem Rhein können deshalb nur einen Viertel der Fracht transportieren, die sie normalerweise befördern. Die Frachtkosten von Rotterdam nach Basel sind entsprechend von 20 bis 30 Franken pro Tonne auf 260 Franken gestiegen. Die Kosten sind damit aktuell mehr als zehn Mal so hoch wie normalerweise, was den Benzinpreis nach oben treibt.

Weniger importiert

Seit Kriegsbeginn sind die Frachtpreise aber auch generell gestiegen. Rund 75 Prozent des Schweizer Benzins kommt nämlich fixfertig aus dem Ausland geliefert. Dabei werden gemäss den Schweizerischen Rheinhäfen in Basel rund ein Drittel aller Mineralölprodukte über den Rhein importiert.

Im ersten Halbjahr 2022 waren es nun allerdings rund 43 Prozent weniger als im letzten Jahr. «Aufgrund des Ukrainekriegs wurden viele Schiffe in Deutschland für den Transport von Kohle benötigt. Zusätzlich wurden auch Schiffe für Getreidetransporte auf die Donau abgezogen», sagte eine Sprecherin der Schweizerischen Rheinhäfen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die Verfügbarkeit des Frachtraums sei dadurch deutlich gesunken, was ebenfalls zu höheren Frachtpreisen geführt habe.

Zusätzlich sind die Erdöl-Raffinerien an ihre Kapazitätsgrenzen gestossen. Gemäss Avenergy, der ehemaligen Erdölvereinigung, fehlen allein in Europa schätzungsweise Raffineriekapazitäten in der Höhe von einer Million Fass pro Tag. Dies führe zu einer Erhöhung des Einkaufspreises.

Was muss sich ändern?

Laut Ramon Werner, Geschäftsführer des Tankstellenbetreibers Oelpool, müssten sich konkret drei Sachen ändern, damit der Benzinpreis wieder unter die Zwei-Franken-Marke sinkt. «In erster Linie braucht es flächendeckende Niederschläge», sagte Werner, dessen Firma unter anderem die Ruedi-Rüssel-Tankstellen betreibt. «Wenn der Rhein wieder mehr Wasser mit sich führt, kann mengentechnisch wieder mehr transportiert werden und die Frachtkosten würden wieder etwas sinken.»

Dazu herrscht seit dem Ausbruch des Krieges eine grosse Unsicherheit auf dem Weltmarkt. Zweite Voraussetzung ist also, dass sich die Versorgungsicherheit wieder einpendelt. «Auch wenn Russland als Erdöl-Exporteur ausfällt, kann es zu einer Normalisierung kommen», ist sich Werner sicher. Es würden andere Exporteure einspringen.

Und als dritte und letzte Voraussetzung nennt Werner das Raffinerie-System Europas, welches wieder normal funktionieren müsse. Aktuell kommen sich die hohe Nachfrage und das tiefe Angebot in die Quere.

SDA/sep

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