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Ausflüge in den Alpen: Die 10 spektakulärsten Bergbahnen

Ausflüge in den AlpenDie 10 spektakulärsten Bergbahnen

Von der Holzkiste mit Blechdach bis hin zur Hightech-Cabrio-Gondel: In den Bergen gibt es viele aufsehenerregende Wege nach oben. Das sind unsere Favoriten.

Dominik Prantl, Hans Gasser, Titus Arnu, Eva Dignös, Heiner Effern, Jochen Temsch

Ein teures, aber lohnenswertes Spektakel: Der Glacier Ride mit Sicht aufs Matterhorn.

Ein teures, aber lohnenswertes Spektakel: Der Glacier Ride mit Sicht aufs Matterhorn.

Foto: PD

Für Grenzgänger: Matterhorn Alpine Crossing

Wer von Zermatt nach Breuil-Cervinia, Italien, gondeln möchte, kann dies nun tun: Am 1. Juli wurde der Matterhorn Glacier Ride II vom Klein Matterhorn hinab zur Talstation Testa Griglia eröffnet – wobei es der Begriff Talstation bei einer Höhe von fast 3500 Metern nicht ganz trifft. Es ist das letzte Puzzlestück eines 80-Jahr-Projekts mit dem Ziel, den höchstgelegenen und durchgehend per Seilbahn möglichen Grenzübergang der Alpen zu schaffen.

Schon die Inbetriebnahme des Matterhorn Glacier Ride I im Jahr 2018 auf der Gegenseite hinauf zum Klein Matterhorn (3883 m) wurde von den Betreibern als höchste Dreiseilbahn der Welt gefeiert; mit italienischen Designkabinen und Glasböden in den 28-Sitzplatz-Kabinen für Gletscher-Tiefblick. Kein Wunder, dass sich die Baukosten der beiden Bahnen auf 120 Millionen Franken summierten und schon für den einfachen Grenzübertritt etwa 142 Franken fällig sind.

Dabei ist das grösste Spektakel dieses Matterhorn Alpine Crossing genannten Unternehmens natürlich nicht die teure Technik; die Natur stellt es ganz kostenlos bereit: den Blick aufs Matterhorn, den – bedienen wir uns dieses Superlativs – schönsten Berg der Welt. (Dominik Prantl)

Tief- und Höhepunkte: von 1620 m (Zermatt) über 3883 m auf 2050 m (Cervinia). Glacier Ride I: 2923 m bis 3883 m. Glacier Ride II: 3480 m bis 3883 m. Dauer: 90 Minuten. Preis: Dynamische Preise, im Sommer kostet die gesamte Strecke von Zermatt nach Cervinia in der Hochsaison meist ca. 154 Franken einfach, retour ca. 237 Franken; in der Nebensaison etwas günstiger. Mehr Infos: matterhornparadise.ch

Für Schwindelfreie: Buiräbähnli

Das Buiräbähnli ist altmodisch, und so wird es auch bestellt: Die Wanderin oder der Wanderer greift zum guten alten Telefonhörer.

Das Buiräbähnli ist altmodisch, und so wird es auch bestellt: Die Wanderin oder der Wanderer greift zum guten alten Telefonhörer.

Foto: PD

Kommt man an die Talstation der Spies-Bahn, so kann es schon mal sein, dass man warten muss, weil gerade Heuballen damit nach Spies transportiert werden müssen, damit die Kühe am Bauernhof an der Mittelstation etwas zu fressen haben. So ist das eben, wenn man die Buiräbähnli im Engelberger Tal benutzt.

Etwa 40 dieser Kleinstseilbahnen gibt es hier, und mit acht von ihnen kann man zur Buiräbähnli-Safari aufbrechen, einer Dreitageswanderung, bei der man immer wieder diese Bauernbahnen benutzt. Meist muss man unten einen altmodischen Telefonhörer nehmen und nach oben durchgeben, dass der Bauer gleich die Bahn anschmeissen soll. Die Fahrt mit der alten roten Kabine zur Mittelstation Spies ist schon nett; richtig lustig – und vor allem luftig – wird es dann aber von der Mittelstation ins Sinsgäu. Denn dort hängt eine Kabine dran, die auf den ersten Blick eher nach Georgien als nach Schweiz aussieht: Nur die hinteren Sitze sind mit einer Blechtür verschliessbar, die vorderen werden vom Bauern und Bahnbetreiber Josef Durrer mit einer Art einhängbarem Brettergatter zugemacht.

Wer dort sitzt, sollte schwindelfrei sein. Vor allem für Familien mit Kindern ist das eine Gaudi mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass man sich 700 Höhenmeter Geraunze erspart. An der Bergstation hängt man das Gatter selbst aus (und wieder ein) und kann die Wanderung beginnen: etwa auf den Maisander, zur Alpkäserei Haghütte oder hinauf zur Bannalp mit dem grünen See. Von dort kann man mit der Bannalpbahn zum Ausgangspunkt zurückkehren. (Hans Gasser)

Tief- und Höhepunkt: 905 m bis 1643 m. Preis: Eine Bergfahrt mit dem Buiräbähnli kostet 8 Franken, zu entrichten bar auf die Hand an der Mittelstation. Dauer: Ohne Plaudern mit dem Bauern: ca. 15 Minuten

Für Gletscher-Gucker: Panoramic Mont Blanc

Gemütlich über den Gletscher: So lässt sich das Hochgebirge mit dem Panoramic Mont Blanc aus sicherer Höhe bestens erkunden.

Gemütlich über den Gletscher: So lässt sich das Hochgebirge mit dem Panoramic Mont Blanc aus sicherer Höhe bestens erkunden.

Foto: PD

Nirgendwo in den Alpen, womöglich sogar nirgendwo auf der Welt, lässt sich eine derart beeindruckende Hochgebirgslandschaft mit der Seilbahn überbrücken. Die Panoramic Mont Blanc ermöglicht theoretisch sogar eine kleine Alpenüberquerung von Frankreich nach Italien (oder vice versa), und das direkt im Mont-Blanc-Massiv. Denn die Bahn verbindet die Aiguille du Midi (3842 Meter), die von Chamonix per Seilbahn erreicht werden kann, mit der Pointe Helbronner (3466 m). Diese ist wiederum durch die Skyway Monte Bianco an Courmayeur auf italienischer Seite angeschlossen. Und was ist das für eine Verbindung!

Fünf Kilometer weit schweben die in Drillingen gruppierten Gondeln über die Landschaft aus Schnee und Eis, passieren Felszacken und geben auch Nicht-Alpinisten die Chance, in unzählige Gletscherspalten zu blicken, während sich unten ein paar sehr motivierte Ameisenmenschen durch ein Netz aus Schneepfaden mühen. Billig ist dieser sauerstoffarme Hochgenuss vor allem wegen der erforderlichen Zubringer-Bahnen aus Chamonix oder Courmayeur natürlich nicht. Allerdings kostet eine einfache Fahrt durch den zweieinhalb Kilometer tiefer liegenden Mont-Blanc-Tunnel für Autos auch schon mindestens 47 Franken – ganz ohne Tiefblicke. (Dominik Prantl)

Tief- und Höhepunkte: Von Chamonix (1033 m) über 3842 m (Aiguille du Midi) und 3466 m (Pointe Helbronner), theoretisch weiter nach Courmayeur (1300 m). Dauer: 25 Minuten (nur Panoramic Mont Blanc) Preis: Hin- und Rückfahrt 36 Franken, teuer wird es durch Zubringerkosten von Courmayeur (hin und zurück rund 52 Franken) oder Chamonix (ab 52 Franken, meist eher 72 Franken), montblancnaturalresort.com. Ähnlich gut: Matterhorn Alpine Crossing

Für Dolomitenfreunde: Cabrioseilbahn

Frische Bergluft bekommen Gäste in der Cabrioseilbahn gratis dazu.

Frische Bergluft bekommen Gäste in der Cabrioseilbahn gratis dazu.

Foto: PD

Viel schöner geht es kaum: Wer in Tiers am Rosengarten steht, hat einen irrwitzig prächtigen Blick auf das Bergmassiv mit der Laurinswand und den charakteristischen Vajolet-Türmen, die aus dem sogenannten Gartl herauswachsen. In diesem Sommer hat man diesen Blick erstmals auch vom Dach einer Seilbahn aus, der sogenannten Cabrioseilbahn von St. Zyprian bei Tiers hinauf zur Frommer Alm. Passagiere können bei schönem Wetter aus dem Inneren der Seilbahn auf deren mit einer gläsernen Brüstung versehenes Dach steigen, sich frische Luft um die Nase wehen lassen und das Panorama geniessen.

Sie sollten aber auch wissen, dass diese Seilbahn mit Sicherheit die umstrittenste in Südtirol ist, einer an umstrittenen Seilbahnen nicht gerade armen Provinz. Den ganzen vergangenen Sommer 2022 stand die bereits im Februar eröffnete Bahn still. Der Grund: Die Betreiber-Gesellschaft hatte die Berg- und Talstation grösser gebaut als in der Baugenehmigung vorgesehen, mutmasslich, um den Cabrio-Aufbau unterzubringen. Erst nachdem Räume in den Stationen zugeschüttet wurden, um das Gebäude auf die genehmigte Grösse zu reduzieren, wurde die Betriebsbewilligung erteilt.

Dass 75 Prozent der Kosten dieser Bahn aus Steuergeld finanziert wurden, macht die Sache für Umweltschützer und Alpenvereine noch etwas pikanter. Wer dafür aber immerhin sein Auto in Tiers stehen lässt, um mit der Frischluft-Bahn zum Wander- und Skigebiet am Karerpass zu kommen, hat wenigstens ein paar Kilo CO₂ eingespart. (Hans Gasser)

Tief- und Höhepunkt: 1224 m bis 1752 m. Dauer: 6,5 Minuten. Preis: Einzelfahrt rund 15 Franken, retour rund 21 Franken, carezza.it. Ähnlich gut: Cabriobahn Stanser Horn, Zentralschweiz

Für Höhenmeter-Fresser: Pilatusbahn

Sie überwindet auf 4,6 Kilometer 1633 Höhenmeter: Die steilste Zahnradbahn der Welt führt auf den Pilatus.

Sie überwindet auf 4,6 Kilometer 1633 Höhenmeter: Die steilste Zahnradbahn der Welt führt auf den Pilatus.

Foto: PD

Der Ingenieur Eduard Locher hatte im 19. Jahrhundert eine steile These: Könnte man nicht eine Bahn auf den Pilatus bauen, jenen 2128 Meter hohen Berg am Vierwaldstättersee? Zugegeben, eine ziemlich schräge Idee, aber bereits 1889 wurde die Strecke von Alpnachstad nach Pilatus Kulm eröffnet. Sie überwindet auf 4,6 Kilometer 1633 Höhenmeter, das ist eine Steigung von 48 Prozent – die steilste Zahnradbahn der Welt, bis heute.

Ingenieur Locher entwickelte dafür eigens ein neues Zahnstangensystem. Auch musste beim Bau auf Schotter verzichtet werden, weil die Steine dauernd ins Tal kullern würden. Die Bahn ist ein Baudenkmal, Generationen von Schülern haben Ausflüge zum Luzerner Verkehrshaus und zum Pilatus hinter sich. Die alten Dampftriebwagen stehen schon lange im Museum, bereits 1936 wurde die Strecke elektrifiziert.

Nun wurde die steilste Zahnradbahn umfassend modernisiert, seit diesem Sommer sind hochmoderne Triebwagen mit Panoramaverglasung unterwegs. Die Fahrt in den neuen Waggons dauert 30 Minuten. Auf dem Gipfel gibts mehrere Restaurants, einen Drachenwanderweg und eine neue Luftseilbahn, die einen in drei Minuten wieder ins Tal bringt. Viel schöner ist es, langsam mit der Zahnradbahn bergab zu rattern. Auch wenn es ein teurer Spass ist. Der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau ist gratis. (Titus Arnu)

Tief- und Höhepunkt: 440 m bis 2128 m. Dauer: 30 Minuten. Preis: Retourticket: umgerechnet 76 Franken, pilatus.ch

Für Stehfahrer: Korblift Vellau

Manchmal muss man sich einen Stehplatz gönnen, wie hier im Korblift Vellnau.

Manchmal muss man sich einen Stehplatz gönnen, wie hier im Korblift Vellnau.

Foto: PD

Allein der Name: so simpel wie einleuchtend. Nix mit Glacier Ride, Sky-Express oder Panoramicbahn. Einfach Korblift Vellau. Der Liftboy ist auch weder Boy noch ein vom Rhythmus der nahezu unfehlbaren Bahnen eingelullter Bahnangestellter, wie sie sich oft anderswo in den Alpen hinter Scheiben langweilen. Er ist – zumindest war er bei den zwei Testfahrten des Autors in vollem Einsatz zu sehen – der Besitzer, Kassier und Einstiegshelfer in Personalunion, heisst Josef Schweigl und hat schon drei Jahrzehnte Erfahrung in seinem Job.

Schweigls Hilfe ist auch wichtig, weil der grüne, brusthohe Metallkorb beim Einsteigen der höchstens zwei Erwachsenen einfach langsam durch die Station weiterfährt. Anschliessend schwebt man stehend, aber sehr gemütlich wie schon 1966 durch Wald und über Wiesen hinweg. Mit Blick aufs weite Etschtal geht es hinauf zur Leiteralm (1550 m) samt Kinderspielplatz, Panorama-Cappuccino und Buchweizenspätzle, darüber die Berge der Texelgruppe, dahinter der Einstieg in den Meraner Höhenweg. Die Talstation am kleinen Ort Vellau auf knapp 1000 Metern ist übrigens nicht nur per Bus und Auto, sondern von Algund aus auch per Einsersessellift erreichbar – noch so eine Entschleunigungsmaschine. (Dominik Prantl)

Tief- und Höhepunkt: 980 m bis 1520 m. Dauer: 13 Minuten. Preis: Einfache Fahrt 9.10 Franken, Retourticket: 12 Franken, gasteiger.it. Ähnlich gut: Korblift Langkofelscharte

Für Hungrige: Dampfwürstlibummler

Für die Verpflegung ist hier ebenfalls gesorgt: Die Heizerwürstli werden während der Fahrt im Dampfkessel gegart.

Für die Verpflegung ist hier ebenfalls gesorgt: Die Heizerwürstli werden während der Fahrt im Dampfkessel gegart.

Foto: PD

Dampfwürstlibummler! Schon für seinen Namen muss man das Bähnli lieben. Die 125 Jahre alte Bergbahn führt von Brienz auf das Rothorn, die 7,6 Kilometer lange Strecke windet sich der Bergflanke entlang zur Planalp, vorbei an Alpweiden, Bächen, Felsen und durch lichte Wälder über die Baumgrenze hinaus bis zum Berghaus Rothorn Kulm auf 2266 Meter. Die schnellste Bergfahrt mit der historischen Bahn, die noch mit Dampfloks aus dem Baujahr 1891 betrieben wird, dauert eine Stunde.

Man kann auf der Strecke aber auch den Dampfwürstlibummler buchen, das ist die noch langsamere Bummelzugverbindung mit ganz spezieller Erlebnisgastronomie. Der schnuckelige Sonderzug schnauft mittwochs und samstags zur Planalp, dort serviert der Zugführer die legendären Heizerwürstli, die er während der Fahrt im Dampfkessel gegart hat, dazu gibt es knuspriges Zahnstangenbrot.

Nach dem Imbiss geht die Fahrt gemütlich weiter, noch eine Stunde bis zum Gipfel, mit Blick auf den Brienzersee, eine Steinbock-Kolonie und die Berge des Berner Oberlands. Während es dampft und raucht, wird es einem ganz warm ums Herz. Die Dampflok sieht übrigens exakt so aus wie Emma, die Lokomotive von Jim Knopf. Fast so fantastisch wie das märchenhafte Erlebnis ist leider der Preis – für die Fahrt im Würstli-Bähnli zahlt man über 100 Fränkli. (Titus Arnu)

Tief- und Höhepunkt: 566 m bis 2252 m. Dauer: 120 Minuten. Preis: Einfache Fahrt 62 Franken, Retourticket: 96 Franken, zusätzlich zahlt man für Wurst, Brot und Getränk, brienz-rothorn-bahn.ch. Ähnlich gut: Zahnradbahn Pilatus

Für Meditierer: Kaiserlift Kufstein

30 Minuten Meditation bekommen Mitfahrende auf dem Kaiserlift Kufstein.

30 Minuten Meditation bekommen Mitfahrende auf dem Kaiserlift Kufstein.

Foto: PD

In Sesselliften der modernen Art drängt sich ein gut abgehangener Witz auf: «Warum sind ostfriesische Busse stets zehn Meter breit, aber nur drei Meter lang? – Weil immer alle vorne sitzen wollen.» Zu zehnt nebeneinander werden die Aufstiegswilligen mancherorts den Berg hinauftransportiert, das fühlt sich an wie in einem Ostfriesenbus in der ersten Reihe. Im Kaiserlift in Kufstein hingegen gibt es nur Einzelplätze. Die separate Loge wäre eines Kaisers angemessen, doch seinen Namen verdankt der Lift keinem Herrscher, sondern dem Kaisergebirge, dem Ziel der Fahrt.

Die dauert, mit Umstieg an der Mittelstation, ansehnliche 30 Minuten und hat etwas geradezu Meditatives. Man gondelt über die Baumwipfel dahin, Vögel zwitschern – und niemand, gar niemand, quatscht dazwischen. Kurz vor Ende der Fahrt öffnet sich dann der Blick auf das Kaisergebirge, auf den Wilden und den Zahmen Kaiser. Oben angekommen, kann man beispielsweise über den Gamskogel zur Steinbergalm wandern.

Ambitioniertere nehmen den Klettersteig auf den Scheffauer. Schon an der Mittelstation beginnt ein Naturerlebnisweg mit bunten Hängematten und diversen Spielstationen. Das Kaisergebirge ist Naturschutzgebiet, fast 100 Quadratkilometer Bergwelt ohne Strassen und ohne weitere Lifte. Die Naturschutzauflagen sorgten dafür, dass es nach der Sanierung vor rund zehn Jahren beim nostalgischen Einersessel blieb, etwas breiter und bequemer sind die Sitze geworden – und für Vierbeiner gibt es nun eigene Hundeboxen. (Eva Dignös)

Tief- und Höhepunkt: 500 m bis 1256 m. Dauer: 30 Minuten. Preis: einfach 14.30 Franken, Retourticket 20 Franken, Kinder bis 18 gratis. naturerlebnis-kaisergebirge.at. Ähnlich gut: Nostalgiebahn Dürrnbachhorn, Reit im Winkl

Für Nostalgiker: Predigtstuhlbahn

Älteste originale Grosskabinenseilbahn der Welt: So darf sich die Predigtstuhlbahn nennen, weil die Kabinen, die Stützen und viel Technik ihren Dienst seit dem 1. Juli 1928 verrichten. 

Älteste originale Grosskabinenseilbahn der Welt: So darf sich die Predigtstuhlbahn nennen, weil die Kabinen, die Stützen und viel Technik ihren Dienst seit dem 1. Juli 1928 verrichten. 

Foto: Thomas Kujat

Bei den benachbarten Österreichern, zu denen es von Bad Reichenhall aus nur eines Hüpfers bedarf, schmücken sich altehrwürdige und auch weniger würdige Persönlichkeiten gerne mit Titeln. Kein Wunder also, dass die sehr alte und deshalb ein bisschen würdige Predigtstuhlbahn im Berchtesgadener Land auch einen Titel führt: «älteste im Original erhaltene Grosskabinenseilbahn der Welt».

Das stimmt wahrscheinlich sogar, denn die Kabinen, die Stützen und viel Technik verrichten ihren Dienst seit dem 1. Juli 1928. Als damals die Bahn vom mondänen Kurort Bad Reichenhall hinauf zum Predigtstuhl eröffnet wurde, war es eine Sensation. Oben an der Bergstation wurde sogar ein Restaurant gebaut, mit Panoramablick. Von der Stadt aus schwebte man damals wie heute gleich zu Beginn über die Saalach, die weiter oben zum See aufgestaut im richtigen Licht spektakulär grün leuchtet.

Weiter geht es über viel Wald hinauf, vorbei an den schweren Betonstützen, bei denen man sich fragt, wie die Menschen die wohl in den Zwanzigerjahren dort gebaut haben. An der höchsten Stelle schwebt die Gondel 180 Meter über dem Boden. Oben wird es schroffer und felsiger, doch wer dann aus der Bergstation zu einer leichten Wanderung startet, erlebt ein Hochplateau mit vielen Pflanzen.

Angst müsse niemand haben, wenn er mit der historischen, zwölfeckigen Gondel fährt, so heisst es in Bad Reichenhall. Schliesslich läuft die Bahn noch mit der Originaltechnik, weil sie es beim Bau mit der Sicherheit vorsichtshalber etwas übertrieben haben sollen. In ihrem Alter hat die Predigtstuhlbahn schon so manches erlebt, etwa eine Insolvenz und die Pläne, oben eine riesige Jesus-Figur wie in Rio de Janeiro aufzustellen. Vor drei Jahren wurde sie mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis 2020 in Gold für private Bauwerke ausgezeichnet. (Heiner Effern)

Tief- und Höhepunkt: 476 m bis 1583 m. Preis: einfach 26 Franken, Berg- und Talfahrt 47 Franken, verschiedene Ermässigungen, predigtstuhlbahn.de. Dauer: 8,5 Minuten. Ähnlich gut: Kampenwandbahn Aschau

Für Laufsportler: Schafbergbahn

Bergsportlerinnen und auch die Schafbergbahn kommen bei dieser Steigung ins Schnaufen.

Bergsportlerinnen und auch die Schafbergbahn kommen bei dieser Steigung ins Schnaufen.

Foto: PD

Die Frage, ob der naturverbundene Mensch überhaupt eine Aufstiegshilfe benutzen darf, um auf die Gipfel der Alpen zu gelangen, erhitzt die Gemüter seit der Erfindung der Eisenbahn. Aber so spielerisch wie am Schafberg im Salzkammergut wird der Wettstreit Mensch gegen Maschine nirgendwo sonst ausgetragen. Dort gibt es jährlich einen Berglauf, dessen Ursprung auf eine Wette zurückgeht und dessen spezieller Reiz darin besteht, schneller als die Bahn oben anzukommen.

Die seit 1893 in St. Wolfgang zum Gipfel abfahrende Dampflok schnauft nicht weniger heftig als die Sportler die 1190 Höhenmeter mit bis zu 26 Prozent Steigung empor: Es ist die steilste dampfbetriebene Zahnradbahn Österreichs, und der erste Wettkampf ging der Legende nach nur deshalb unentschieden aus, weil der Lokführer anhalten und Wasser nachfüllen musste. Die Fahrgäste haben es freilich äusserst gemütlich auf ihrem Ausflug.

Das nostalgische Bähnchen ruckelt gemächlich durch die Landschaft: Entspannter lässt sich das wunderbare Zusammenspiel der Seen und Berge des Salzkammerguts kaum geniessen. Der Schafberg selbst trägt mit seinem markanten, in schräger Linie abfallenden Gipfelaufbau entschieden zum Panorama bei. Auf der letzten Etappe wird die Fahrt dann auch noch spannend. Es geht so dicht an den Felswänden vorbei, dass man sie fast greifen kann, durch zwei Tunnels, dann ist nach etwa 35 Minuten Fahrtzeit Endstation. Der bislang schnellste Läufer schaffte es in 43 Minuten nach oben. Man kann also durchaus sagen: Die Schafbergbahn ist unschlagbar. (Jochen Temsch)

Tief- und Höhepunkt: 542 m bis 1732 m. Preis: Die Bergfahrt kostet 32 Franken, Berg- und Talfahrt 45.50 Franken. Dauer: ca. 35 Minuten. www.5schaetze.at. Ähnlich gut: Wendelsteinbahn in Bayern

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