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Johnny Depp vs Amber Heard: «Maximale Liebe, maximaler Hass»

Nächste Woche geht der Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp (58) und Amber Heard (36) in die entscheidende Phase, für den 27. Mai sind die Schlussplädoyers angekündigt. Depp wirft Heard vor, 2018 in der «Washington Post» rufschädigende Aussagen über ihn gemacht zu haben. Er verlangt 50 Millionen Dollar Schadenersatz. Heard hat eine Gegenklage über 100 Millionen eingereicht. Die beiden waren zwischen 2015 und 2017 verheiratet.

Als sie sich 2009 bei den Aufnahmen zu «The Rum Diary» kennenlernen, ist Depp im Zenit seiner Karriere, Heard eine vielversprechende Jungschauspielerin. Geknistert haben soll es auf dem Set. Richtig beginnt ihre Liaison 2011 auf der Promotour. «Es fühlte sich an, als gäbe es Elektrizität im Zimmer. Ich stand auf und als ich das Zimmer verliess, fasste er mir ans Gesicht, wie er es bei den Dreharbeiten getan hatte, und küsste mich», schildert Heard den entscheidenden Moment.

Die Liebe zwischen zwei Menschen drückt sich oft in intimen Handlungen aus, die nicht in der Öffentlichkeit passieren. Die Zweisamkeit mit all ihren Geheimnissen bietet meist gegenseitigen Schutz, weil beide Seiten beteiligt sind. Später über den früheren Partner Persönliches «auszupacken», verbietet der Anstand, der bei geltungssüchtigen Persönlichkeiten jedoch schnell in den Hintergrund gerät. Gerade US-Amerikaner fürchten sich davor, so ihre Würde zu verlieren. «Never let your guard down» (niemals die Deckung fallen lassen) heisst ihr Ratschlag, um emotionalen Verletzungen vorzubeugen.

Die frühere Intimität als Waffe

Solche Geheimnisse zu wahren, ist im Prozess schwierig. Sie werden schonungslos offengelegt, um die Gegenseite zu vernichten. Die Verhandlung ist eine öffentliche Fortsetzung des Kampfs, der zuvor hinter den Kulissen tobt.

«Maximale Liebe, maximaler Hass» könnte der fiktive Titel dieses schlimmsten Films heissen, in dem Depp und Heard je mitgespielt haben, basierend auf wahren Begebenheiten. Was ihn spannend macht, sind die Extreme. «Er ist die Liebe meines Lebens», sagt Heard, um ihn wenig später anzuklagen: «Er ist ein Monster.»

Besonders eindrücklich schildert sie ihre Gefühlslage in einem Tagebuch. Erster Eintrag: «Bei der wahren Liebe geht es nicht nur um den Wahnsinn der Leidenschaft oder darum, die Sicherheit des Friedens zu finden. Es geht darum, beides zu haben. Ich habe in dir Freundschaft und Respekt erkannt, aber immer noch, mehr als jemals zuvor, will ich dich in Stücke reissen, dich verschlingen und deinen Geschmack auskosten.»

In einem SMS an seinen Freund Paul Bettany (50) schildert Depp später seine Gefühle noch drastischer: «Lass uns Amber verbrennen! Wir ertränken die Hexe, bevor wir sie verbrennen. Und dann habe ich Sex mit ihrer Leiche, um sicherzugehen, dass sie tot ist.» Ellen Barkin (68), die Ende 1990 eine kurze Affäre mit Depp hat, schildert ihn als «extrem eifersüchtigen Mann, der immer alles kontrollieren wollte».

Depp wie Heard nicht makellos

Waren sich Barkin und Depp einigermassen ebenbürtig, ist das Machtgefälle zwischen Depp und Heard von aussen gesehen klar: Er ist der Ältere, hat Erfolg und ist ein Mann, was einen physischen Vorteil impliziert. Im Prozess beschreibt Heard eine ganze Reihe von tätlichen Angriffen Depps, der ihr mehrfach brutal nach dem Leben getrachtet habe.

Doch Heards Position ist ebenso nicht schattenlos: Im Prozessverlauf wird klar, dass Heard ihm entgegen ersten Aussagen mehrfach geschlagen hat. Aufgedeckt wird auch, dass sie bezüglich der Verwendung ihrer Scheidungsabfindung gelogen hat.

Fakt ist: Depp wie Heard sind überspannt und exaltiert, Heard wird im Prozess gar eine Borderline-Störung attestiert. Dazu kommt bei Depp der Gebrauch von Suchtmitteln. «Ich wusste nie, mit welcher Version von Johnny ich es gerade zu tun hatte», beschreibt es Heard.

Beide wissen sie um die Wichtigkeit des Publikums. «Schauspieler suchen immer die Bühne. Auch in ihrer Beziehung und jetzt vor Gericht», so ein Prozessbeobachter. Und im Unterschied zum Mordprozess gegen O. J. Simpson (74), der 1995 die US-Öffentlichkeit ähnlich intensiv beschäftigte, kommen jetzt noch die neuen Social-Media-Kanäle dazu, über die beide Parteien ausserhalb des Gerichtssaals für sich Stimmung machen.

Toxische Beziehung

Abseits der Schuldfrage ist gewiss: Die Verbindung zwischen Depp und Heard ist toxischer Natur. «Es sind Beziehungen, die mehr Kraft rauben, als sie geben, aber trotzdem süchtig machen», beschreibt es Psychologin Regine Daniel (39).

Häufig würden dabei Menschen mit Verlustängsten an Partner mit narzisstischen Tendenzen geraten. Anfangs wirke der Zauber des Verliebtseins. Dann gerate die Beziehung immer mehr aus dem Gleichgewicht. Einer der beiden dominiere, durch Manipulation, Demütigungen, emotionale Erpressung und Gewalt.

Die Folgen toxischer Beziehungen können tödlich sein. 1992 heiraten die Sängerin Whitney Houston (1963–2012) und Bobby Brown (53). «Er war meine Droge, ich habe nichts ohne ihn getan», beschrieb es Houston. Schliesslich gelingt es ihr zwar, sich von Brown zu lösen, nicht aber vom Kokain. Sie stirbt im Alter von 48.

Die kurze Ehe zwischen Sängerin Amy Winehouse (1983–2011) und Blake Fielder-Civil (40) gilt ebenso als klassischer Fall: Fielder-Civil führt Winehouse an harte Drogen heran. Sie lässt sich zwar scheiden, stirbt aber mit 27 an einer Alkoholvergiftung.

Das für diesen Fall bemerkenswerteste Beispiel: Das Supermodel Kate Moss (48) ist von 2005 bis 2007 mit Sänger Pete Doherty (43) verlobt. Die beiden verbindet eine ähnliche, von Drogen umwölkte Monster-Liebe wie jene von Depp und Heard. Die Schlusspointe: Moss ist von 1994 bis 1998 mit Depp liiert.

Wie der Film «Depp vs Heard» ausgeht, ist offen. Sicher ist: ohne Happy End.