Das Reisen hat sich durch Corona massiv verändert. Neue Daten zum Zahlungsverhalten zeigen, dass der Sommer zwar ansprechend verlief. Über das ganze Jahr gesehen ist das aber ein schwacher Trost.

Am Luzerner Schwanenplatz gab es während des Lockdowns keine Touristenbusse mit Chinesen mehr.
Kaum ein Wirtschaftssektor ist von der Corona-Krise so stark getroffen worden wie der Tourismus. Auch zum Jahresbeginn 2021 ist offen, wann die Menschen wieder normal über die Grenzen werden reisen können.
Beim Reisen geben Menschen viel Geld vor Ort aus. Deshalb eignen sich Zahlungsdaten gut, um die Verwerfungen im Tourismus nachzuzeichnen.
Neuartige Daten hat das Projekt «Monitoring Consumption Switzerland» rund um Ökonomen der Universität St. Gallen erschlossen. Die Forscher erheben, wie viel Geld Inländer und Ausländer jeden Tag in der ganzen Schweiz ausgeben – mit Bankkarten, Kreditkarten oder mobilen Zahlungen. Es handelt sich um sogenannte hochfrequente oder Echtzeitdaten.
Die Daten zeigen zum Beispiel ein eindrückliches Auf und Ab in der Schweizer Hotellerie. Die Beherbergungsbetriebe in der Schweiz erlebten nach den weltweiten Lockdowns im Frühling einen noch nie da gewesenen Einbruch des Geschäfts.
Allerdings war der Sommer in der Hotellerie nicht so schlecht. Es logierten viel mehr Schweizer als üblich im eigenen Land. Das wird vor allem deutlich im Vergleich mit dem Jahr 2019, das für die Hotellerie noch ein normales Jahr gewesen war.
Auf das ganze Jahr gesehen war das ordentliche Sommergeschäft allerdings nur ein schwacher Trost. Ab Herbst lief es wegen der zweiten Corona-Welle in der ganzen Schweizer Hotellerie wieder schlechter.
Zudem profitierten vor allem Hotels in den Bergen von den einheimischen Gästen, während die Stadthotellerie darbte. In der Schweiz tat sich deshalb ein Graben auf. Bergkantone wie das Wallis und Graubünden blicken auf ein gutes Jahr 2020 zurück. Sie hatten sich schon seit längerem auf Schweizer Gäste spezialisiert.
Die Zahlungsdaten zeigen, dass etwa im Kanton Wallis im Sommer und im Herbst insgesamt mehr Geld mittels Bank- und Kreditkarten ausgegeben wurde als im Vorjahr. Ein Teil der Zunahme könnte indessen auch auf eine Verschiebung von Bargeld- zu Kartenzahlungen zurückzuführen sein.
Schlecht erging es hingegen Regionen, die von ausländischen Touristen abhängig sind, wie Luzern oder Genf. Im Kanton Luzern lagen die Ausgaben mittels Kartenzahlungen fast im ganzen Corona-Jahr niedriger als 2019.
Ein Blick in die Vorkrisenzeit zeigt, woher jeweils die Menschen kamen, die in der Schweiz Geld ausgaben. Im Jahr 2019 waren die Chinesen noch die konsumfreudigste Gruppe in der Schweiz. Auch Briten, Amerikaner, Niederländer und Russen reisten gerne hierher. Von Menschen aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Liechtenstein stammte im Jahr 2019 nur rund ein Viertel aller Ausgaben von Ausländern in der Schweiz.
Im Corona-Jahr hingegen sind mehrheitlich Menschen aus den Nachbarländern in die Schweiz gereist. Chinesen kamen fast keine mehr. Auch die Ankünfte der Briten, Amerikaner und Niederländer gingen stark zurück.
Aber ganz zum Erliegen kam der ausländische Tourismus nicht. So gaben zum Beispiel die Briten über die Weihnachtsfeiertage 2020 in der Schweiz mittels Kartenzahlungen immerhin rund 40% der Beträge vom Vorjahr aus.
In der Tourismusbranche hofft man jetzt, dass kommende Weihnachten alles so wie früher sein wird.