Vor 52 Jahren durften die Thunerinnen erstmals abstimmen. Doch gerechte Chancen für alle gebe es noch längst nicht, sagt die Geschlechterforscherin Vera Vuille.
Am 2. März 1969 durften die Thunerinnen erstmals auf Gemeindeebene abstimmen – zwei Jahre bevor das Frauenstimmrecht in der Schweiz eingeführt worden ist. Wie das wohl für Sie gewesen wäre?
Als Historikerin bin ich es zwar gewohnt, mich in vergangene politische Kontexte hineinzudenken. Dass jedoch die Generation meiner Mutter die erste war, die ab der Volljährigkeit das Stimm- und Wahlrecht hatte, ist für mich nahezu unvorstellbar.

Vera Maria Vuille vor dem Rathaus, wo sie den langen Weg für die Gleichstellung der Frau in Thun situiert: Sie ist Mitglied im Feministischen Kollektiv BeO, Geschlechterforscherin, Grafikerin, Vizepräsidentin SP Thun und seit Januar SP-Stadträtin.
Foto: Patric Spahni
Was hat Sie eigentlich dazu bewegt, Geschichte zu studieren, Politikerin zu werden und den zusätzlichen Master als Geschlechterforscherin zu machen?
Ein ausschlaggebendes Ereignis für die Wahl meiner Studiengänge und mein politisches Engagement war ein Auslandaufenthalt in Paris ab Frühling 2011: Eine pulsierende, multikulturelle Umgebung und Ereignisse, die mich stark beschäftigt und politisiert haben.