Die grosse Mehrheit der Pensionskassengelder in der Schweiz wird heute von externen Asset-Managern bewirtschaftet – die Ursachen dafür sind vielfältig. Eine Replik auf einen Artikel von Schweizerischer Nationalbank, Suva und dem Ausgleichsfonds AHV/IV/EO.

Aus gutem Grund wird heute die grosse Mehrheit der Pensionskassengelder in der Schweiz extern verwaltet.
Institutionelle Investoren stellen sich regelmässig die Frage, wie sie die Rendite ihres Anlageportfolios maximieren können. Dabei werden auch die Vorteile und Risiken der internen gegenüber der externen Bewirtschaftung der Vermögenswerte abgewogen. Grosse institutionelle Anleger wie die Schweizerische Nationalbank (SNB), die Suva oder der Ausgleichsfonds AHV/IO/EO heben von Zeit zu Zeit die Vorteile der internen Vermögensbewirtschaftung hervor (vgl. Artikel «Vermögen intern oder extern verwalten?», NZZ 5. 11. 20). Daraus aber zu schliessen, dass sich dieser Ansatz für die Mehrheit der institutionellen Investoren in der Schweiz eignet, ist zu kurz gegriffen.
Aus gutem Grund wird heute die grosse Mehrheit der Pensionskassengelder in der Schweiz extern verwaltet. Vor einem Entscheid zur rein internen Vermögensverwaltung müssen sich Organisationen folgende Fragen stellen: Verfügen wir über die Expertise, eine adäquate Governance, ausreichend Ressourcen sowie die notwendige Grösse, um erfolgreich zu sein?
Kritische Grösse erforderlich
Modernes Asset-Management ist komplex und erfordert hohe Investitionen in Bereichen wie Portfolio-Management-Systeme, Risk-Management, Handel und Reporting. Um die gesamte Wertschöpfungskette kosteneffizient abzudecken, ist eine kritische Vermögensgrösse notwendig.
Die Vielschichtigkeit der globalen Finanzmärkte nimmt stetig zu, und die Wahrnehmung von weltweiten Anlagechancen erfordert Spezialwissen. Externe Asset-Manager ermöglichen den Zugang zu diesem Spezialwissen und erlauben damit die Beteiligung an Renditen aller Anlagemöglichkeiten. Hervorzuheben sind insbesondere spezialisierte Anlageklassen wie beispielsweise Immobilien oder Private Equity. Gerade diese Anlagen erfordern zur effektiven Diversifikation relativ hohe Investitionsvolumen, die nur über einen Pool von Investoren erreicht werden können. Insgesamt erlaubt externes Asset-Management institutionellen Investoren, für jede Asset-Klasse den besten Anbieter zu wählen und damit die notwendigen «checks and balances» sicherzustellen.
Risikomanagement und Governance
Das Management operationeller Risiken kann bei der rein internen Verwaltung von Vermögenswerten zu wenig Beachtung finden. Externe Asset-Manager müssen hohe Standards in den Bereichen Governance, Risikomanagement und Compliance erfüllen, was auch durch regelmässige Prüfungen der Regulatoren überwacht wird. Dies bietet Kunden ein hohes Mass an Sicherheit. Die Verhinderung von Fehlern, nicht nur in Krisenzeiten, ist wahrscheinlicher.
Auch Herausforderungen im Portfolio-Management wie beispielsweise Rating-Herabstufungen, Konkurse oder Settlement-Fehler können zu hohen Verlusten führen. Professionelle Asset-Manager verfügen über die notwendige Expertise und Infrastruktur, um solchen Hürden vorausschauend zu begegnen.
Vollständige Kostentransparenz
Der Markt für institutionelle Vermögensverwaltung in der Schweiz ist seit Jahren von zunehmender Konkurrenz und Professionalisierung auch auf Kundenseite geprägt. Dies schlägt sich in den durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten nieder, die gemäss der Schweizer Pensionskassenstudie 2020 von Swisscanto Vorsorge seit 2013 kontinuierlich gesunken sind. Verglichen mit grossen Pensionskassen zahlen kleinere und mittlere Institutionen keine überhöhten Gebühren.
Beim Vergleich mit den Kosten einer internen Verwaltung ist es wichtig, vollständige Transparenz hinsichtlich aller direkten und indirekten Kostenfaktoren zu haben. Während bei einem externen Mandat eine solche vollständige Kostentransparenz herrscht, sind die effektiven Kosten bei der internen Verwaltung aufgrund schwieriger Abgrenzungen oft nicht klar.
Nachhaltigkeit integrieren
Immer mehr Stakeholder verlangen zu Recht die Berücksichtigung von nachhaltigen ESG-Kriterien im Portfolio-Management. Das «E» steht dabei für «environment», also die Umwelt, das «S» für «social» und das «G» für «governance», womit eine gute Unternehmensführung gemeint ist. Auch hier müssen sich Organisationen die Frage stellen, ob sie diesen komplexen und zunehmend regulierten Bereich effizient und flexibel über interne Ressourcen abdecken können.
Die genannten Gründe sind ausschlaggebend dafür, dass heute ein Grossteil der Pensionskassengelder, sowohl in der Schweiz als auch international, extern verwaltet wird. Der abschliessende Entscheid zugunsten interner oder externer Vermögensverwaltung (oder der üblichen Kombination der beiden) setzt immer eine ehrliche Abwägung diverser organisationsspezifischer Faktoren voraus. Nur so kann die treuhänderische Verantwortung gegenüber den Eigentümern und anderen Stakeholdern erfüllt werden.
Michel Degen (Credit Suisse Asset Management), Iwan Deplazes (Zürcher Kantonalbank Asset Management) und Laurent Ramsey (Pictet Asset Management) sind Vorstandsmitglieder der Asset Management Association Switzerland.