Während die Gratulationen für den Gewinn der prestigeträchtigen Kultur-Auszeichnung «Salzburger Stier» noch anhalten, liefert Slam-Poetin Lara Stoll (33) schon das nächste Highlight, diesmal als Schauspielerin. Im SRF-Vierteiler «Advent, Advent» (jeweils Sonntag, SRF 1, 21.45 Uhr) ist sie in der Hauptrolle als tablettensüchtige Polizistin Nico zu sehen – die Krönung der schrillen Krimiparodie.
Die in Zürich lebende Vielbegabte ist auf der Bühne gerne «laut und anarchistisch». Hatte sie keine Mühe, sich in dieser neuen Rolle zu finden? «Ich glaube ja immer noch, dass Regisseurin Natascha Beller mich gecastet hat, weil ich mal sehr verkatert an einem Fest aufgetaucht bin und wohl sehr Nico-haft gewirkt habe, sie streitet das aber ab», erzählt sie gegenüber BLICK. «Ich denke, Nico und ich haben abgesehen von der Weihnachtsaversion recht viel gemeinsam. Ich kann meiner schlechten Laune auch sehr gut freien Lauf lassen – ja, ich zelebriere sie und nutze sie oft als Antrieb.»
Keine Angst, Zuschauergefühle zu verletzen
Angst, mit ihren Spässen über die «heilige Zeit» Zuschauergefühle zu verletzen, hat Stoll keine. «Ich habe ja nichts mit dem Inhalt zu tun. Ich spiele eine Rolle, und diese Rolle verabscheut Weihnachten, das ist ihr gutes Recht. Man muss das immer abstrahieren können.»
Den Ausstrahlungstag findet sie perfekt. «Primetime nach dem ‹Tatort›, besser geht es eigentlich nicht. Erst war es nicht sicher, ob das Ganze überhaupt am Adventssonntag ausgestrahlt wird. Aber mal ernsthaft, wer würde denn eine Serie, die so heisst, am Montag- oder Dienstagabend gucken? Höchstens meine Mutter.»
«Meine Energie verpufft in der Distanz»
Es gibt viele Werke, die sich satirisch mit Weihnachten auseinandersetzen. Welche Gründe sieht sie dafür? «Feiertage sind Verkaufsschlager für alles Mögliche. Man könnte genauso gut eine Valentinstag-Krimi-Parodie machen mit dem Titel ‹Valentin, Valentin› mit Gabriel Vetter als psychotischem Misanthrop, der Verliebte tötet, und mit Patti Basler als weiblichem Amor, der ihm Pfeile in den Hintern schiesst. Oder einen Oster-Western oder einen 1.-August-Actionfilm. Ich seh schon, gleich rufen die Produktionsfirmen an», scherzt sie.
Beeinflusst es ihr Schaffen, mit «Advent, Advent» Hunderttausende zu erreichen und in einem Kleintheater bloss einen Bruchteil? «Hunderttausende?! Das hab ich mir noch gar nicht überlegt ... Zum Glück wird mir das erst jetzt bewusst. Das ist wohl auch genau das Ding: Man hat kein Publikum vor Augen, wenn man so eine Kiste dreht. Es ist einfach Arbeit am Set und fertig.»
Sie sei ehrlich gesagt froh, dass sie keine Hunderttausende vor sich habe, wenn sie eine Lesung halte. «Der intime Rahmen der Kleintheater ist ideal für das, was ich tue. Es braucht eine gewisse Nähe zwischen mir und den Leuten, ich will sie ja ‹berühren›. Das geht schlechter, wenn der Saal zu gross ist und meine Energie in der Distanz verpufft.»