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Neuer Stones-Song: Alle mal Luft holen

Neuer Stones-SongAlle mal Luft holen

Die «Rolling Stones» stellten im aufgeregten Countdown-Modus ihre Single «Angry» vor und kündigen eine neue Platte an – die erste seit 18 Jahren. Eine ebenso atemlose Einordnung.

Schwer, hier nicht auch zum Zirkulationsagenten zu werden, also wie alle anderen atem- und schamlos Werbung zu treiben für die neue Platte der Rolling Stones, die erste seit achtzehn Jahren, präludiert mit der Single «Angry», die gestern um vier Uhr nachmittags Zeit Premiere hatte, ihrerseits eingeleitet von einem tage-, dann stunden, schliesslich minuten- und sekundenweise heruntergestrammten Countdown für ein Gespräch, das der US-Moderator Jimmy Fallon mit den drei überlebenden Mitgliedern der Rolling Stones wiederum live führte, und zwar nicht irgendwo, sondern im Londoner Hackney Empire Theatre, das ausgewählt wurde, weil die neue Platte der bereits erwähnten Rolling Stones «Hackney Diamonds» heisst, was, wie Mick Jagger und Keith Richards, die Gründer dieser Londoner, wenn auch nicht aus dem nordöstlichen Stadtteil Hackney, sondern eher aus dem Südteil stammenden Band, bereitwillig erklärten, schlicht einen Glasbruch bezeichne, die zerborstenen Scheiben nach einem Raub, womit dieses heute als ausserordentlich divers bekannte Quartier etwas ungerecht als Glasscherbenviertel markiert wäre, eine soziografische Zuschreibung, mit der sich die drei Rolling Stones, angeleitet von dem hypermotivierten Fan Jimmy Fallon, aber nicht lange aufhielten, sondern brav Auskunft gaben über die Aufnahmen zu ihrer Platte (vor Weihnachten), die Zahl der eingespielten Stücke (23, wovon sich zwölf auf der Platte finden), Charlie Watts (er fehlt, aber auf zwei tracks ist er zu hören, auf einem auch der Bassist Bill Wyman, der die Band bereits 1993 verlassen hat) und das, was die englischsprachigen Kollegen unweigerlich zu dem Wortspiel angry old men verleiten wird (hier wäre der vorschriftsmässige Hinweis auf das Gesamtalter unserer drei Helden fällig), nämlich das Generalthema der Platte, das angry sei, also zornig, während Fallon also sein zunächst nicht furchtbar aufregendes Werbegespräch mit Keith Richards, Mick Jagger und Ron Wood führte, verstolperte er sich in seinem Fantum ein bisschen und hampelte im Bemühen, den zappelphilippigen Mick Jagger mitsamt seiner manchmal outrierten Cockney-Sprechweise zu imitieren, reichlich ungeschickt auf der Bühne herum, was ihm einen scharfen Verweis vom echten Mick Jagger eintrug («So rede ich doch überhaupt nicht!»), den so drastisch gedissten Fallon aber keineswegs davon abhielt, seinen drei Gästen die absolut verbotene Frage nach ihrem persönlichen Lieblings-Rolling-Stones-Song zu stellen, worauf Wood grummelte, Jagger behauptete, keinen zu haben, Richards geschmackssicher «Gimme Shelter» anbrachte, was den weiter hyperaktiven Über-Fan Fallon dazu brachte, aus dem Nichts «Off the Hook» anzustimmen, 1964 als B-Seite von «Little Red Rooster» herausgekommen, ein fast vergessener Klassiker, aber so zündend, dass die drei erwähnten Musiker sogleich einfielen, und dabei, ob sie es wollten oder nicht, an ihren verstorbenen Gründer Brian Jones erinnerten, der damals das Solo spielte.

Nach diesem wahrhaft beseligenden Rolling-Stones-Moment kam «Angry».

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