Die christliche Religion ist nicht bloss ein überholter Wertelieferant der Aufklärung. Christen wagen, in den Alltäglichkeiten neuzeitlicher Gottesferne auch dem Anderen, rational nie gänzlich Einholbaren Raum zu geben.

Bei existenziellen Fragen hilft die aufgeklärt-liberale Weltsicht als Ersatzglaube oft nicht mehr weiter.
Just zu Weihnachten wurde in dieser Zeitung von Simon Hehli die Quasifrage gestellt: «Die Schweiz verliert ihren Glauben – na und?» (NZZ 22. 12. 20). Die Grundaussage des Beitrags lautet: Das Christentum ist hierzulande zwar auf dem Rückzug, aber das braucht niemanden zu beunruhigen, denn die vom Juden- und vom Christentum vererbten (universellen) Werte werden auch dann fortbestehen, wenn der letzte Christ das Licht gelöscht hat. Wer nun erwartet, dass der Autor eine neue Wertedebatte aufs Tapet bringt, sieht sich getäuscht. Vielmehr wird der vermeintliche Graben zwischen christlichem Glauben und aufgeklärter Vernunft neu aufgerissen und die «wissenschaftlich rationale Weltsicht» gegen «wundersame Vorgänge» im christlichen Glauben ausgespielt.