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Gefeiert in der Niederlage: Paris verneigt sich vor Wawrinka

Gefeiert in der NiederlageParis verneigt sich vor Wawrinka

Der 38-Jährige verliert ein episches Fünfsatzduell gegen Thanasi Kokkinakis, doch er wähnt sich auf dem richtigen Weg. Und er hält fest: Das soll nicht sein Abschied von Roland Garros gewesen sein.  

Merci! Stan Wawrinka bedankt sich beim Publikum und sagt Adieu. Doch er will wiederkommen.

Merci! Stan Wawrinka bedankt sich beim Publikum und sagt Adieu. Doch er will wiederkommen.

Foto: Jean-Francois Badias (AP Photo)

So hatte man Stan Wawrinka noch nie erlebt. Zwischen den Ballwechseln unterhielt er sich schmunzelnd mit Zuschauern, mit einem kleinen Jungen aus der ersten Reihe klatschte er mit der Faust ab, immer wieder bezog er das Publikum mit ein und bedankte sich für die Unterstützung. «Wawrinka, Wawrinka», hallte es durch den Court Simonne Mathieu, der wunderbar eingebettet ist in ein Treibhaus. Er genoss seinen Auftritt gegen den elf Jahre jüngeren Australier Thanasi Kokkinakis, auch wenn er ihn am Ende in fünf Sätzen verlor: 6:3, 5:7, 3:6, 7:6, 3:6.

Man hatte das Gefühl, als verneige sich Paris nochmals vor dem Romand, der hier 2015 mit seinem Finalsieg über Novak Djokovic eine Sternstunde erlebt hatte. «Das berührt mich sehr», sagte Wawrinka. «Um eine solche Atmosphäre zu erleben, spiele ich noch. Ich hatte schon immer viel Unterstützung in Frankreich, in den letzten Jahren wurde es noch mehr. Die Leute wissen auch, dass ich 38 bin und mich dem Ende meiner Karriere nähere. Wir kosten es beide nochmals so richtig aus.»

Ein hochklassiges, faires Duell: Wawrinka und Kokkinakis beim Handshake.

Ein hochklassiges, faires Duell: Wawrinka und Kokkinakis beim Handshake.

Foto: Jean-Francois Badias (AP Photo)

Wobei Wawrinka festhält: Das soll nicht sein Abschied von Roland Garros gewesen sein. Sein Ziel ist, an den Olympischen Spielen 2024 in Paris (26. Juli bis 11. August) nochmals anzutreten, und zwei Monate zuvor findet das French Open statt. «Ich habe nicht all das auf mich genommen, um nur für eine kurze Abschiedsrunde zurückzukommen», sagte Wawrinka. «Ja, ich möchte nächstes Jahr nochmals hier spielen, falls es mein Niveau erlaubt. Aber eine Garantie gibt es nicht. Man weiss ja nie, was in einem Jahr alles passieren kann.»

«Physisch und tennismässig bin ich viel weiter als noch vor ein paar Monaten. Aber mir fehlt noch das Vertrauen, um es durchzuziehen.»

Stan Wawrinka

Bereits diesmal ist Wawrinka der älteste Spieler des Turniers. Das hält ihn aber nicht davon ab, einer der Fittesten zu sein. Zwei Marathonspiele über viereinhalb Stunden innert zwei Tagen steckte er gut weg. Es war sein jüngerer Widersacher Kokkinakis, der am Ende Krämpfe bekam, nicht er. «Physisch und tennismässig bin ich viel weiter als noch vor ein paar Monaten», sagt Wawrinka. «Ich habe das Spiel, um nochmals grosse Matches zu gewinnen. Aber es fehlt mir noch am Vertrauen, um es durchzuziehen.»

Das sah man auch gegen Kokkinakis, gegen den er 6:3, 4:2 führte, ehe er ein Break kassierte und in ein Loch fiel. Er werde in gewissen Momenten zu zögerlich, mache sich zu viele Gedanken, sagte Wawrinka. «Und je erfahrener man wird, desto mehr ist man sich bewusst, dass ein Punkt alles verändern kann. Ich studiere zu viel nach.» Es gebe nur einen Weg da heraus: mehr Arbeit, mehr Matches auf diesem Niveau: «Ich war schon immer einer, der etwas länger brauchte. Aber indem ich weiter arbeite, noch mehr Opfer bringe, noch disziplinierter bin, wird das auch meinem Kopf helfen.»

Stan Wawrinka ist 38, aber er hat noch lange nicht genug.

Simon Graf ist stv. Leiter des Ressorts Sport und berichtet seit über 20 Jahren über Eishockey und Tennis. Er studierte an der Universität Zürich Geschichte und Germanistik und verfasste mehrere Sportbücher. Sein aktuelles: «Inspiration Federer».Mehr Infos@SimonGraf1

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