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Die steile Karriere von Sergio Ermotti

Laut UBS-Konzernchef Sergio Ermotti haben Firmen im Zuge der Coronakrise rund 23'000 Anträge auf Kredite gestellt. (Archivbild)

Bild: KEYSTONE

Sergio Ermotti wird erneut CEO der Grossbank UBS. Seine Karriere begann mit 15 Jahren. Nun ist er (wieder) ganz oben angekommen.

Sergio Ermotti ist ab dem 5. April 2023 wieder CEO der grössten Bank der Schweiz, der UBS. Bereits mit 15 Jahren begann seine Laufbahn als Banker, obwohl er eigentlich Sportlehrer werden wollte. Als 15-Jähriger trat er seine Lehre in der kleinen Cornèr Bank in Lugano an. Sie war der Startschuss für eine steile Karriere, die ihn über die Citibank, Merrill Lynch und UniCredit bis hin zum Chefsessel der UBS führte.

Sergio Ermotti, CEO UBS, posiert anlaesslich einer Pressekonferenz der UBS beim Castelgrande in Bellinzona anlaesslich dem 100-jaehrigen Bestehen der UBS Locarno und Lugano, am Donnerstag, 22. Oktober ...

Sergio Ermotti wird erneut UBS-CEO.Bild: KEYSTONE

Ermottis Karriere bei der UBS

Im November 2011 wurde Ermotti vom damaligen UBS-VR-Präsident zum neuen CEO der UBS ernannt. Der Aufstieg an die Bankspitze kam damals plötzlich: Ermottis Vorgänger Oswald Grübel trat als UBS-CEO nach einem Grossverlust im Investment Banking zurück.

In dieser Situation vertraute der UBS-Verwaltungsrat – damals noch unter Leitung von Altbundesrat Kaspar Villiger – Ermotti die Geschicke der Bank an, zuerst ad interim, zwei Monate später dann auch ohne diesen Zusatz. Dass Ermotti diesen Job erhalten würde, war damals nicht zwingend zu erwarten, zumal er erst ein halbes Jahr vorher von der italienischen Unicredit gekommen war.

Was bedeutet ad interim?

Ad.interim bedeutet so viel wie «einstweilen» oder «unterdessen». Dabei geht es um die zeitlich befristete externe Übernahme von bestimmten Aufgaben.

Zusammen mit dem damaligen UBS-Präsidenten, Axel Weber, schaffte er es, die Grossbank nach der Finanzkrise auf ein neues Geschäftsmodell einzuschwören. Den Umbau läutete er zwei Jahre nach seinem Amtsantritt ein. Das Ziel: weg vom Investment Banking und hin zu einem stärkeren Fokus auf das Vermögensverwaltungsgeschäft. Viele Bereiche in der Investmentbank, die der UBS früher hohe Gewinne, zum Teil aber auch riesige Verluste bescherten, wurden abgebaut oder verkauft. Der Umbau zahlte sich aus: Innert weniger Jahren wurde die UBS zu einem führenden Vermögensverwalter.

Was ist eine Investmentbank?

Investmentbanken waren während der Finanzkrise und auch noch danach oft in den Medien zu finden. Im europäischen Raum ist der Ruf der Investmentbanken sehr schlecht. Das Investmentbankengeschäft unterscheidet sich grösstenteils dahingehend, dass es kapitalmarktorientiert ist. Die Kunden dieser Banken sind grosse Unternehmen, Finanzinstitutionen, Pensionskassen oder gleiche ganze Staaten und Kommunen. Keine Privatpersonen.

Vor allem vom Anleihen-Geschäft, das der Bank in der Finanzkrise fast das Genick gebrochen hatte, trennte sich Ermotti schnell. Die Investmentbank wurde nicht mehr als eigenständiger Teil der Bank, sondern vielmehr als Zulieferer für das Hauptgeschäft Vermögensverwaltung definiert. Im Gleichschritt mit dem Abbau der Investmentbank baute die UBS ihre Kapitalkraft aus, sodass sie heute gut aufgestellt ist und zu den am besten kapitalisierten und damit sichersten Grossbanken der Welt gehört.

Der Rücktritt 2020

Noch im Herbst 2019 wurde in Medienberichten darüber spekuliert, dass Ermotti noch mindestens bis zur Generalversammlung 2021 Chef der UBS bleiben wolle. Doch dem war nicht so: Im Februar 2020 gab Ermotti seinen Rücktritt bekannt. Er wolle ein neues Kapitel aufschlagen, hiess es in damaligen Medienmitteilungen.

Rückkehr nach drei Jahren

Lange blieb Ermotti der UBS aber nicht fern: Nach fast drei Jahren kehrt er an die Spitze der grössten Bank der Schweiz zurück. Der jetzige CEO Ralph Hamers habe sich bereit erklärt, im Interesse des kombinierten Unternehmens, des Schweizer Finanzsektors und des Landes zurückzutreten. Dies teilte die UBS am Mittwoch mit.

Dass dann schnell der Name von Ermotti fallen würde, war wiederum klar. Erste Analystenstimmen klingen positiv: Man begrüsse die Ernennung von Ermotti, heisst es etwa bei der Bank Vontobel, schreibt die Wirtschaftsagentur AWP.

Dass Ermotti das Amt übernimmt, kommt daher irgendwie überraschend, irgendwie aber auch nicht: Mit dem Iren Colm Kelleher als Präsident und dem Niederländer Ralph Hamers als Konzernchef wäre die neue UBS von zwei Nicht-Schweizern geführt worden. Dass das für eine Bank, die mit staatlichen Garantien in Milliardenhöhe unterwegs ist, keine besonders gute Idee ist, war offenbar auch den Beteiligten klar.

Ermottis Name war bereits am vorletzten Wochenende, als die Übernahme verhandelt wurde, von gewissen Seiten ins Spiel gebracht worden. Offensichtlich brauchte es dann aber noch ein paar Tage, um erst seinen Rücktritt als Präsident der Rückversicherers Swiss Re zu organisieren, bevor er schliesslich als neuer Super-CEO vorgestellt werden konnte.

Die Pläne

Ermotti habe schon einmal den Fussabdruck der Investmentbank verkleinert und einen Kulturwandel in der Bank herbeigeführt, schrieb die UBS. Diese beiden Prioritäten wird Ermotti auch bei der Integration der notfallmässigen, gekauften Credit Suisse in die UBS verfolgen.

Der Tessiner sei auch bestens mit der Schweizer Politik vertraut, schreibt die «NZZ». Ein grosser Vorteil in der jetzigen Situation. Denn die Übernahme der CS durch die UBS, war und wird stets auf dem Radar der Politik sein. Dies, weil sie systemrelevant und somit «too big to fail» ist und weil der Bund und die Nationalbank die Rettung der Credit Suisse mit Kreditgarantien unterstützen, für die der Bundesrat auf Notrecht zurückgreifen musste.

Die Politik will die neue UBS mit zahlreichen Vorstössen und Plänen einzugehen versuchen. Auch fordern sie, dass die UBS die CS nicht übernehmen und baldmöglichst wieder abspalten soll, um den Wettbewerb auf dem Schweizer Bankenplatz zu stärken und Massenentlassungen zu verhindern.

Ermottis Privatleben

Der 63-jährige ist aber nicht nur Banker. Er ist auch Ehemann und Vater von zwei Söhnen. Sowie Sohn von italienischen Einwanderern. Er liebt Fussball und Sport. Eigentlich wollte Emotti Sportlehrer werden. Die Ausbildung wollte er in Magglingen machen. Dafür brauchte er jedoch einen Abschluss. Die Banklehre war als Zwischenstation gedacht. Doch dann gefiel es ihm auf der Bank trotzdem ziemlich gut.

(oee)