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Mehrere zehntausend Menschen haben sich am Samstag laut den Veranstaltern an der nationalen Klimademo in der Stadt Bern beteiligt. Sie forderten sofortigen Klimaschutz.
Gesundheitsminister Berset blickt im Interview auch auf die Corona-Zeit zurück, immer mehr Kinder müssen schulpsychologisch betreut werden und die 5-Tages-Woche gilt als Modell der Zukunft – die Sonntagspresse.
Berset räumt ein
«Die Einschränkungen für Kinder und Jugendliche, wie zum Beispiel die Schulschliessungen, waren zwar vergleichsweise kurz. Heute wäre ich aber froh, sie wären noch viel kürzer ausgefallen.» Der scheidende Gesundheitsminister Alain Berset gesteht im Interview mit der «NZZ am Sonntag», dass er manche Situation heute anders beurteilen würde. «Der Bundesrat hat jeden Entscheid unter Berücksichtigung der Informationen gefällt, die man zum jeweiligen Zeitpunkt hatte.» Das Gesundheitswesen sei zwar nie am Anschlag gewesen. Aber:
«Es war ja gerade das Ziel der Massnahmen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.»
Immer mehr Kinder werden «abgeklärt»
Bei den schulpsychologischen Diensten gibt es Wartelisten bis zu einem halben Jahr. Die Gründe: hoher Leistungsdruck, die Integration von Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten und Mehrfachbehinderungen, hilflose Lehrpersonen und überforderte Eltern.«Es werden immer mehr Erziehungsaufgaben an die Schulen delegiert», sagt Sekundarlehrer Dani Kachel, Präsident des Oberstufenverbands SekZH in der «SonntagsZeitung.»
«Es besteht die Gefahr, dass vergessen wird, dass es normal ist, wenn sich Kinder doof benehmen. Nicht alle sind gleich ein Therapiefall.»
«Die Ansprüche an die Schule sind gestiegen, und die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler werden stärker gewichtet.» Psychologe Allan Guggenbühl sagt aber auch: Oft werde auf Probleme mit einer «Abklärung» reagiert, statt mit einem Gespräch. «Es besteht die Gefahr, dass vergessen wird, dass es normal ist, wenn sich Kinder doof benehmen. Nicht alle sind gleich ein Therapiefall.» Dennoch wurde in vielen Kantonen das Personal in den schulpsychologischen Diensten hochgefahren, um die Zahl der Anmeldungen zu bewältigen: 800 Schulpsychologinnen und -psychologen sind aktuell in der Schweiz tätig.
113 Lobbyisten treiben die Krankenkassen-Prämien hoch
Es ist nicht erstaunlich, dass die Krankenkassenprämien nächstes Jahr um satte 8.7 Prozent steigen: Die Gesundheitsbranche hat im Bundeshaus eine übermächtige Interessenvertretung. Eine Auswertung der «SonntagsZeitung» zeigt, dass während der Parlamentssession insgesamt 113 Gesundheitslobbyisten für die Interessen ihrer Auftraggeber weibeln: 90 sind Parlamentarier, der Rest externe Berufslobbyisten. Der grösste Teil davon vertritt sogenannte Leistungserbringer: Ärzteorganisationen, Spitäler und Medikamentenhersteller. Sie alle haben kein Interesse an tiefen Gesundheitskosten, sondern an hohen Margen, guten Löhnen und anderen Vorteilen für ihre Branche.
Die Lobby der Prämienzahler ist dagegen verschwindend klein. Beim Lobbyismus zeigen Politiker gerne mit dem Finger auf die anderen. Doch die Auswertung zeigt: Keine Partei ist besser als die andere. Von den Grünen bis zur SVP ist jede im Gesundheitsbereich verbandelt, wenn auch die Schwerpunkte unterschiedlich sind. Die Interessen der Pharma werden zwar fast ausschliesslich von bürgerlichen Nationalräten wie Thomas de Courten (SVP) und Beat Walti (FDP) vertreten. Die SP hat dafür am meisten Lobbymandate bei Ärzte-Organisationen.
Von ABB, Migros bis Stadler Rail: Wirtschaft stellt 5-Tage-Woche zur Debatte
Wichtige Akteure der Schweizer Wirtschaft haben zehn «Best Practices» zur Arbeitswelt von heute entwickelt. Der umfangreiche Leitfaden soll Firmen als «Anregung und Ideengeber» dienen, um moderne Arbeitgeber zu sein. «SonntagsBlick» weiss: Neben Migros, der grössten Arbeitgeberin des Landes, waren namhafte Industriebetriebe wie ABB, Bühler, Geberit, Georg Fischer und Stadler Rail an dem Projekt beteiligt. Involviert waren auch der Schweizerische Arbeitgeberverband sowie Swissmem, der Verband der Schweizer Tech-Industrie.
«Eine Arbeitswoche lässt auch auf vier beziehungsweise sechs Tage verteilen.»
Zentrales Element des Leitfadens ist eine zeitliche Flexibilisierung der Arbeit. Dazu heisst es wörtlich: «Ging es bislang häufig um die Frage der Präsenz vor Ort oder Remote Working, so könnte ein weiterer Schritt sein, die Arbeitswoche an sich flexibel zu gestalten und vom traditionellen Bild der 5-Tage-Woche abzuweichen.» Und weiter: «Eine Arbeitswoche lässt auch auf vier beziehungsweise sechs Tage verteilen.» Ziele einer solchen Flexibilisierung sind gemäss Leitfaden eine «moderne Arbeitskultur», «attraktive Arbeitszeitmodelle» zur Fachkräftegewinnung sowie die Möglichkeit für ältere Mitarbeitende, weiterhin erwerbstätig zu bleiben.
Das Besondere an den Vorschlägen ist, dass sie auch von Angestellten eingebracht wurden. Die genannten Verbände und Unternehmen haben die zehn «Best Practices» nicht top-down festgelegt, sondern in Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretungen und Personalkommissionen entwickelt. (has) (aargauerzeitung.ch)