24 Stunden am KnabenschiessenEs ist heiss – noch ist der Andrang nicht riesig
Angefangen hat es als Schützenfest. Heute ist das Knabenschiessen die grösste Chilbi im Land. Die Veranstalter rechnen mit einer Million Besucherinnen und Besucher.

Die grösste Chilbi der Schweiz lockt wieder Tausende aufs Albisgüetli.
Archivfoto: Urs Jaudas
Für manche Zürcherinnen und Zürcher sind es die drei schönsten Tage im Jahr: Das verlängerte Knabenschiessen-Wochenende mit seiner riesigen Chilbi auf dem Albisgüetli. Es locken Bratwurst, Zuckerwatte, wilde Fahrten auf irren Bahnen – und vielleicht sogar ein Gewinn am Schiessstand.
Eine Zeit lang kam alle paar Jahre eine neue, noch spektakuläre Chilbibahn dazu, doch mittlerweile scheint ausgereizt, was für menschliche Mägen erträglich ist. Viel Neues brauche es auch gar nicht, sagt Knabenschiessen-Sprecher Stefan Bachmann. Die Chilbi und der Schiesswettbewerb seien ein sicherer Wert im Zürcher Festkalender.
Was allerdings ungewöhnlich ist: Das warme, sonnige Wetter.
Doch was macht das Knabenschiessen aus? Wir sind 24 Stunden am Fest unterwegs und versuchen auch den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Noch hält sich der Andrang an der Chilbi in Grenzen. Gut möglich, dass die Zürcherinnen und Zürcher bei den herrschenden Temperaturen lieber noch einmal in den See springen oder in die Badi gehen und erst später ans Knabenschiessen. Aktuell zeigt das Thermometer in Zürich Affoltern über 29 Grad, in Fluntern fast 27.
Zwischen den Bahnen staut sich die Hitze, der Schweiss rinnt. Wie aussergewöhnlich die Temperaturen sind, zeigt ein Rückblick auf die Knabenschiessen der letzten Jahren, für diese Zeitung zusammengestellt von Meteo Schweiz.
Für heute Samstag und morgen Sonntag erwartet Meteo Schweiz bis zu 30 Grad, was eine Abweichung von 8 Grad von der Norm bedeute. Solche Temperaturen seien «ausserordentlich für September und liegen beispielsweise an den Stationen Zürich-Affoltern oder Kloten in den Top-Ten», schreibt Eugen Müller. Leiter Prognoseteam und Flugwetterzentrale.

Ardit ist heute «Flatterbandhalter».
Foto: Liliane Minor
Hinter Ardit kreischen die Chilbibesucher, es riecht nach Raclette und Bratwurst. Aber der 18-Jährige steht stoisch an der Tramhaltestelle Strassenverkehrsamt. Seine Aufgabe: Ein rot-weisses Flatterband zu halten, das die Festbesuchenden davon abhalten soll, vor die zu- und wegfahrenden Busse zu laufen.
«Scho chli blöd» sei dieser Job, und heiss obendrein in den langen Hosen, findet Ardit. Aber er könne seinen Dienst halt nicht aussuchen. Dann ergänzt er grinsend: «Aber wenigstens kann ich sünnele.» Ob er später noch an die Chilbi geht, weiss er nicht. Zuerst gilt es, die restlichen vier Stunden hinter sich zu bringen, die sein Dienst noch dauert.
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